Verdrängung von Kulturorten: Keine Zukunft ohne Zukunft

Dem Freiluftkino Pompeji am Ostkreuz wurde nach viel Protest eine Galgenfrist gewährt, auch anderswo wird um Freiräume gekämpft. Unser Autor ist müde.

Party, people! Auf dem RAW-Gelände am Ostkreuz Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken

Die Freiluftkinosaison hat begonnen, und mit dabei ist auch das Pompeji in Friedrichshain. Was vor allem deswegen eine Meldung wert ist, weil bereits beschlossene Sache schien, dass hier keine Filme mehr gezeigt werden. Dem Veranstaltungsort Zukunft am Ostkreuz, zu dem das Pompeji gehört, war vom Eigentümer für Ende März dieses Jahres gekündigt worden. Oder, um genau zu sein, der Mietvertrag wurde einfach nicht verlängert.

Die Leute von der Zukunft wehrten sich dagegen mit allem, was ihnen als Kampfmittel zur Verfügung stand. Sie mobilisierten die Öffentlichkeit, richteten eine Petition gegen die Verdrängung ein und suchten sich Verbündete in der Politik. Es gab Demos und an alternativen Orten im Bezirk hingen Poster, auf denen stand: „Keine Zukunft ohne Zukunft“.

Doch irgendwie half alles nichts. Beim regelmäßigen Erfragen aktueller Wasserstandsmeldungen im Fall Zukunft gegen Eigentümer hieß es immer nur: Es gibt nichts Neues, das Ende sei weiterhin besiegelt.

Nun hätte es kommen können wie so oft in Berlin. Eine Verdrängung bahnt sich an, die Empörung ist groß, dann wird die Verdrängung zum Fakt, und bald ist die Sache auch schon wieder vergessen und man braucht seine Energien, um den nächsten bedrohten Kulturort zu retten. Und vielleicht steht genau dieses Szenario trotz allem auch noch auch der Zukunft bevor. Aber vorerst darf sie noch bleiben.

Drei Monate Gnadenfrist

Der Eigentümer hat tatsächlich eine Gnadenfrist von drei Monaten gewährt. Nach aktuellem Stand also muss der Ort erst Ende Juni geräumt werden. Doch das Betreiberkollektiv der Zukunft teilt außerdem mit: Die Verhandlungen gehen weiter. Es ist also doch noch nicht alles vorbei, auch wenn es zwischenzeitlich so aussah.

Kämpfen, sogar in scheinbar aussichtsloser Lage, kann sich also lohnen, das ist eine zumindest vorläufige Lehre aus dem Fall Zukunft. Auch beim RAW-Gelände in unmittelbarer Nähe werden gerade Tatsachen geschaffen, an denen vermeintlich nicht mehr zu rütteln ist. Das Areal soll in den nächsten Jahren massiv umgebaut werden, das scheint beschlossene Sache zu sein.

Trotzdem will eine Initiative weiter dafür kämpfen, dass es doch noch anders kommt. Sie will einfach weitermachen, auch wenn sie auf verlorenem Posten zu sein scheint. Wie David gegen Goliath, vielleicht aber auch nur wie Don Quijote gegen seine Windmühlen.

Ich neige dazu, diese Widerständler und Renitenten manchmal zu belächeln. Zu unvernünftig erscheint es mir doch, sich in eher aussichtslosen Auseinandersetzungen aufzureiben. Doch wahrscheinlich muss man dankbar sein, dass es sie gibt. Denn auch ich bin der Meinung, dass die Zukunftspläne für das RAW unbedingt noch einmal überdacht gehören.

Wie David gegen Goliath, vielleicht aber auch nur wie Don Quijote gegen seine Windmühlen.

Und denjenigen, die weiterhin gegen den Amazon-Tower protestieren, der ebenfalls in Friedrichshain entstehen soll, gehört sowieso meine Sympathie. Das Hochhaus befindet sich bereits in seiner Fertigstellung, ein Stockwerk nach dem anderen wird in einer für Berlin erstaunlichen Geschwindigkeit hochgezogen. Und manche demonstrieren trotzdem noch gegen den Bau. Ganz so, als ob der jetzt noch verhindert werden könnte.

Vielleicht, denke ich mir inzwischen, kann man das ja tatsächlich noch.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.