Fabian Kretschmer über Chinas Rolle im russisch-ukrainischen Konflikt: Beistand könnte teuer werden
Im derzeitigen Ukraine-Konflikt kommt China eine ungewollte Schlüsselrolle zu: Als wichtigster politischer und auch wirtschaftlicher Partner Russlands könnte Peking dabei helfen, die geplanten Sanktionen gegen Moskau abzufedern.
Möglichkeiten gäbe es. Chinas Handelsvolumen mit Russland ist bereits fast so groß wie das zwischen Moskau und der EU. Zudem wäre es nicht das erste Mal, dass die Volksrepublik die Sanktionspolitik des Westens unterläuft. Bei den ökonomischen Repressionen gegen Nordkorea warf Peking Pjöngjang einen wirtschaftlichen Rettungsanker zu. Warum also sollte Xi Jinping nicht auch seinem „alten Freund“ Putin unter die Arme greifen?
Diesmal steht allerdings ungleich mehr auf dem Spiel. Tatsächlich muss China nicht erst von Brüssel davon überzeugt werden, dass eine zu enge Komplizenschaft gegenüber Russland mit einem extrem hohen Preis verbunden wäre.
Da wären einerseits die USA, die mit Maßnahmen kaum auf sich warten lassen würden. Washington hat in der Vergangenheit gezeigt, wie es erfolgreiche chinesische Unternehmen in seine Schranken zu verweisen weiß: Nach angeblichen Verstößen gegen Iran-Sanktionen haben die USA den Netzwerkausrüster Huawei von amerikanischen Halbleitern abgeschnitten – und die Umsätze des Tech-Unternehmens um knapp 30 Prozent einbrechen lassen.
Ähnlich schmerzhaft könnte die politische Abwendung von Europa werden und nicht zuletzt wäre da die Ukraine selbst: Kaum bekannt ist, dass das osteuropäische Land ein durchaus wichtiger Handelspartner für China ist – vor allem auch, weil Kiew das Infrastruktur-Jahrhundertprojekt „Belt and Road“-Initiative unterzeichnet hat.
China wäre deshalb gut beraten, sich in diesem Konflikt nicht die Finger zu verbrennen. Das bedeutet im Klartext: Peking wird Moskau zwar nicht im Stich lassen, jedoch ganz sicher auch nicht um jeden Preis beistehen. Denn dieser wäre schlussendlich einfach zu hoch.
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