Elon Musk und Twitter: Regeln werden ihn nicht stoppen
Elon Musk behandelt Twitter genauso wie die ganze Welt: als Spielzeug. Was das für den Kurzmitteilungsdienst bedeutet? Eher nichts Gutes.
D er neue Twitter-Chef und -Eigentümer Elon Musk macht zurzeit kräftig Werbung – für alle möglichen Plattformen, aber nicht für seine eigene. Zahlreiche neue Baustellen hat er seit seinem Antritt und der Übernahme des Unternehmens verursacht: von der Verifizierung der Nutzer:innen-Accounts bis hin zu massenhaften Entlassungen, die ein immer noch anhaltendes Chaos verursachten. Bei vielen Nutzer:innen sorgt das für Verunsicherung. Neben der Sorge um die Debattenkultur geht es auch um die Frage: Möchte man so einem Unternehmen eigentlich persönliche Daten anvertrauen?
Dabei ist Musks erratischer Führungsstil alles andere als eine Überraschung. Im Gegenteil, soweit das möglich ist, ist er in diesem Rahmen sogar recht stringent: Musk handelte bereits in der Vergangenheit als Führungskraft, aber auch als politische Stimme maximal unvorhersehbar. Was gestern noch galt, kann heute schon wieder ganz anders sein und morgen sowieso.
Unter dieser Prämisse lassen sich auch Musks jüngste Schritte verstehen: ein Verbot von Werbung für andere Plattformen, das bereits in Teilen wieder kassiert wurde, und eine Nutzer-Abstimmung darüber, ob Musk selbst Chef des Unternehmens bleiben soll. Ersteres ist ein interessantes Verständnis von Meinungsfreiheit für jemanden, der sich als „Absolutist“ der freien Rede betrachtet. Und Letzteres ein klassisches Beispiel von Demokratiesimulation, wie sie Musk gerne betreibt. Als Inhaber einer Coffeeshop-Kette, der die Kund:innen über das Angebot abstimmen lässt, wäre das akzeptabel. Als Chef einer globalen Plattform, die eine zentrale Rolle für die Meinungsbildung spielt, ist das ein Problem – siehe die Abstimmung über die Account-Entsperrung von Donald Trump.
Musk behandelt Twitter, die Politik, die Demokratie, die ganze Welt als eine Art Spielzeug und probiert aus, was sich so alles damit anstellen lässt. Ohne Verantwortungsbewusstsein, ohne Rücksicht auf dauerhafte Schäden. Doch ob Chef oder nicht – als Eigentümer kann Musk Twitter kaputtspielen: Regeln werden ihn nicht aufhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge