: Ein Kronzeuge im Fall Lina E.
Prozess zu Angriffen auf Neonazis: Ein Beschuldigter packt aus
Von Konrad Litschko
Seit September 2021 steht die Leipziger Linke Lina E. mit drei Mitangeklagten vor dem Oberlandesgericht Dresden. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr sechs schwere Angriffe auf Neonazis und die Bildung einer linksextremen kriminellen Gruppe mit weiteren Autonomen vor. Der Prozess zieht sich, Zeugen konnten die Angreifer nicht identifizieren, die Anklage fußt auf Indizien. Und die Beschuldigten schwiegen bisher. Nun nicht mehr: Einer von ihnen, Johannes D., packte bei der Polizei aus.
Der 30-Jährige sitzt nicht mit im Prozess, gegen ihn wird aber ermittelt, weil er sich an einem Angriff auf den Eisenacher Neonazi Leon Ringl im Dezember 2019 beteiligt haben soll. Bereits vor Monaten hatte sich die linke Szene aber von Johannes D. abgewandt und ihn wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe öffentlich geoutet. Nach taz-Informationen sagte er nun ab Mai in sieben Vernehmungen bei der Polizei aus, der Verfassungsschutz soll vermittelt haben. D. soll Angaben über die Gruppe um Lina E. und auch nicht angeklagte Straftaten gemacht haben. Laut Gericht umfassen seine Aussagen mehr als 140 Seiten. Es strebt an, D. Anfang August als Zeugen zu laden. Er befindet sich in einem Zeugenschutzprogramm.
Bereits am Mittwoch gab es Razzien in Leipzig und Berlin. Einer der Durchsuchten soll zuletzt Unterstützungsarbeit für Lina E. geleistet haben. Ein Solidaritätsbündnis für die Angeklagten reagierte wütend. Das Verhalten von Johannes D. sei „widerwärtig“. Er versuche, „mit allen Mitteln seinen dreckigen Arsch zu retten“ – auf Kosten der Mitbeschuldigten.
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