Datensammelnde Apps: Alle haben etwas zu verbergen
Wer die Privatsphäre schätzt, sollte auf die Nutzung vieler Apps verzichten. Quelloffene Apps zeigen datenschutz-freundliche Hintertüren auf.
I n den USA löschen Frauen gerade reihenweise ihre Zyklus-Apps, weil die darin gesammelten Daten kompromittierend im Fall eines Schwangerschaftsabbruchs sein könnten. Gleichzeitig fordert eine Aufsichtsbehörde die App-Store-Betreiber Google und Apple auf, die Tiktok-App zu entfernen. Denn die sammle deutlich mehr Daten als bekannt: etwa die Such- und Browser-Historien und biometrische Daten von Fingerabdruck bis Stimme.
Die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun, aber trotzdem etwas gemeinsam. Denn sie zeigen zwei Dinge ganz eindrücklich. Erstens: Wir haben alle etwas zu verbergen. Jede und jeder Einzelne von uns. Vielleicht sind wir uns dessen nicht bewusst, vielleicht wollen wir erst morgen etwas verbergen, das wir heute ohne jeden Argwohn getan haben.
Oder dann, wenn sich der politische oder rechtliche Wind dreht – wie schnell das gehen kann, hat gerade in den USA das Supreme-Court-Urteil zu Abtreibungen gezeigt. Zweitens: Trau keiner App. Zumindest keiner, die nicht Open Source ist. Wobei selbst das leider nicht immer ein ausreichendes Kriterium ist. Siehe Telegram, bei dem vielen Nutzer:innen nicht einmal klar ist, wann sie verschlüsselt und wann unverschlüsselt kommunizieren.
Aber für den oder die Standard-Nutzer:in ist Quelloffenheit wahrscheinlich immer noch der beste Anhaltspunkt. Schließlich haben sie keine Möglichkeit, mal eben den Traffic einer App zu analysieren und zu schauen, was da so alles wohin geschickt wird. Frustrierend? Absolut. Und noch viel frustrierender ist, dass die Verantwortung auf die Nutzer:innen abgewälzt wird. Weil Regeln zu lasch sind oder nicht konsequent durchgesetzt werden oder beides.
So dass, wer nicht getrackt werden, aber dennoch digital unterwegs sein möchte, sich in die Welt der alternativen Betriebssysteme und quelloffenen Apps und Dienste reinfuchsen muss. Und den Entwickler:innen danken kann, die diese in ihrer Freizeit programmieren und pflegen – zum Beispiel auf dem Open-Source-App-Store f-droid. Datenschutzfreundliche Zyklus-Apps gibt es dort übrigens auch. Deren Daten zu beschlagnahmen ist immerhin schwieriger als bei einem analogen Kalender.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen