Drei Jugendliche putzen einen Stolperstein, der Rest der Klasse schaut zu

Vorbereitung für den Anne-Frank Tag: Schülerinnen einen Stolperstein Foto: Sophie Kirchner

Anne-Frank-Tag an deutschen Schulen:„Eine coole Idee“

Annelie poliert einen Stein. Sophia illustriert das Thema Freundschaft. Wie sich Schulen zum Geburtstag Anne Franks mit dem NS-Regime beschäftigen.

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9.6.2022, 15:01  Uhr

Wenn alles nach Plan läuft, ziehen am kommenden Montag rund fünfzig Teenager in Kleingruppen durch die brandenburgische Kleinstadt Schwedt an der Oder, ausgestattet mit Stadtplänen, Putzmitteln und bunten Lappen. An insgesamt 22 Orten werden sie innehalten, auf dem Boden knien und Gedenksteine schrubben, jeden ein paar Minuten: in der Lindenallee neben der Stadt Apotheke, in der Fabrikstraße gegenüber dem Hotel Altstadt Quartier, in der Gerberstraße nahe dem Kanal. Wenn die Jugendlichen dann am Mittag in die Schule zurückkehren, werden sie ein düsteres Stück Stadtgeschichte aufpoliert haben – und den ein oder anderen Kieselstein hinterlassen.

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Was Kieselsteine mit den Opfern der Nationalsozialisten zu tun haben, das erfahren die Neunt­kläss­le­r:in­nen des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums wenige Tage vor der Putzaktion, am Ende ihrer Religionsstunde. Ihr Lehrer Wolfgang Rall will an diesem Mittwoch noch einmal die wichtigsten Punkte für den Anne Frank Tag durchgehen. Bevor die 9b ganz Platz genommen hat, schaltet Rall – blaue Jeans, kariertes Hemd, ergrautes Haar – den Beamer ein. Ein Ausschnitt der Schwedter Altstadt erscheint an der Wand. Rall dreht sich kurz um, dann legt er los: Wer sich erinnere, wie viele Stolpersteine es in Schwedt gibt und wo genau sie liegen. Wie sich die Klasse am besten aufteilt, um möglichst viele von ihnen in der zur Verfügung stehenden Zeit zu säubern. Und: Welche Regeln die Jugendlichen beachten müssen, wenn sie ohne Lehrkräfte unterwegs sind. „Erinnert euch, was in einer 8. Klasse passiert ist“, ruft Rall in den Raum. „Wenn euch jemand blöd anmacht, nicht provozieren lassen!“

Am diesem Sonntag, dem 12. Juni, wäre Anne Frank 93 Jahre alt geworden, hätte sie überlebt. Kurz vor Kriegsende kam das jüdische Mädchen im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren um. Ihr berühmtes Tagebuch, das sie im Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus geschrieben hat, wurde bis heute in mehr als 70 Sprachen übersetzt. Millionen Jugendliche haben es in ihrer Schulzeit gelesen, auch einige Schwedter Gymnasiast:innen.

Zum Gedenken an Anne Frank wollen sie nun die Stolpersteine in ihrer Stadt putzen und an die 39 Schwed­te­r:in­nen erinnern, die von den Nazis umgebracht worden sind, weil sie als Juden, Sozialdemokraten, Homosexuelle galten oder aus anderen Gründen nicht am Leben bleiben durften. So wie die erst zweijährige Helga Käding, die möglicherweise mit einer Behinderung zur Welt gekommen ist. Sicher ist nur, dass die Nazis sie im April 1944 in die „Heilanstalt“ nach Görden bei Brandenburg gebracht haben, wo sie ermordet wurde.

Vor 44 Jahren beschloss die Kultusministerkonferenz, dass die Schule „junge Menschen vor der Gefahr beschönigender Vorstellungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ schützen müsse. Seither gilt: Alle Schüler:innen in Deutschland sollen während ihrer Schulzeit mit dem Thema Nationalsozialismus und Holocaust in Berührung kommen.

Im Fach Geschichte wird es in den meisten Bundesländern in der 9. oder 10. Klasse behandelt. In den Fächern Deutsch und Religion/Ethik sind je nach Bundesland Schwerpunkte in der Sekundarstufe I (7. bis 9. Klasse) möglich. Als erstes Bundesland hat Bayern einen Besuch von KZ-Gedenkstätten verpflichtend für Gymnasien und Realschulen vorgeschrieben.

In den vergangenen Jahren haben mehrere Bundesländer, darunter Sachsen und Berlin, politische Bildung an Schulen gestärkt. Zwischen den Bundesländern bestehen aber große Unterschiede. Während Bremen, Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen Politikunterricht schon ab der 5. Klasse ermöglichen, ist er in Thüringen und im Saarland erst ab der 9. Klasse vorgesehen, in Bayern sogar erst ab der 10. (taz)

Am kommenden Montag sollen die Schwedter, die den Platz vor der Evangelischen Kirche entlanggehen, den Namen von Helga Käding wieder gut lesen können. Dafür will die 9b sorgen. „Eine coole Idee, wie man den Opfern des Nationalsozialismus eine Ehre erweisen kann“, findet die 14-jährige Lisa. Sie hat im Religionsunterricht bei Herrn Rall zum ersten Mal von Stolpersteinen gehört – und vor ein paar Wochen schon einmal selbst einen geputzt. Ebenso ihre Klassenkameradin Annelie. „Im KZ hatten die Menschen keine Namen, nur Nummern“, sagt sie. Heute wisse man zwar oft, wie die Menschen geheißen und wo sie einmal gewohnt hätten. „Aber wer diese Menschen wirklich waren, weiß man nicht.“

Annelie, Schülerin aus Schwedt an der Oder

„Im KZ hatten die Menschen keine Namen. Aber wer sie wirklich waren, weiß man nicht“

Deshalb bereiten die Schü­le­r:in­nen zu jeder Person eine Biografie vor und lesen sie am Montag am jeweiligen Stolperstein vor. Von authentischen Lernorten spricht ihr Lehrer – und von der Eigenverantwortung der Jugendlichen. „Es ist wichtig, dass sie sich mit der Geschichte ihrer Stadt auseinandersetzen“, sagt Rall. Vor allem in der Uckermark, wo Rechtsextreme aktiv Jugendarbeit betreiben wollten, sei das ein wichtiger Bildungsauftrag. Von den fünf Religionsklassen, die Rall am kommenden Montag im Unterricht hätte, machen vier bei der Aktion mit.

Stolpersteine pflegen für eine starke Demokratie, das ist ein Beitrag des Schwedter Gauß-Gymnasiums zum Anne Frank Tag. Seit 2017 wird der bundesweite Aktionstag an Schulen durchgeführt. In diesem Jahr beteiligen sich mehr als 600 Schulen aus allen Ländern – so viele wie noch nie.

„Ein wichtiges Signal“

Für Alisa Warnecke ist das eine gute Nachricht. Die Bildungsreferentin am Anne Frank Zentrum in Berlin hat den diesjährigen Gedenktag mit vorbereitet und ist sehr zufrieden mit dem Rücklauf: „In Zeiten, in denen es für Schü­le­r:in­nen kaum noch Gelegenheit für Begegnungen mit Überlebenden des Holocausts gibt und der Antisemitismus ein großes gesellschaftliches Problem darstellt, ist die steigende Teilnahme ein wichtiges Signal.“

3.027 antisemitische Straftaten hat das Bundesinnenministerium im vergangenen Jahr gezählt, ein Anstieg um rund 30 Prozent. Von einer „Schande für unser Land“ spricht Ministerin Nancy Faeser (SPD) angesichts dieser Zahlen. Vor Kurzem warnte Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang, dass antisemitische Narrative während der Pandemie weiter in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen seien.

Schon seit einigen Jahren versuchen der Bund und die Länder, Antisemitismus und Rassismus mit mehr Demokratieerziehung und politischer Bildung an den Schulen zu begegnen. An­ti­se­mi­tis­mus­for­sche­r:in­nen beklagen jedoch, dass Schulbücher und Lehrpläne bei der Darstellung des Judentums immer noch große Mängel aufweisen – und antisemitische Klischees zum Teil gar noch verstärken. Etwa indem Juden vor allem als Opfer des Naziregimes oder Besatzer im Nahostkonflikt dargestellt werden.

Dazu kommt, dass der Holocaust in den meisten Bundesländern frühestens in der 9. Klasse behandelt wird – Schü­le­r:in­nen aber schon viel früher in den sozialen Medien rassistische und antisemitische Hetze erleben. Und oft auch im Klassenzimmer. „Ich habe in meinen 25 Jahren Religionslehrertätigkeit leider auch einzelne Schüler erlebt, die schon ein rechtsextremes Weltbild hatten“, erzählt Wolfgang Rall, der lange im benachbarten Angermünde unterrichtet hat und dieses Schuljahr nach Schwedt gewechselt ist.

Mit Anne Frank können sich die Jugendlichen identifizieren

Beim Anne Frank Tag macht Rall zum ersten Mal mit. Aus seiner Sicht eignet sich die Geschichte des jüdischen Mädchens besonders gut, um Jugendliche für die Opfer der NS-Zeit zu interessieren. Eine Jugendliche, die sich allein fühlt, die Angst hat, die liebt und träumt. Da könnten sich Schü­le­r:in­nen auch heute leicht hineinversetzen, sagt Rall. „Letztlich geht es um Empathie mit einer damals Verfolgten und was man daraus heute für sich ableitet.“

Biografischer Ansatz nennt man das in der Geschichtspädagogik. „Für viele Kinder und Jugendliche ist Anne Frank der erste Bezugspunkt zum Thema Holocaust“, sagt Bildungsreferentin Warnecke vom Anne Frank Zentrum. Neben der Lektüre des Tagebuchs im Kontext der NS-Zeit sei es auch wichtig, die Geschichte der Familie Frank in der Zeit vor und nach dem Holocaust zu beleuchten. Also das Leben der jüdischen Familie in Deutschland vor 1933 – und den Umgang mit der Erinnerung an Anne Frank in der Nachkriegszeit. „In vielen Fächern lassen sich da Anknüpfungspunkte finden“, glaubt Warnecke.

Stolperstein in Schwedt von Maria Margarete Oppenheimer, sie wurde 1942 im Warschauer Ghetto ermordet

Der noch ungeputzte Stolperstein, der auf das Schicksal von Maria Margarete Oppenheimer hinweist Foto: Sophie Kirchner

Das bestätigt auch Religionslehrer Rall: „Mindestens sieben bis acht Wochen“ lang habe er in der 9b in diesem Schuljahr Unterricht zum Thema Erinnerungskultur gemacht, obwohl der Rahmenlehrplan keinen direkten Bezug zum Holocaust vorschreibt. Der Anne Frank Tag war dafür ein willkommener Anlass. Auch wenn der 60-Jährige einräumt, dass er sich damit viel mehr Arbeit mache als mit „Unterricht aus der Schublade“.

Wie die Schulen den Gedenktag begehen, ist ihnen überlassen. Viele Klassen besuchen Orte des jüdischen Lebens, recherchieren die Geschichte ihrer Stadt oder interviewen Zeitzeug:innen. Andere pflanzen eine Kastanie, weil der Baum dem Mädchen in ihrem Amsterdamer Versteck Trost spendete, oder vertiefen sich in einer Projektwoche mit dem diesjährigen Thema: Freundschaft.

Entsprechende Unterrichtsmaterialien hat das Anne Frank Zentrum zusammen mit dem Anne Frank Haus in Amsterdam und finanzieller Unterstützung unter anderem durch das Bundesjustizministerium erstellt und den Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt: darunter Ausstellungsplakate, eine Zeitung, Postkarten sowie ein Video mit Hannah Pick-Goslar, der besten Amsterdamer Freundin von Anne Frank. Zur feierlichen Eröffnung des Anne Frank Tags an diesem Freitag spricht die 93-jährige Holocaust-Überlebende aus Israel ein Grußwort. Die meisten Schulen planen ihre Aktionen in der kommenden Woche.

In der 8c des John-Lennon-Gymnasiums

Bei der Klasse 8c am Berliner John-Lennon-Gymnasium wird es noch später werden. Aktuell hat der schulinterne Dance Contest Priorität, außerdem steht noch ein klassenübergreifender Vergleichstest in Mathe aus. Dafür wissen die Schü­le­r:in­nen aber schon ziemlich genau, was sie zum Gedenken an Anne Frank machen wollen: ein Theaterstück zum Thema Freundschaft aufführen, für das sie Szenen aus dem Tagebuch nachstellen. Daraus soll ein kleiner Film entstehen – den die Acht­kläss­le­r:in­nen selbst drehen und schneiden wollen.

Wie viele Gedanken sie sich dafür schon gemacht haben, stellt Danielle Cerovina an einem Freitagmorgen um kurz nach acht Uhr fest. Die 45-Jährige unterrichtet die 8c in Deutsch und Sport, außerdem ist sie Klassenlehrerin. An diesem sonnigen Junitag steht eine Doppelstunde Deutsch an. Cerovina, die ein blaues Sportshirt und eine Hochsteckfrisur trägt, ruft zwei Jungen nach vorne. Sie sollen vortragen, welche Tagebuchszenen die Klasse nachspielen will. Sich darüber Gedanken zu machen, war die Hausaufgabe für diese Stunde.

Die beiden Schüler steuern auf den PC neben der Tafel zu. Am John-Lennon-Gymnasium wird schon lange mit einer Lernplattform gearbeitet, auch während des regulären Unterrichts. Mit ein paar Klicks erscheinen die Vorschläge der 8c an der Wand. Am Ende der Doppelstunde steht schon fast ein fertiges Konzept.

Viel Zuspruch findet Elias’ Vorschlag, das Tagebuch, das Anne Frank beim Schreiben zärtlich mit „Kitty“ anredet, als Person zu spielen. So verstehe man sofort, dass das Tagebuch zur Freundin geworden sei. Und Sophias Idee, die Facetten von Anne Franks Freundschaftsverständnis in verschiedenen Szenen herauszuarbeiten, kommt gut an. „Prima“, sagt Cerovina, oder „sehr gut“. Bis zur nächsten Stunde soll nun ein Koordinationsteam aus drei Schü­le­r:in­nen Entscheidungen treffen: Welche Szenen kommen rein? Wer spielt wen? Wer filmt und wer schneidet? Was macht der Rest? Und: Spielt die Klasse ihr Stück der ganzen Schule vor?

Cerovina ist gespannt, was dabei herauskommt. Wie Wolfgang Rall aus Schwedt macht sie zum ersten Mal beim Anne Frank Tag mit. „Es ist sogar mein erstes richtiges Projekt mit dieser Klasse“, sagt die Lehrerin nach der Doppelstunde. Sie sitzt auf einer Bank im Pausenhof, nebenan spielen ein paar Oberstufler Volleyball. Auf die Idee, Szenen aus dem Tagebuch nachzuspielen, erzählt Cerovina, sei die 8c von selbst gekommen. Die Lehrerin vermutet, dass dies auch mit dem Sportunterricht zu tun hat. Im vergangenen Schuljahr mussten die Schü­le­r:in­nen bei ihr eigene Tanz- oder Fitnessübungen entwerfen, sich dabei filmen und das Ergebnis dann der Klasse vorstellen. „Da ist wahrscheinlich was hängengeblieben.“

Vielleicht hätte Cerovina aber gar nicht am Anne Frank Tag teilgenommen, wenn nicht das Deutschschulbuch, das am John-Lennon-Gymnasium verwendet wird, so eine gute Unterrichtseinheit zu Anne Frank und Holocaust gehabt hätte. Im schulinternen Curriculum steht das Thema jedenfalls nicht. Drei bis vier Wochen, so schätzt Cerovina, habe sie mit der 8c das Thema Anne Frank behandelt. Dank der „Kompetenzorientierung“ im Rahmenlernplan hat sie eine gewisse inhaltliche Flexibilität. Sie war mit der Klasse im Berliner Anne Frank Zentrum, hat den Kinofilm „Das Tagebuch der Anne Frank“ gezeigt und mit ihren Schü­le­r:in­nen Fragestellungen abgeleitet. Zum Beispiel, ob Berlin eine Straße nach Anne Frank benennen sollte.

Dass mit dem Filmprojekt noch der ein oder andere Nachmittag außerhalb der Unterrichtszeit draufgehen könnte, stört Cerovina nicht. Falls es eng werden sollte, kann sie notfalls eine Sportstunde für das Projekt opfern. „Ich finde es toll, dass die 8c so heiß auf dieses Projekt ist.“

Danielle Cerovina, Berliner Lehrerin, über ihre Schulklasse

„Ich finde es toll, dass die 8c so heiß auf dieses Projekt ist“

Die Lehrerin hofft, dass die Euphorie auch auf andere Klassen an der Schule überspringt – und nächstes Jahr mehr Klassen beim Anne Frank Tag mitmachen. Vielleicht lässt sich ja auch gemeinsam mit Kol­le­g:in­nen aus Geschichte oder Politik ein fächerübergreifendes Projekt auf die Beine stellen.

Auch Religionslehrer Wolfgang Rall hofft, dass sich die Dinge an seiner Schule verselbstständigen. „Schön wäre, wenn es zur Tradition würde, dass jedes Jahr alle Stolpersteine geputzt werden.“ Für ihren ersten Anne Frank Tag will er seinen Schü­le­r:in­nen aber noch ein paar praktische Tipps mit an die Hand geben. „Kommt, wir gehen noch schnell in die Bahnhofsstraße“, ruft Rall der 9b am Ende der Religionsstunde zu.

Der Lehrer Wolfgang Rall im karrierten Hemd spricht zu der Klasse

Lehrer Wolfgang Rall bespricht den Ablauf mit den Schülern Foto: Sophie Kirchner

Nach einem Moment der Ungläubigkeit stehen die Jugendlichen auf und folgen ihrem Lehrer. Die Treppe hin­unter, an der Mensa vorbei auf den gepflasterten Pausenhof und hinaus auf die Straße. Zwei Minuten später kommt die Klasse vor einem roten flachen Neubau zu stehen. Auf dem breiten Gehsteig ist ein Stolperstein eingelassen.

„Hier wohnte MARIA MARGARETE OPPENHEIMER JG. 1907 Deportiert 1942 Ghetto Warschau Ermordet.“ Aus einer Tragetasche fischt Rall Lappen und Putzmittel. „Wer möchte?“, fragt er mit ausgestreckten Armen.

Die Sache mit den Kieselsteinen

Eny, Lisa und Annelie beginnen. Sie knien am Boden und polieren die Messingoberfläche des Stolpersteins, die Klas­sen­ka­me­ra­d:in­nen stehen im Halbkreis um sie herum. Als die Mädchen fertig sind, nimmt Wolfgang Rall einen Kieselstein und legt ihn auf den glänzenden Gedenkstein. Dann erzählt er, warum auf jüdischen Gräbern statt Blumen kleine Steine gelegt werden. Dass der Brauch bis in die Zeit zurückreicht, in der die Israeliten aus Ägypten geflüchtet sind. „Wenn ihr einen Kieselstein niederlegt, erweist ihr den Toten die Ehre.“ Auch darum geht es am Anne Frank Tag: sichtbar zu machen, dass sich Menschen in diesem Land für Demokratie und Vielfalt einsetzen. Auch heute.

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