Kinder fragen, die taz antwortet: Ist Gott eine Frau?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Annelie, 5 Jahre alt.

Sonne und dunkle Wolken erscheinen am Himmel über der Statue der römischen Göttin Concordia

Die römische Göttin Concordia steht für friedlichen Zusammenhalt innerhalb einer Gemeinschaft Foto: dpa | Bernd Weissbrod

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass niemand dir so richtig sagen kann, ob Gott eine Frau oder ein Mann ist. Das liegt daran, dass niemand Gott je gesehen hat, und wir können Gott auch nicht anrufen und fragen.

Die gute Nachricht ist, dass du über das Geschlecht Gottes selbst entscheiden kannst. Wenn du dir wünschst, dein Gott sei eine Frau, dann ist das so. Wenn du dich aber nicht festlegen möchtest, muss dein Gott auch kein Geschlecht haben.

Auf unserer Welt gibt es verschiedene Religionen. Manche davon kennst du vielleicht. Es gibt zum Beispiel das Christentum, den Islam, den Buddhismus und ganz viele mehr. Jede Religion hat ihren eigenen Gott, oder ihre eigenen Göttinnen. Denn es gibt auch Länder und Religionen, in denen es nicht nur einen Gott gibt, sondern mehrere.

In der griechischen Mythologie gibt es zum Beispiel viele Göttinnen. Eine bekannte heißt Aphrodite, sie ist die Göttin der Liebe und Schönheit. Laut griechischen Erzählungen sorgt sie dafür, dass sich Menschen ineinander verlieben und Kinder bekommen.

In Japan gibt es die Göttin Amaterasu. Sie ist die Sonnengöttin des Shintoismus, das ist eine japanische Religion. Nach deren Erzählungen wäre es ohne Amaterasu sehr dunkel.

Ein weiterer Gott aus dem Hinduismus, eine Religion, die in Indien entstanden ist, ist Ardhanarishvara. Es ist ein komplizierter Name, daher sagen manche auch Ardhanari. Ardhanari wird zwar als männlicher Gott beschrieben, aber er hat eine männliche und eine weibliche Gesichtshälfte. Meistens hat er vier Arme und trägt eine Krone. Er soll symbolisieren, dass Gott sowohl Mutter als auch Vater ist.

Es gibt noch mehr Beispiele, auch solche, wo Gott kein Geschlecht hat. In der Lutherbibel wird Gott von Mose aufgesucht. Mose stellt dabei die Frage, wer Gott denn sei. Gott antwortet: „Ich werde sein, der ich sein werde“. Das heißt, dass Gott sich weder auf Frau oder Mann, noch auf Mensch oder Lebewesen festgelegt hat. Dieser Vorstellung zufolge könnte Gott also überall sein.

Und in der Tat gibt es eine Religion, in der Gott mit der Welt und mit der Natur gleichgesetzt wird. Diese Religion nennt sich Pantheismus. Pantheistinnen und Pantheisten glauben, dass Gott in allen Lebewesen steckt. Also vom Grashalm unter deinen Füßen bis zum großen Baum, den du siehst, wenn du im Wald spazieren gehst.

Du merkst schon, es gibt unglaublich viele Göttinnen und Götter. Aber wenn es für dich nur den einen Gott gibt, an den du glaubst, ist das vollkommen in Ordnung. Wichtig ist, dass du dich damit wohlfühlst. Und falls dein Gott eine Frau ist, grüß sie bitte lieb von mir.

Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an: kinderfragen@taz.de

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