Cuba Libre und die Linkspartei: Nicht hip, aber tröstlich

Der Longdrink aus Rum und Cola ist ein wenig aus der Zeit gefallen. Genau deswegen passt er bestens zur Linkspartei.

Drei mit Cuba Libre gefüllte Gläser stehen vor einem blauen Hintergrund

Den Longdrink aus Rum, Cola, Eis und einem Schuss Zitronensaft soll es schon seit 1900 geben Foto: Agefotostock/imago

Der Cuba Libre ist ein dankbares Getränk. Fix gemixt, süß, spritzig, frisch. Aber auch ein wenig aus der Zeit gefallen. Die Hipster von heute trinken Porn Star Martini, Amaretto Sour, Bramble, Screaming Orgasm. Nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit ist auch die Linkspartei – und hat am Wochenende bei ihrem Parteitag in Erfurt jede Menge Cuba Libre ausgeschenkt. Macht die Linke bei ihren Parteitagen immer so. Partei und Getränk sind im Grunde so etwas wie siamesische Zwillinge.

Übersetzt heißt Cuba Libre Freies Kuba. Das findet die Linkspartei richtig und wichtig, sie will, dass die lateinamerikanische Insel frei ist und frei bleibt. Damit ist die Linke natürlich nicht allein, für demokratische Kräfte sind Freiheit und Selbstbestimmung wertvolle Güter. Aber keine andere Partei hierzulande hat eine Arbeitsgemeinschaft, die Cuba Sí heißt. Offiziell steht die Gruppe zwar für sich selbst, aber Cuba Sí ohne die Linkspartei ist schlicht nicht vorstellbar. Umgekehrt auch nicht, eine Linkspartei ohne Cuba Sí ist wie Bayern ohne Franken. Und so dürfte es niemanden überraschen, dass Cuba Sí in Erfurt die Cuba Libres gemixt hat.

Den Longdrink aus Rum, Cola, Eis und einem Schuss Zitronensaft soll es schon seit 1900 geben, damals noch als lateinamerikanisches Regionalgetränk und namenlos. Ausgerechnet US-amerikanische Söldner sollen dem Drink seinen Namen verpasst haben, unmittelbar nach dem Ende des Spanisch-Amerikanischen Krieges. Die Soldaten sollen mit dem Drink auf das von der spanischen Kolonialherrschaft befreite Kuba angestoßen und dabei gerufen haben: Viva Cuba libre – es lebe das freie Kuba. So jedenfalls erzählt es die Legende.

Beim Parteitag in Erfurt ging der Cuba Libre weg wie in Prenzlauer Berg die Hacki-Schrippe. Das mag politisch wie finanziell und kulturell richtig und wichtig gewesen sein. Aber war es auch klug? Das Wochenende war anspruchsvoll warm, bei Hitze soll man bekanntlich viel trinken, aber eben keinen Cuba Libre, sondern Wasser, Wasser, Wasser.

Mittendrin Sahra Wagenknecht

Zudem ist die Sache mit dem klaren Kopf – bei einem Parteitag nicht unbedingt von Nachteil – mit Rum plus 35 Grad plus Zoff durchaus fraglich. Zoff gibt es bei Parteitagen immer, nicht nur bei der Linkspartei. Aber bei ihr besonders häufig und besonders heftig. Mittendrin mal wieder Sahra Wagenknecht. Die ehemalige Bundestagsfraktionsvorsitzende und ihre Jünger (Jünger:innen wohl eher kaum, Sahra gendert nicht so gern) fühlen sich nicht mehr recht verstanden von der Linken und ausgegrenzt. Nun überlegen sie, eine eigene Partei zu gründen.

Wohin jüngere Parteigründungen führen, kann man seit ein paar Jahren europaweit gut beobachten. Dabei liegt die Rettung so nah: Cuba Libre geht immer auch als Tröster.

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Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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