: Senat will jetzt handeln
An den Grundschulen kommt wohl die Maskenpflicht zurück. Am Montagabend will der Senat zudem in einer Telefonschalte schärfere Coronaregeln beraten: Dass 2G kommt, gilt als wahrscheinlich
Von Anna Klöpper
Für die Grundschulen in Berlin wird eine Rückkehr zur Maskenpflicht immer wahrscheinlicher. Am Montagnachmittag trifft sich der Hygienebeirat von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Ab Klasse 7 gilt ohnehin schon eine Maskenpflicht, die wohl auch nicht zur Diskussion steht. Erwartet wird außerdem, dass die SchülerInnen sich weiterhin dreimal die Woche testen müssen. Eigentlich wollte die Bildungsverwaltung zurück zu zweimaligem Testen.
„Wir werden angesichts der besorgniserregenden Inzidenzen sicherlich über Maßnahmen reden müssen“, sagte Norman Heise, als Landeselternsprecher auch Beiratsmitglied, am Montag der taz. Eher unstrittig sei, „dass wir beim häufigeren Testen bleiben müssen“. Der Diskussion über eine Maskenpflicht wollte Heise nicht vorgreifen, da vertraue er auf den Rat der medizinischen ExpertInnen im Beirat. Auch aus der Bildungsverwaltung hieß es vorab, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Der Beirat tagte bei Redaktionsschluss noch (Bericht folgt).
Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid, ebenfalls Mitglied des Gremiums, hatte am Sonntag dem Tagesspiegel gesagt, eine Rückkehr zur Maskenpflicht für GrundschülerInnen werde zwar die hohen Inzidenzen in der Altersgruppe senken. Allerdings erwarte er keine nennenswerten Auswirkungen auf die Hospitalisierungsquote oder die Situation auf den Intensivstationen, da Kinder in der Regel milde Verläufe hätten.
Die Inzidenz in den Altersgruppen der 5- bis 14-Jährigen liegt am Montag in Berlin bei über 500. Insgesamt betrug die Inzidenz stadtweit über alle Altersgruppen 194,5. Dennoch sind alle Schulen „grün“ eingestuft, lediglich eine Grundschule in Pankow „gelb“. 59 Lerngruppen sind berlinweit in Quarantäne. Eine Woche zuvor waren es 16 geschlossene Lerngruppen.
Allerdings: Fixe Grenzwerte für die Einstufung der Schulen seitens der Gesundheitsämter gibt es auch nicht. Landeselternvertreter Heise findet das richtig so: „Je nach Größe der Schule können acht oder zehn Coronafälle etwas ganz Unterschiedliches bedeuten, auch in Abhängigkeit zum Infektionsgeschehen im Bezirk.“
Ein Sprecher der Bildungsverwaltung wies am Montag darauf hin, dass die Fallzahlen auch in den Schulen inzwischen deutlich nach oben gingen. Bei den SchülerInnen sind aktuell 0,4 Prozent positiv getestet, beim pädagogischen Personal 0,3 Prozent. In der Vorwoche lagen die Werte noch bei 0,13 bzw. 0,15. Die Daten melden die Gesundheitsämter der Bezirke immer donnerstags an die Bildungsverwaltung.
Sachsen macht’s vor
Erwartet wird außerdem, dass der amtierende rot-rot-grüne Senat kurzfristig eine Entscheidung über verschärfte Coronaregeln trifft. Als wahrscheinlich gilt die Einführung der 2G-Regel: Dann hätten nur noch Geimpfte und Genesene Zugang zu Restaurants, Kneipen oder Clubs. Ausnahmen zu 2G könnten für Kinder und Menschen gelten, die sich nicht impfen lassen können. Sachsen, Thüringen und Bayern haben ihre Coronaregeln bereits dahingehend verschärft.
Bisher kann jeder Veranstalter selbst entscheiden, ob er auch Getestete zulässt (3G). In dem Fall gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln. SPD-Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hatte am Sonntag gesagt, 2G werde im Senat schon vorbereitet. Dem Vernehmen soll es am Montagabend eine Telefonschalte geben.
Der langjährige Berliner Linken-Gesundheitspolitiker und Mediziner Wolfgang Albers kritisierte gegenüber der taz eine 2G-Regel: Weder habe das bisher die Impfbereitschaft erhöht noch könne man ausschließen, dass Geimpfte andere ansteckten. Eher verprelle man durch diese „schwarze Pädagogik“ Menschen, die sich vielleicht doch impfen lassen wollen.
Besser ist aus Albers’ Sicht ein flächendeckendes Testen vor Restaurantbesuchen und Veranstaltungen: „Die Abschaffung der kostenlosen Bürgertests war völlig unsinnig.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich bereits offen für eine Wiedereinführung der kostenlosen Tests gezeigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen