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Schummelt Olaf Scholz bei der Erdgas-Frage?

Klimaaktivistin Luisa Neubauer schrieb diese Woche auf Twitter: „Als erste, große, internationale Klimaentscheidung seiner Amtszeit plant @Olaf Scholz dem EU-Vorschlag zuzustimmen, Erdgas als ‚grüne‘ Energie zu labeln. Nichts an Erdgas ist grün. Nichts. Was ein Wahnsinn. #Olafschummelt“

Richtig ist:

Erdgas erzeugt bei der Verbrennung etwa halb so viel CO2 wie Kohle. Das ist durch die chemische Zusammensetzung der Brennstoffe vorgegeben. Auch bei anderen Emissionen ist Erdgas „grüner“ als Kohle, etwa beim Feinstaub, bei den Schwefeloxiden oder beim Quecksilber.

Obwohl Erdgas damit in vielfältiger Hinsicht sauberer verbrennt als Kohle, ist seine Klimabilanz umstritten, denn sein Beitrag zum Treibhauseffekt hängt auch von der Menge des unverbrannt entweichenden Gases ab, dem sogenannten Methanschlupf. Erdgas – also Methan –, das in die Atmosphäre entweicht, ist nämlich ein weitaus stär­keres Treibhausgas als das CO2 aus der Verbrennung. Der Methanschlupf hängt von der Fördertechnik, dem Transport und der Nutzung des Gases ab – weshalb es sehr unterschiedliche Analysen dazu gibt.

Hintergrund der aktuellen Debatte ist die Taxo­nomieverordnung, in der die EU festlegen will, welche Energieformen als „grün“ gelten sollen. Damit sollen private Investitionen in nachhaltige Projekte gefördert werden. Grundsätzlich halten viele Vertreter der Umweltbewegung eine Zertifizierung eines fossilen Energieträgers für nicht mehr zeitgemäß – was der Kern der Debatte ist.

Bernward Janzing

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