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Engagement für ukrainische GeflüchteteAllgemeines Wohlwollen

Zwei Studien zeigen: Die Einstellung gegenüber Geflüchteten aus der Ukraine ist positiv. Das äußert sich in der privaten Aufnahmebereitschaft.

Viele Menschen in Deutschland haben ukrainische Geflüchtete bei sich privat aufgenommen Foto: Christian Ender/imago

Berlin taz | Zwei neue Studien bescheinigen Deutschland eine große Solidarität mit Geflüchteten aus der Ukraine. Die Zustimmung zur Aufnahme von Schutzsuchenden sowie das persönliche Engagement sei in diesem Jahr stärker gewesen als in den Jahren 2015 und 2016 – als ebenfalls hunderttausende Menschen nach Deutschland geflüchtet waren.

Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) untersucht in seiner am Donnerstag veröffentlichten Studie die private Unterbringung der Kriegsflüchtlinge in Deutschland. Demnach würden 80 Prozent von denen, die Menschen aus der Ukraine aufgenommen haben, das wieder tun. 82 Prozent erklärten, sie hätten gute Erfahrungen damit gemacht, Schutzsuchende bei sich zu beherbergen.

Für die Studie hat das Forschungsinstitut in Kooperation mit der Vernetzungsseite #UnterkunftUkraine bis Ende Juli mehr als 3.000 Personen befragt, die Geflüchtete unterbringen, das in der Vergangenheit getan hatten oder auf der Seite ihre Bereitschaft dazu erklärt hatten. Über die Hälfte der befragten Unterbringenden (58 Prozent) gab an, es sei ihr erstes Engagement im Bereich Flucht und Asyl gewesen.

44 Prozent der Stu­di­en­teil­neh­me­r:in­nen hatten ihr Inserat über #UnterkunftUkraine angeboten. Insgesamt haben sich laut der Studie zwischen März und September mehr als 150.000 Personen auf der Plattform registriert. Bis Ende September konnten so 49.000 Geflüchtete an private Unterkünfte vermittelt werden. Bei den aufgenommenen Personen handelte es sich fast ausschließlich um Frauen und Kinder.

Forderung nach Integration durch Bildung bleibt stark

Gleichwohl zeigt die Studie auch, was sich bei der privaten Unterbringung verbessern müsste: Teilnehmende wünschen sich mehr Austausch mit anderen, Unterstützung durch Checklisten oder Ähnliches zur Vorbereitung der Unterkunft und finanzielle Hilfen.

Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in München (ifo) verzeichnet in einer ebenfalls am Donnerstag erschienenen Studie ein allgemeines Wohlwollen gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine. In der repräsentativen Umfrage vergleicht die Einrichtung die Zustimmung der Deutschen zur Integration durch Bildung für Geflüchtete im Jahr 2022 mit der im Jahr 2016.

58 Prozent der Befragten geben an, ukrainische Geflüchtete müssten sofort integriert werden. Das Recht auf sowie die Pflicht zu staatliche finanzierten Deutschkursen befürworten drei Viertel – ähnlich viele wie 2016.

Bildungsstand 2016 niedriger eingeschätzt

Der Unterschied zwischen 2016 und 2022 liegt demnach vor allem in der Einschätzung der schon vorhandenen Fähigkeiten von Geflüchteten, wenn sie nach Deutschland kommen. Dieses Jahr schätzt die Hälfte der Befragten den Bildungsstand der Schutzsuchenden als hoch ein. Zum Vergleich: 2016 waren es nur 23 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Frage aus, ob die Geflüchteten den Fachkräftemangel verringern könnten: 2022 bejaht eine knappe Mehrheit das, 2016 war es gerade mal ein Drittel der Befragten.

Das ifo resümiert, die Einschätzungen der Bevölkerung zum Bildungsstand der Geflüchteten deckten sich mit den Annahmen von Fachleuten. Integration durch Bildung – etwa Sprachkurse – werde allerdings unabhängig von diesen Einschätzungen gewünscht.

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1 Kommentar

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  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Das ist doch verständlich. Es waren meistens Frauen und Kinder.



    2015 waren viele Männer dabei, von fremder Kultur und sehr fremder Religion. Da überlegt man schon, ein Mitwohnen anzubieten.

    Eine Syrerin, bei uns im Haus, deren Kind schwer gestürzt war, hat es abgelehnt vom männlichen Nachbarn ins Krankenhaus gefahren zu werden. Eine weibliche Person war gerade nicht daheim.



    Das ist uns alles so fremd