Dominic Johnson über den Friedensvertrag für Äthiopien
: Jetzt ist Unterstützung gefragt

Es gibt gute Gründe, auf den Friedensschluss zwischen Äthiopiens Regierung und den TPLF-Rebellen in der Region Tigray mit großer Skepsis zu regieren. Nachdem beide Seiten zwei Jahre lang ihre Soldaten verheizt haben und ihren Krieg zum Kampf ums Überleben erklärten, reicht es nicht, sich eine Woche lang in Südafrika als „Brüder“ anzusprechen und den sofortigen Frieden auszurufen. Das entspricht zwar dem traditionell autoritären äthiopischen Politikverständnis, in dem alles von ganz oben entschieden und nichts dem Volk erklärt wird, aber es war ja nicht nur ein Krieg zwischen zwei Machteliten, sondern Millionen von Menschen mussten daran teilnehmen und haben darunter gelitten.

Kollektives Leid gerät nicht per Federstrich in Vergessenheit, und kollektiver Hass lässt sich nicht nach politischer Opportunität abstellen. Diejenigen, die jetzt miteinander von Frieden und Versöhnung schwadronieren, sind dieselben, die vor zwei Jahren gegeneinander in die Schlacht zogen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Und dennoch ist der Tigray-Friedensvertrag von Pretoria ein historisches Ereignis, das globale Unterstützung erfordert. In einem außerordentlich brutalen Konflikt, wo noch vor Kurzem alles nach einer immer blutigeren Eskalation aussah, ist es Vermittlern der Afrikanischen Union gelungen, die Konfliktparteien nicht nur an einen Tisch zu bringen, sondern ihnen auch außerordentlich weitreichende gegenseitige Verpflichtungen abzuringen. Ihnen gebührt Anerkennung dafür, auch gegen große Widerstände nicht lockergelassen zu haben.

Die Unterzeichnung war dabei der einfachste Teil. Das Friedensabkommen tatsächlich umzusetzen – diese Mammutaufgabe kann nicht der Afrikanischen Union überlassen werden, die nicht für Expertise auf diesem Gebiet bekannt ist. Regierungen weltweit haben das Abkommen begrüßt. Jetzt müssten sie mit einem entschlossenen Unterstützungsangebot nachlegen, das den Friedensprozess für beide Seiten unumkehrbar macht.

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