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Ohne den Zug

Am Sonntag gibt es eine Mahnwache, die Silvio-Meier-Demo gibt es nicht

Von Manuel Aguigah

In diesem Jahr wird es zum zweiten Mal nach 2018 keinen Demonstrationszug in Gedenken an Silvio Meier geben. Stattdessen ist für Sonntag, seinen 29. Todestag, um 15 Uhr eine Mahnwache mit Kundgebung am U-Bahnhof Samariterstraße angekündigt. Reden werden unter anderem ein Freund von Silvio Meier und der und Berliner Linken-Abgeordnete Ferat Koçak.

Silvio Meier war ein Aktivist und Hausbesetzer, der am 21. November 1992 im U-Bahnhof Samariterstraße in Friedrichshain von Neonazis ermordet wurde. Direkt danach richteten Jugendliche am U-Bahnhof eine Mahnwache ein und zogen am Tag darauf zur Stammkneipe der Täter, und griffen sie an.

Das war der Beginn der Tradition, die jetzt wohl endgültig vorbei ist: Jedes Jahr eine Mahnwache am Todestag, und am Samstag darauf eine Gedenkdemo, bei der immer auch die Wehrhaftigkeit der Antifa gegen Rechtsextreme gezeigt werden sollte. Während in den 90ern und Nullerjahren noch häufig aktiv Nazitreffpunkte aufgesucht wurden, wurde die Demo mit der Zeit gemäßigter. Die höchste Beteiligung erreichte die Demonstration 2012 und 2013, damals waren über 5.000 TeilnehmerInnen zu zählen.

Danach fielen die Zahlen stetig, bis sich 2018 auf einmal keine Gruppe mehr fand, die die Demo organisieren wollte. Damals sagte ein Sprecher der Gruppe Radikale Linke Berlin der taz: „Wir hätten die Demoor­ganisation gern an eine jüngere Generation weitergegeben.“ 2019 versuchte man es noch einmal unter dem Motto „Antifa ist Liebe“, 2020 gab es einen Demozug durch Südneukölln mit Bezug auf die rechtsextreme Anschlagserie im Bezirk.

Die Silvio-Meier-Demo stand in der Kritik, zum Selbstzweck verkommen zu sein, anstatt wirksam gegen rechte Strukturen vorzugehen. Andererseits war sie Jahr für Jahr auch wichtige Anlaufstelle für den Kampf gegen Rechtsextreme und die Vernetzung von AntifaschistInnen.

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