Zusammenarbeit von Menschen und Tieren: Mit Delfinen fischen gehen

In Südbrasilien gibt es Fischer*innen, die mit Delfinen gemeinsam jagen. Bio­lo­g*in­nen haben untersucht, wie diese Zusammenarbeit funktioniert.

Delfine unterwasser

In Südbrasilien gehen Delfine eine Jagdgemeinschaft mit Fischern ein Foto: Franco Banfi/imago

Seit mindestens einem Jahrhundert fischen Menschen in Südbrasilien gemeinsam mit Delfinen. Beide fangen Meeräschen, und beide profitieren von der Zusammenarbeit. Für Menschen ist diese Art zu jagen nicht nur wichtig für die Nahrungsversorgung. Sie steigert auch ihr Wissen über die Natur. Aber solche Traditionen sterben aus. Auch in Südbrasilien gibt es immer weniger Fischer*innen, die mit den Delfinen zusammenarbeiten.

Die Studie

Bio­lo­g*in­nen haben deswegen untersucht, wie genau die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Delfinen in Südbrasilien funktio­niert, und ihre Ergebnisse im Fachmagazin PNAS veröffentlicht. Dafür haben sie die Fi­sche­r*in­nen mit GPS-Armbändern ausgestattet, die Delfine ebenfalls per GPS und mit Kameras verfolgt und die Meeräschen mithilfe von Sonar beobachtet. Dabei haben sie festgestellt, dass Fi­sche­r*in­nen ihre Netze nicht so sehr dort auswerfen, wo Meeräschen sind. Sondern dort, wo sie Delfine sehen. Das tun sie aus gutem Grund: Wenn Delfine da sind, ist es 17-mal so wahrscheinlich, dass die Fi­sche­r*in­nen Meeräschen fangen, und sie fangen viermal so viel wie sonst, egal wie viele Meeräschen dort gerade sind.

Mit Unterwasserkameras haben die For­sche­r*in­nen beobachtet, dass die Delfine Gruppen von Meeräschen in Richtung der Fischer treiben und ihnen dann einen Hinweis geben, indem sie nah ans Boot schwimmen und dann tief abtauchen. Die Delfine, die gemeinsam mit Menschen fischen, haben eine um 13 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Artgenossen, die es nicht tun. Die Wis­sen­schaft­le­r*in­nen haben beobachtet, dass die Delfine ihr Echolot häufiger benutzen und tiefer tauchen, wenn sie mit Menschen zusammenarbeiten. Beides sorgt normalerweise für größeren Erfolg bei der Jagd. Dazu kommt eine kleine Bezahlung: Die Fi­sche­r*in­nen berichten, dass die Delfine häufig einige Fische aus den Netzen nehmen.

Die For­sche­r*in­nen haben aber auch festgestellt, dass es immer weniger Delfine gibt, die mit den Fi­sche­r*in­nen zusammenarbeiten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es wegen der Überfischung durch kleine und industrielle Fi­sche­r*in­nen immer weniger Meeräschen gibt. Dadurch werden die Möglichkeiten für die gemeinsame Jagd seltener, und Fi­sche­r*in­nen mit weniger Erfahrung erkennen die Hinweise der Delfine schlechter.

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Was bringt’s?

Es gibt zwar theoretische Modellierungen zu Interaktionen zwischen Menschen und wilden Tieren, aber wissenschaftlich beobachtet wurden sie bisher selten. Die Ergebnisse der For­sche­r*in­nen sind auch für Na­tur­schüt­ze­r*in­nen nützlich. Denn sie können in Regionen, in denen Tiere und Menschen noch zusammenarbeiten, diese Traditionen fördern und die Bedingungen für ihr Weiterbestehen schaffen. So profitieren die lokalen Gemeinschaften und die Tiere gleichermaßen.

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