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Booster-Impfung und 2G-Regel für alle

Die Gesundheitsminister:innen sprechen sich unter anderem für die Auffrischung der Corona-Impfung nach sechs Monaten aus

Auffrischung in der Straßenbahn: In Frankfurt am Main erhält man den Coronaschutz im „Impf-Express“ Foto: Michael Probst/ap

Von Christian Rath

Alle Bür­ge­r:in­nen sollen sich nach sechs Monaten ein drittes Mal impfen lassen. Das empfahlen die Ge­sund­heits­mi­nis­te­r:in­nen von Bund und Ländern am Freitag einstimmig zum Ende ihrer zweitägigen Konferenz in Lindau (Bayern). Die Booster-Impfung verbessere den schwächer werdenden Impfschutz um den Faktor 20, betonte Bundesminister Jens Spahn (CDU). Das zeigten neue Forschungsergebnisse aus Israel.

Der Beschluss ist bemerkenswert, weil die Ständige Impfkommission (StiKo) derartige Auffrischungsimpfungen bisher nur für Menschen über 70 empfiehlt. „Daraus sollte man aber keinen Gegensatz konstruieren“, sagte Spahn, „vor sechs Monaten wurden ja erst mal Hochbetagte, Menschen mit Vorerkrankungen sowie medizinisches und Pflegepersonal geimpft.“ Die größte Zahl an Booster-Impfungen werde es erst im Januar und Februar geben.

Um den nun wieder steigenden Impfbedarf zu decken, soll sich neben den Arztpraxen auch der Staat wieder mehr engagieren. Bayerns Minister Klaus Holetschek (CSU) kündigte an, er werde die 84 Impfzentren des Landes stufenweise aus dem Standbymodus wieder aktivieren. Seine Kollegin Monika Bachmann (CDU) sagte, im Saarland kämen die Ärzte noch gut zurecht. Jens Spahn betonte, dass neben den großen Impfzentren auch staatliche Impfbusse und mobile Impfteams eine wichtige Rolle spielen können.

Eine Impfpflicht lehnten die Ge­sund­heits­mi­nis­te­r:in­nen ab, auch wenn sie auf Pflegekräfte beschränkt wäre. Dies würde nur die Spannungen in der Gesellschaft verschärfen, sagte Spahn. Außerdem sei nichts gewonnen, wenn die rund 30 Prozent ungeimpften Pflegekräfte nach Einführung einer Impfpflicht einfach nicht mehr zur Arbeit kommen.

Stattdessen wollen die Minister:innen, dass in Pflegeeinrichtungen verstärkt getestet wird. Das Personal soll je nach regionalem Inzidenzwert mehrmals pro Woche oder sogar täglich einen Test machen. Ebenso sollen alle (also auch geimpfte) Be­su­che­r:in­nen von Pflegeheimen vorab getestet werden. Vor Heimbesuchen sollen Tests künftig wieder kostenlos sein.

Bei 3G-Angeboten, zum Beispiel in Restaurants, sollen die Testnachweise künftig strenger kontrolliert werden. „3G kann nur funktionieren, wenn Tests nicht nur behauptet werden, sondern tatsächlich stattfinden“, sagte Bayerns Minister Holetschek. Für Regionen mit besonders hoher Covid-19-Belastung empfehlen die Mi­nis­te­r:i­nnen erstmals 2G-Regelungen, also Angebote nur für Geimpfte und Genesene. Die konkrete Entscheidung verbleibt aber bei den einzelnen Ländern.

Holetschek, der diesjährige Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, sagte, die Lage sei in vielen Regionen bereits „dramatisch und besorgniserregend“. Auf den Intensivstationen lägen zwar weniger Covid-19-Patient:innen als vor einem Jahr, allerdings hätten viele Pflegekräfte „müde und ausgebrannt“ den Beruf aufgegeben. In manchen Krankenhäusern müssten Patienten schon verlegt werden. Spahn versprach, der Bund werde Krankenhäuser erneut entschädigen, wenn sie planbare Operationen verschieben, um Covid-19-Patient:innen zu behandeln. Die Kompensation werde rückwirkend zum 1. November eingeführt.

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