: Bund fördert mobile Luftfilter an Schulen
Bisher konnten Kitas und Schulen nur Bundesmittel für feste Luftfilteranlagen bekommen. Nun stellt die Bundesregierung 200 Millionen Euro für mobile Geräte bereit
Von Ralf Pauli
Die Bundesregierung möchte zum Schutz vor der Pandemie mehr Klassenräume mit Luftfiltern ausstatten. Wie das Bundeskabinett am Mittwoch beschloss, können Kitas und Schulen künftig dabei auch Gelder für mobile Geräte erhalten. Bislang hat der Bund nur den Einbau fester Filteranlagen gefördert. Für die mobilen Luftfilter stellt er nun 200 Millionen Euro bereit. Bis zu 500.000 Euro kann eine Kita oder Schule erhalten, sofern die Luftfilter für Kinder unter 12 Jahren eingesetzt werden.
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), über dessen Ministerium die Förderung läuft, sprach am Mittwoch von einem „wichtigen Beschluss für Schulen und Kitas“. „Gemeinsam mit den Ländern wollen wir damit einen Beitrag dafür leisten, den Präsenzunterricht und die Kinderbetreuung im Herbst und Winter auch bei Verschlechterung der Infektionslage aufrechtzuerhalten“, sagte Altmaier.
Möglich wurde die Förderung durch eine Neubewertung durch das Umweltbundesamt (UBA). Das hatte mobile Luftfilter in der Vergangenheit als Ergänzung zum Lüften empfohlen. Nun heißt es, Luftfilter seien durchaus hilfreich gegen Ansteckungen in Klassenzimmern, wenn sie „fachgerecht positioniert und betrieben“ werden.
Wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Deltavariante haben Lehrerverbände, Eltern und Wissenschaftler:innen zuletzt gefordert, alle Klassenzimmer in Deutschland mit Luftfiltern auszustatten. Bislang hat nur Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) versprochen, dies in seinem Bundesland bis zum neuen Schuljahr umsetzen zu wollen. Andere Bundesländer halten mobile Luftfilter nach wie vor für verzichtbar. Entsprechend schleppend geht der Einbau voran.
Im Saarland beispielsweise, das den Einbau von Luftfiltern fördert, sind nach Angaben des Bildungsministeriums bisher 476 der rund 3.900 Klassenräume mit mobilen Luftfiltern ausgestattet. Die meisten Länder können keine konkreten Zahlen nennen, da nicht sie, sondern die Kommunen für die Ausstattung an Schulen zuständig sind. Für feste Filteranlagen, die der Bund seit Mitte Juni fördert, sind bundesweit bislang gerade mal 503 Anträge eingegangen und 254 gebilligt worden, teilt das zuständige Wirtschaftsministerium auf taz-Anfrage mit. Nach Schätzungen des Lehrerverbandes dürften zum neuen Schuljahr gerade mal 10 Prozent der Klassenräume mit einem Luftfilter ausgestattet sein.
Verena Göppert, Deutscher Städtetag
Ein zentraler Streitpunkt dabei sind die Kosten. Die Kommunen müssen sich bei den bisherigen Formatierprogrammen an den Ausgaben für die Anschaffung, Montage und Wartung der Luftfilter beteiligen. So kritisierte Bayerns Gemeindetagspräsident Uwe Brandl vor wenigen Tagen, dass die Landesregierung nicht wie versprochen 50 Prozent der Kosten übernehmen werde: „Denn hinzukommen werden Beraterkosten, Installationskosten, Wartungskosten“, so Brandl.
Auch beim soeben beschlossenen Förderprogramm des Bundes sollen die Schulträger 50 Prozent der Kosten selbst tragen. Verena Göppert, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetags, begrüßt gegenüber der taz zwar, dass der Bund nun auch mobile Luftfilter fördert. „Wichtig bleibt allerdings, auch diese Räume, so gut es geht, regelmäßig durch offene Fenster zu belüften“, so Göppert. „Denn die mobilen Geräte filtern nur die vorhandene Luft im Raum.“
Welchen Beitrag Luftfilter zur Reduzierung der Virenlast leisten, ist umstritten. Skeptisch äußerte sich unter anderem der Städtetag Baden-Württemberg und der Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern.
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