piwik no script img

Rassistische Attacke auf TaxifahrerNeuköllner Nazi in Haft

Nach einer Attacke auf einen Taxifahrer sitzt Tilo P. in U-Haft. Mit der rechten Anschlagsserie in Neukölln wird sich ein Untersuchungsausschuss beschäftigen.

Kein Taxi für Neonazis Foto: dpa

Berlin taz | Tilo P., einer der beiden Hauptverdächtigen der rechtsextremen Neuköllner Anschlagserie, sitzt in Untersuchungshaft. Mit den Brandstiftungen und Attacken auf politische Gegner im Bezirk hat das aber nichts zu tun: Stattdessen soll P. Anfang November in Steglitz einen Taxifahrer mutmaßlich aus rassistischen Motiven zweimal angegriffen und verletzt haben. Nun wird gegen ihn wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der taz mitteilte.

Nach einem Bericht der B.Z. soll P. mit dem Taxifahrer in Streit geraten sein, nachdem er dessen Fahrweg blockiert habe. Dabei habe der 38-jähirge Neonazi mit einem Teleskopschlagstock auf den Mann eingeschlagen. Laut Staatsanwaltschaft habe er ihn zudem „ausländerfeindlich beschimpft“.

Ein zweiter Angriff ereignete sich, als der Taxifahrer zum Tatort zurückkehrte, nachdem er anscheinend erfolglos versucht hatte, auf einer Polizeiwache Anzeige zu erstatten. Wieso die Anzeige nicht aufgenommen wurde, konnten am Dienstag weder Polizei noch Staatsanwaltschaft beantworten.

Mit alarmiertem Notruf sei der Taxifahrer dann P. und einem Komplizen per Auto gefolgt. Plötzlich habe der Wagen vor ihm gestoppt. Die beiden Männer hätten versucht, den Mann aus dem Auto zu ziehen, und schlugen auf seinen Kopf ein. Danach seien sie geflüchtet. Über das Kennzeichen aber stießen Beamte auf P. Zwei Tage später durchsuchten sie seine Wohnung; der Richter erließ einen Haftbefehl.

Untersuchungsausschuss kommt

Ebenso wie der zweite Hauptverdächtige der Neuköllner Anschlagserie, Sebastian T., war Tilo P. im vergangenen Dezember in Untersuchungshaft gekommen. Kurze Zeit später wurde er unter Auflagen vom Vollzug verschont. Im August hatte die Generalstaatsanwaltschaft gegen die zwei Männer Anklage erhoben, unter anderem wegen gemeinschaftlicher schwerer Brandstiftung. Ein Verfahren sei aber noch nicht terminiert, heißt es nun von der Staatsanwaltschaft.

Die Polizei rechtfertigte auf Anfrage, warum sie keine Meldung zu der Attacke veröffentlichte. Erst im „Zuge der Ermittlungen“ des Körperverletzungsdelikts habe sich „entpuppt, mit wem man es zu tun habe“.

Zur Anschlagserie in Neukölln sowie das vielfach kritisierte Versagen der Sicherheitsbehörden wird die neue Koalition einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Darauf haben sich die Ver­hand­le­r:in­nen von SPD, Grünen und Linken nach taz-Informationen geeinigt.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Strafrechtliche Anklage und politischer Untersuchungsausschuss! Da werden sich beide Verfahren gegenseitig torpedieren. Klasse move. Vom Strafklageverbrauch haben unsere neuen Abgeordneten wohl noch nichts gehört.