Petition der Woche: Bis Karl Lauterbach sie hört

Endometriose ist eine schmerzhafte Krankheit, doch sie wird oft nicht erkannt und verharmlost. Theresia Crone, selbst Betroffene, will das ändern.

Theresia Crone trägt eine gelbe Mütze und lächelt in die Kamera

Theresia Crone kämpft für mehr Aufklärung und eine bessere medizinische Versorgung Foto: Stefan Mueller/POP-EYE/imago-images

Endometriose? Nie gehört? Kein Wunder, so geht es vielen – obwohl Endometriose die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung in Deutschland ist und häufiger auftritt als Diabetes Typ 2.

Bei einer Endometriose wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe auch außerhalb der Gebärmutter – zum Beispiel an den Eierstöcken, im Beckenraum oder am Darm. In extremen Fällen können die sogenannten Endome­trio­seherde auch außerhalb des Bauchraums auftreten. Sie können zyklisch bluten, sich entzünden und sehr starke Unterleibsschmerzen verursachen, sowohl während der Periode als auch unabhängig davon.

Die Krankheit betrifft in Deutschland eine von zehn Frauen beziehungsweise Menschen, die einen Uterus haben oder hatten. Theresia Crone ist eine davon. Die 19-jährige Studentin hat ihre Endometriose anfangs als Lebensmittelunverträglichkeit abgetan.

Als sie ihre Symptome schilderte, bekam sie von vielen Seiten – auch von Me­di­zi­ne­r:in­nen – gesagt, dass Periodenschmerzen normal seien. Während des Abiturs hatte sie dann so starke Schmerzen, dass sie ohne Opiate nicht mehr schlafen und essen konnte. Erst durch einen Besuch im Endometriosezentrum wurde die Krankheit daraufhin bei ihr diagnostiziert.

Mit der Petition #EndEndoSilence wendet sich Crone jetzt an das Gesundheitsministerium und sammelt Stimmen für eine nationale En­do­me­trio­se­stra­te­gie. Frankreich verkündete erst im Januar eine solche Kampagne, in Australien ist sie längst umgesetzt. Einen Entwurf mit 15 Forderungen hat die Endometriose-Vereinigung Deutschland bereits ausgearbeitet.

Auch Me­di­zi­ne­r:in­nen wissen nicht Bescheid

Etwa: ein kostenloser jährlicher Vaginal-Ultraschall und eine Aufklärungskampagne. Crone vermutet, dass die Unkenntnis auch mit der Stigmatisierung der Periode zusammenhängt: „Stell dich nicht so an“ oder „Du willst doch nur keinen Sport machen“ seien typische Kommentare, die sich Betroffene anhören müssten. Aufklärung ist auch unter Me­di­zi­ne­r:in­nen nötig: Vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnose vergehen im Schnitt zehn Jahre.

Eine weitere Forderung der Petition: Es sollen endlich mehr Fördergelder für die Forschung zu Endometriose vom Bund bereitgestellt werden. Zuletzt waren es jährlich durchschnittlich circa 25.000 Euro – eine lächerlich geringe Summe.

Eine der wichtigsten Maßnahmen für Crone: „Endometriose muss als chronische Krankheit anerkannt werden.“ Künftig könnte es so für Betroffene einfacher werden, dass ihre Erkrankung als Behinderung anerkannt wird oder dass Rehamaßnahmen genehmigt werden. Denn häufig sitzen auch in der Verwaltung oder in Krankenkassen Mit­ar­bei­ter:in­nen, die Endometriose nicht einschätzen können und Anträge daher ablehnen.

Crone erklärt, dass derzeit nicht einmal die Pille – ein häufig verschriebenes Medikament bei Endometriose – von den Krankenkassen übernommen werde. Die Diagnose Endometriose stelle somit auch eine finanzielle Belastung dar.

Die Petition läuft seit einer Woche und wurde von fast 70.000 Menschen unterzeichnet. Ein Enddatum steht noch nicht fest, Crone sagt: „Wir machen so lange weiter, bis wir mit Karl Lauterbach eine nationale Endometriosestrategie verkünden.“

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