Erster „Tatort“ nach der Sommerpause: Hund, Katze, abgetrennte Finger
Der Tatort ist aus der Sommerpause zurück. Der Fall aus Frankfurt ist ein klassischer „Whodunit“ – und angenehm unambitioniert.
Der „Tatort“ aus Frankfurt am Main führt schon länger vor Augen, wie schade es ist, wenn mit Verve gestartete Ermittler allzu routiniert vor sich hin dümpeln und eigentlich genial angelegte Nebenrollen (die ja oft das Salz in der Suppe sind) immer mehr, nun ja, zur Nebensächlichkeit werden. Aber der Reihe nach.
Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) ermitteln in einem Entführungsfall, ihr 13. Fall. Der beginnt auf einem Golfplatz: Frederick Seibold (Helgi Schmid), ein junger Lebemann, wird gekidnappt, die vier Entführer:innen tragen Hundemasken. Warum bloß? Immerhin spielt ein Hund eine Nebenrolle, und eine Katze, die an Diabetes leidet – letztere gehört dem Vater des Entführten, Konrad Seibold (Bernhard Schütz). Die Katze scheint ihm näher als der Sohn.
Weil sich der Entführte wehrt, gibt es eine Leiche – da sind es nur noch drei Entführer:innen. Und gleich danach tauchen zwei abgeschnittene Finger auf. Die sollen als Beweis gelten, dass dem Sohnemann Gefahr droht. Man will vier Millionen haben, die hätte Papa Seibold locker. Aber Pustekuchen, der Vater glaubt, dass der Sohn die Entführung selbst inszeniert hat und überhaupt: Das sind ja gar nicht die Finger Fredericks: „Wenn ich der Entführer wäre,“ sagt Seibold senior, „würde ich doch den tätowierten Finger abschneiden.“
Dieser Tatort ist also auch etwas lustig, so auf die trockene, verschrobene Art, und in klassischer Whodunit-Manier gedreht. Das ist eigentlich gar nicht schlimm, weil es gewöhnliche Ermittlungsarbeit im „Tatort“ ja immer seltener zu sehen gibt, hier aber ist die ganze Chose dann doch zu erwartbar. Und deshalb darf man an dieser Stelle nichts weiter verraten. Wäre diese Krimi-Kolumne eine klassische Programmzeitschrift, stünde am Ende dieses Textes ein stilisierter Daumen, der die Mitte anzeigt, also nicht hoch, aber auch nicht runter.
Macht den Nebenrollen!
Ach ja, die Nebenrolle. Die hat von Anfang an die grandiose Zazie de Paris inne. Sie ist Fanny, die Mitbewohnerin von Kommissar Brix. Beide suchen gerade eine neue Wohnung, das ist in Frankfurt am Main eine schwierige Angelegenheit.
Fanny wurde vor ein paar Wochen überfallen, beschimpft und bespuckt und müsste eigentlich mal einen Selbstverteidigungskurs machen. Und? Genau dazu hat sie in diesem Fall die Gelegenheit und ist immer nur kurz zu sehen. Ich würde das Ganze umdrehen und Fanny die Leitung der Ermittlungen übertragen.
Leser*innenkommentare
Philippe Ressing
Belanglos, krudes Drehbuch und gelangweilt runterspielende Akteure. Kellerszenen bestimmt im hochhaus des Hessischen Rundfunks gedreht
...wohl wenigstens Kosten gespart.
Ein alter Kauz
Der war so herrlich, dieser Tatort! Als ich wusste, dass der Kater Caligula heißt, war zumindest eine Leiche in diesem Tatort für mich absehbar. Ich war nur gespannt, wie's passiert. Und überhaupt: Gut, sehr gut!