: Weniger Bürger, mehr Großinvestoren
Der Anteil der Ökostrom-Anlagen in der Hand von Bürgern sinkt. Greenpeace Energy fordert von der Bundesregierung ein Konzept für eine stärkere Beteiligung
Wer sind eigentlich die Eigentümer der Ökostrom-Anlagen? Das hat das Institut trend:research im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) untersucht. Ein Ergebnis der in diesem Jahr veröffentlichten Studie: 2009 war noch mehr als die Hälfte der installierten Leistung in der Hand von Privatleuten und Landwirten, zehn Jahre später liegt ihr Anteil bei nur noch gut 40 Prozent. Das hat mit wachsenden Investitionen von Energieversorgungsunternehmen (Anteil 2019: 17,2 Prozent) und Fonds und Banken (14,1 Prozent) zu tun. Sie finanzieren vor allem kostenintensive Windenergieanlagen auf hoher See und haben 2019 erstmals den Spitzenplatz beim Bau neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen übernommen. „Dass sich nun auch finanzkräftige Investoren mehr für klimaschonende Energieerzeugung engagieren, ist durchaus erfreulich“, sagt AEE-Geschäftsführer Robert Brandt und fügt hinzu: „Doch die Bürgerenergie muss unbedingt weiter ihren Platz im Fortgang der Energiewende finden. Denn Beteiligungsmöglichkeiten fördern die Akzeptanz.“
Derzeit untersucht die AEE in einem Forschungsprojekt, ob die finanzielle Beteiligung der Bürger und Kommunen an Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind-, Solar- und Bioenergie tatsächlich zu mehr Akzeptanz führt. Dazu wird an fünf Orten – in Schleswig-Holstein, Hessen, Thüringen, Sachsen und Bayern – analysiert, welche Effekte solche Anlagen auf die Beschäftigung haben und wie die Einwohner die Beteiligungsmöglichkeiten bewerten. Erste Ergebnisse sollen noch in diesem Jahr präsentiert werden.
Der Ökostrom-Anbieter Greenpeace Energy fordert von der Bundesregierung ein Konzept für eine stärkere Bürgerbeteiligung und warnt davor, die Energiewende den großen Playern auf dem Finanzmarkt und den Energiekonzernen zu überlassen. „Energiebürger sorgen dafür, dass die Wertschöpfung am Ort bleibt, dass lokale Betriebe und kommunale Kassen von Ökostromprojekten profitieren“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy. Er ergänzt: „Nur eine echte Teilhabe möglichst vieler reduziert Konflikte, stärkt die Energiewende und hilft, die Klimaziele zu erreichen.“ Joachim Göres
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