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RWE in Garzweiler: nicht zu stoppen

Der Energieriese prescht weiter voran. Nun soll dem Tagebau sogar ein Windkraftpark weichen

Aus LÜTZERATH Bernd Müllender

Der Energiekonzern RWE Power arbeitet sich im nordrhein-westfälischen Braunkohletagebau Garzweiler weiter voran. Gut einen Kilometer hinter Lützerath steht seit 20 Jahren ein kleiner Park aus acht mächtigen Windkraftanlagen. Am Mittwoch hat dessen Abriss begonnen. Rote Riesenkräne sind aufgefahren, Rotorblätter werden demontiert und die riesigen Betonmasten abgerissen, um das Gelände parat zu machen für die vorrückenden Bagger und die „bergbauliche Inanspruchnahme“.

Das sei „eine Rolle rückwärts beim Klimaschutz“, kommentiert entsetzt Alexandra Brüne vom Bündnis „Alle Dörfer bleiben“. Die Anlage hat eine Nennleistung, die kräftig genug ist, um etwa 12.000 Haushalte im Jahr zu versorgen.

Weiter östlich, im besetzten Örtchen Lützerath selbst, wo derzeit an die 200 WiderständlerInnen leben, ist es derweil noch ruhig. Täglich kann sich das ändern: Seit dem 1. Oktober ist Rodungssaison. Politisch hat der Deal vom 4. Oktober zwischen Politik und dem Braunkohlekonzern RWE dafür den Weg frei gemacht. Räumung und Abriss des Camps sowie das Weiterbaggern sind damit rechtlich möglich. Die Tagebaukante ist an zwei Seiten ohnehin nur noch jeweils 50 Meter von der Ortsgrenze entfernt.

Drumherum ist der Kahlschlag seit einigen Wochen in vollem Gange: Die Reste an Gebäuden in Immerath, anderthalb Kilometer entfernt, wurden weggekeult, an der Landstraße zwischen jetzt Ex-Immerath und Holzweiler sind die prachtvollen Alleenbäume frisch flachgelegt. RWE nennt solche Vernichtung „Rückbau“, genauso wie die Tausenden Pumpstationen in den Revieren als „Brunnen“ verschönt werden und später die „Rekultivierung“ angegangen werden soll.

Windräder werden ohnehin ausgebremst

Übrigens bremst der Braunkohletagebau durch seinen Betrieb die Windkraft schon seit Langem aus: Wenn die Stromerzeugung an windigen Tagen zu hoch war, wurden und werden immer zuerst die Erneuerbaren abgeschaltet. Kohlekraftwerke sind zu unflexibel und laufen weiter und weiter.

Der Kohlekonzern RWE hat schon vieles aus dem Weg geräumt: Dörfer zu Dutzenden, Kirchen, Denkmäler, Zigtausende Hektar bester Ackerflächen, Straßennetze, zwei Autobahnen, weite Kulturlandschaften. Aber Windräder, das ist neu.

Wer auch nur ahnt, welche Mühe es macht, acht Windräder zu planen, sich durch mögliche gerichtliche Widersprüche zu kämpfen, die Riesenteile im Schneckentempo mit Riesenumwegen über nächtlich gesperrte Autobahnen zu transportieren und schließlich aufzubauen, wird Alexandra Brüne zustimmen: „Dass mitten in der Klima- und Energiekrise Windräder für die Erweiterung eines Kohletagebaus abgerissen werden, ist an Absurdität nicht zu überbieten.“

Ob die demontierten Anlagen verschrottet werden und als Müll auf der Deponie landen oder zwischenlagert und später woanders wieder aufgebaut werden, bleibt bislang ungeklärt. Ein RWE-Sprecher sagt auf Anfrage der taz, in diesem Jahr werde ohnehin nur eines der acht Windräder abgebaut: „Das ist mittlerweile abgeschlossen.“ Betreiber der Anlage sei eine andere Firma, die schon 2001 die Betriebsgenehmigung nur bis zu dem Zeitpunkt bekommen habe, wenn RWE das Gelände beanspruche.

Die Mahnwache Lützerath bereitet sich derweil auf die möglichen Folgen einer gewaltsamen Räumung vor: Am Freitag baten sie „dringend um Sani-Spenden“: Gesucht würden Pflaster aller Art, Materialien zur Wundversorgung und Sam-Splints, das sind Schienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen.

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