Abschied des Frank Plasberg: Gewaschen und gebügelt

ARD-Moderator Plasberg sah immer sauber und aufgeräumt aus. Nach 22 Jahren moderierte er zum letzten Mal die Sendung „Hart aber fair“.

Frank Plasberg steht in den Kulissen der Sendung "Hart aber fair" und hält einen Blumenstrauss in den Händen

Frank Plasberg bei seiner letzten „Hart aber fair“ Sendung Foto: Dirk Born/WDR

Frank Plasbergs letzter Satz als Moderator lautete: „Bleiben Sie sauber!“ Sauber und aufgeräumt sah der ARD-Moderator immer aus. Mich erinnerte er immer an die Oberprimaner aus Erich Kästners Jugendromanen. Gewaschen und gebügelt, so mochte Plasberg die politischen und gesellschaftlichen Debatten am Ende seiner Sendung immer gern übergeben. Als wäre es seine Aufgabe, alles abzuseifen aus den Diskursen, was den reibungslosen Ablauf stören könnte. Gewaschen und gebügelt, so hätte Plasbergs Sendung „Hart aber fair“ auch heißen können.

Sein Team nannte sich angeblich die „Straßenköter der Talkshows“. Gemeint war damit nicht der Dreck, in dem sie wühlten, sondern der harte Kampf um ihre Zuschauer, da sie nicht Millionen von denen einfach nach dem „Tatort“ abgreifen konnten.

Nach 22 Jahren schickte sich Plasberg am Montag „Ab in die Wüste“. In seiner letzten Sendung ließ der Moderator seine Gäste über die WM in Katar diskutieren. Er tat das wie so oft in der ihm sehr eigenen Art: mit wenig Witz und trotzdem leichter Hand, reaktionsschnell mit fast schläfriger Stimme, klar in der Frage und trotzdem immer mit dem Finger auf dem Knopf, um den nächsten dramatischen Einspieler abzufahren. Plasberg ist ein Moderator, der nicht gerade der Supersympath ist. Dafür ist er ein bisschen zu steif. Aber unsympathisch ist er auch nicht, dafür ist er zu locker. Thematisch war Plasberg in der Regel solide eingearbeitet, aber gut, bei einem geschätzten Honorar von ca. 17.000 Euro pro Sendung sollte man das auch erwarten.

Plasberg war als Moderator immer um Fairness und Chancengleichheit bemüht. Jedenfalls meistens. Wenn nicht, bedankte er sich, wie in seiner letzten Sendung bei seinem Gast Tuğba Tekkal: „Danke, dass Sie sich durchgesetzt haben.“ Es gab aber auch Sendungen, wo seine ideologischen Überzeugungen seine Gesprächsleitung bestimmte und er die Gäste, die er nicht riechen konnte, unfair in eine Ecke stellte, wo sie gar nicht hin gehörten. Aus der Ecke konnten die sich dann nur schwer wieder herausargumentieren.

Auch wenn er vielleicht der trockenste war, der uneitelste unter den ÖRR-Moderatoren war er auf jeden Fall. Plasberg ist der einzige unter den klassischen Polit-Talkshows, der seine Sendung nicht mit seinem Namen verknüpft hat. Er hat sogar einen Nachfolger gesucht, damit die Sendung ohne ihn nicht stirbt. Plasberg bleibt Plasberg. Er hinterlässt eben alles immer gern sehr sauber. Doris Akrap

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