TV-Moderator Plasberg hört auf: Rumrenner ohne Ansagen

Moderator Frank Plasberg macht Schluss bei „Hart aber fair“ und geht in Rente. Tatsächlich? Schade wäre das – und Jobs gibt es ja gerade.

Plasberg 2007 zeigt auf die Schrift hart aber fair

Plasberg bezog von Anfang an die Zuschauerschaft mit ein Foto: Fritz Reiss/ap

Gefühlt hat Frank Plasberg noch Jahrzehnte vor sich. Aber bei Wikipedia steht’s schwarz auf weiß: Der Kerl ist tatsächlich schon 65. Und „Hart aber fair“ läuft auch schon seit über zwei Jahrzehnten.

Als die Sache anno 2001 startete, hieß der ARD-Polittalk noch „Sabine Christiansen“. Davor hatte „Talk im Turm“ im Privatsender Sat.1 den lässigen TV-Austausch mit der Politik salonfähig gemacht. Die ARD schaffte das Kunststück, das Konzept fast eins zu eins zu klauen und gleichzeitig das Niveau zu senken. Jetzt sind sie nach einem absoluten Tiefpunkt namens „Günther Jauch“ bei „Anne Will“ angekommen. „Das hast du jetzt aber hart und gar nicht fair formuliert“, sagt die Mitbewohnerin.

Heute heißen alle Polittalks nach ihren Macher*innen. Nur Plasberg blieb stoisch bei „Hart aber fair“, obwohl er wie alle Politmoderatoren natürlich auch ein eitler Sack ist. Das liegt vermutlich an Jürgen Schulte, dem Regisseur und „Schnipselmann“, mit dem „Ansager“ Plasberg die Sendung erfunden hat und bis heute macht. Schulte sorgt für Bodenhaftung und die Einspielfilme, mit denen 2001 „Hart aber fair“ so richtig neu war.

Außerdem fragt Plasberg anders, schärfer und meistens immer noch interessanter als der Rest. Beim Start im WDR-Dritten war „Hart aber fair“ satte 90 Minuten lang und bezog von Anfang an die Zuschauerschaft mit ihren Fragen und Kommentaren ein. Dabei gab’s weder Twitter noch Facebook. „Man kann eben auch in der Regionalliga Bundesliga versuchen“, war Plasbergs Motto. Und plötzlich guckten in der Regionalliga eine Million zu. 2005 wurde Plasberg und Schulte der WDR-Byzantinismus zu bunt, sie gründeten ihre Produktionsfirma „Ansager und Schnipselmann“. Da hätten sie schon längst ins Erste gehört.

Keinen Bock auf Plasberg

Doch ARD-Programmchef Günter Struve hatte auf Plasberg keinen Bock. Dann prasselten Grimme-, Deutsche- Fernseh- und HaJo-Friedrichs-Preise auf „Hart aber fair“ ein. 2007 war’s soweit, im Ersten ist die Sendung bloß eine halbe Stunde kürzer. Ging trotzdem gut. Plasberg moderierte zwischendurch Kanzler- und Paarduelle wie 2009 mit Merkel und Steinmeier. Doch durchgeregelter Polit-Sitzfußball war ihm sichtlich nichts, der Mann will rumrennen, Menschen unterbrechen, Chef sein und vor allem – am Ende Recht behalten.

Jetzt hört Plasberg im Herbst einfach auf. „Um nicht böse überrascht zu werden, hier der Ausblick: Uns stehen noch sieben Jahre Illner, je neun Jahre Will und Maischberger und über ein Jahrzehnt Markus Lanz bevor!“, rechnet die Mitbewohnerin vor. Frank, das ist hart, und so gar nicht fair. Und dir wird garantiert furchtbar langweilig. Wobei, beim RBB ist für engagierte Rumrenner zwischen Berlin und Potsdam gerade was frei.

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2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

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