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berechtigung zur ausreise?
die taz - oder ist es nur hillenbrand - verlottert immer mehr!
Moralische Dilemmata haben die Eigenschaft, dass man - gleich wie man sich entscheidet oder auch nicht entscheidet - Schuld auf sich lädt. Es stellt sich die Frage, ob und wie wir mit der Schuld leben können.
Die auf der Liste stehen holt man raus und nimmt alle Frauen (inkl. Minderjähriger Kinder) mit die mitwollen.
Pragmatisch vorgehen....Ihre Beiträge schätze ich immer sehr!
Vergessen wir auch nicht, wer von uns die Hauptarbeit leistet..die KSK
Es gibt in dieser Situation nicht die eine oder andere Lösung Hr. Hillenbrand. Es gibt nur die eine Lösung Alle, auf dem Flughafen oder außerhalb, müssen so schnell als möglich raus!
Wer moralisch einwandfreie Lösungen in einer solchen Situation sucht, verpasst den "Abflug" und macht sich schuldig an den Menschen die abfliegenden "leeren" Maschinen hinterhersehen müssen, obwohl sie um ihr Leben "bangen" müssen.
Wenn sich das Zeitfenster für die Evakuierung bald schließt, sollten so viele Menschen als irgend möglich ausgeflogen werden. Selbstverständlich auch Personen die es noch nicht auf den Flughafen geschafft haben. Hierfür gibt es bereits Verhandlungen mit den Taliban und mittlerweile auch Hubschrauber vor Ort. Warum werden denn keine "amtlichen" Schleuser eingesetzt? Warum lässt die US-Army keine Menschen mit deutschem Pass durch? Nach welchen Weisungen wird hier gearbeitet?
Warum geht das Botschaftspersonal nicht zurück in die Botschaften und stellt Visa aus, wo doch die Taliban allen eine Amnestie gewähren?
So viele, so schnell wie möglich. Da hat Frau Baerbock schon mal ne Zahl genannt: Weit mehr als 50.000. Das war das erste Vernünftige von ihr seit Monaten und ein guter Anfang. Vergessen wurde man wieder der Familiennachzug oder sind Ehefrauen, Eltern und Geschwister nicht gefähret?
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend positive Befunde – und einige Problembereiche.
Aufnahme von afghanischen Geflüchteten: Ein moralisches Dilemma
Wen zuerst aus Afghanistan rausholen? Gefährdete, die sich verstecken oder die, die es an den Flughafen schaffen? Jetzt heißt es: pragmatisch vorgehen.
Das Zeitfenster zur Rettung von Menschen aus Afghanistan schließt sich Foto: US-Truppe/via reuters
Tausende Demonstrierende gehen in Deutschland auf die Straße, um für eine Aufnahme von gefährdeten Menschen aus Afghanistan zu protestieren. Sie haben gute und richtige Gründe: Es kann nicht angehen, dass nur diejenigen eine Aufnahme finden, die als Ortskräfte der Bundeswehr geholfen haben. Die Taliban bedrohen Frauenrechtlerinnen und Journalisten, Menschenrechtler, Entwicklungshelfer, Demokratinnen und überhaupt alle, die sich den Vorstellungen einer islamistischen Gesellschaft entgegenstellen.
All diesen Menschen Schutz zu gewähren, ist das Mindeste, was die demokratischen Staaten nach dem Afghanistan-Desaster jetzt leisten müssen, wenn ihre Vorstellungen von Menschenrechten mehr als nur das Papier wert sein sollen. Die Zahl dieser Schutzsuchenden zählt nach Hunderttausenden – und nicht nach der begrenzten Zahl, die tatsächlich ausgeflogen werden soll. Wie aber kann das bewerkstelligt werden?
Soll man all diejenigen ausfliegen, die in die Nähe des Flughafens von Kabul gekommen sind in der Hoffnung, irgendwie das Land zu verlassen? Oder ist es sinnvoller, erst einmal die zu retten, die in existenzieller Gefahr schweben und denen man diese Hilfe versprochen hat? Absehbar ist dabei, dass sich das Zeitfenster der Hilfe schon bald schließen wird, sei es aufgrund der Anordnungen der Taliban oder der US-Regierung.
Bei diesem moralischen Dilemma gibt es keine einfache Antwort. Es kann nicht richtig sein, dass halbleere Maschinen abfliegen, nur weil sich gerade im Chaos nicht genügend Menschen finden, die einen berechtigten Anspruch zur Ausreise besitzen. Es wäre aber auch falsch, die am Flughafen Wartenden aufzunehmen, während für diejenigen, die versteckt auf ihre Rettung warten, die Zeitspanne für Hilfe verrinnt.
Und es könnte die Lage am Flughafen endgültig außer Kontrolle bringen, wenn sich in Kabul herumsprechen würde, dass dort eine Ausreise garantiert wäre. Es gibt für dieses Dilemma keine moralisch einwandfreie Lösung. Die in Kabul eingesetzten Bundeswehrsoldaten müssen pragmatisch handeln und retten, wer zu retten ist. Es ist absehbar, dass nicht alle dringend Schutzbedürftigen gerettet werden können.
Ebenso gewiss ist es, dass nicht jeder, der am Airport Hitze und Durst trotzt, das Land wird verlassen können. Vor einigen Tagen ging eine Meldung um die Welt, dass eine einzige US-Militärmaschine 823 Menschen ausgeflogen hat. Das Flugzeug war in Kabul von Verzweifelten gestürmt worden und die Besatzung entschied, diese Menschen nicht wieder von Bord zu zwingen. Ihr Vorgehen entsprach wohl kaum den Richtlinien. Aber es zeigte Menschlichkeit.
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Schwerpunkt Afghanistan
Kommentar von
Klaus Hillenbrand
taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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