Auskunftei stellt Pläne vor: Schufa sucht Transparenz
Die größte deutsche Auskunftei hat erstmals konkrete Pläne dazu vorgestellt, wie sie transparenter werden will. Den großen Schritt scheut sie dabei.
Neben kleineren Änderungen wie verständlicheren Textbausteinen für die schriftliche Kommunikation und Erklärvideos, die häufige Fragen beantworten, könnte für Verbraucher:innen dabei vor allem ein Tool interessant werden: Verbraucher:innen sollen damit auf der Webseite simulieren können, wie ihr eigener Score zustande kommt und wie er sich in Zukunft entwickelt. So sollen sie beispielsweise herausfinden, was passiert, wenn sie einen offenen Kredit weiter abbezahlen oder noch einen weiteren Mobilfunkvertrag abschließen. Wie viele der über 100 bonitätsrelevanten Merkmale die Nutzer:innen dabei erfahren, ist allerdings noch unklar. „Der Score muss beeinflussbar sein“, sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz. Gleichzeitig wolle man aber eine Manipulierbarkeit vermeiden.
Die Schufa ist Deutschlands größte Auskunftei im Verbraucherbereich. Im Schnitt gehen täglich 500.000 Bonitäts-Abfragen bei ihr ein, an Spitzentagen wie dem Black Friday sind es laut Birkholz auch mal über eine Million Abfragen. Abfragende Unternehmen sind beispielsweise Händler, die die Bonität von Kund:innen einschätzen wollen, sowie Banken und Kreditinstitute. Die Einschätzung der Bonität entscheidet aber auch mit darüber, ob Menschen einen Mobilfunkvertrag erhalten – oder eine Wohnung. Somit steht die Schufa immer mehr unter Druck, bei ihren Bonitätseinschätzungen für Transparenz zu sorgen.
Die neue Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke bezeichnete das Zustandekommen des Schufa-Scores jüngst als „Black Box“. Gleichzeitig wirbt ein neuer Investor, der Anteile der Schufa übernehmen will, mit einem Mehr an Verbraucherschutz und Transparenz, wenn ihm der Einstieg in das Unternehmen gelingt.
Die nun vorgestellten Neuerungen sollen teilweise im Frühjahr sichtbar sein, das Tool für die Simulation des eigenen Scores erst später im Jahr. Allerdings wird eine zentrale Information weiterhin unter Verschluss bleiben: die Formel zur Berechnung des Schufa-Scores.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken