Nach dem letzten EM-Spiel in München: Wer räumt hier eigentlich auf?

In der deutschen EM-Stadt München wird Bilanz gezogen. Bei den Aufräumarbeiten in der Stadt mischen rot-weiß bemützte Ultras mit.

Die in den Fraben Italiens leuchtenden EM-Arena in München

Abmarsch aus München: Die Arena leuchtet ein letztes Mal Foto: dpa

Ein bisschen Europameisterschaft ist noch in München. Die himmelblauen Plakate, auf denen die Uefa-Sponsoren sich präsentieren dürfen, hängen noch in der Stadt. „Munich“ steht da drauf oder „München“. Nicht dass man vergisst, wo man gerade ist. An den größeren Plätzen wehen die Fahnen dieser EM noch immer. Im Großstadtregen wirken sie arg grau und gar nicht mehr so freundlich, wie das wohl gedacht war.

Woran man sich EM-mäßig erinnern wird in München? Klar, da war der Wunsch der Stadt, zum Spiel der Deutschen gegen Ungarn das Stadion in Regenbogenfarben auszuleuchten. Dass die Uefa das nicht zugelassen hat, darüber hat die ganze Welt berichtet, und auf den Regenbogenrausch, den das Verbot ausgelöst hat, sind viele stolz in der Stadt. Noch immer sind die Trambahnen mit bunten Fähnchen geschmückt. Ein paar Geschäfte haben ihre Auslagen regenbogenfarben aufgehübscht.

Das mit dem Gleitschirmpiloten ist auch noch in Erinnerung. Der Greenpeace-Pilot, der seine ölkritische Botschaft per Gleitschirm in die EM-Arena transportiert hat, dabei fast abgestürzt wäre, aber nicht abgeschossen worden ist, brachte eine Debatte darüber hervor, ob München genug geschützt ist vor islamistischem Terror. Sonst. Der Autokorso der Italiener neulich war noch ganz schön.

Ultras oder Fans?

Das Turnier hat also seine Spuren hinterlassen in der Stadt, auch wenn sich die Uefa das sicher anders vorgestellt hat. Ein paar Spuren sind indes verschwunden. Die großen Banner, mit denen die Uefa auf Brücken für ihr Turnier geworben hat, hängen nicht mehr. Mehrere Plakate waren mit einem kräftigen „Fuck Uefa“ aufgehübscht. In der Innenstadt fanden sich Aufkleber, auf denen die Uefa als geldgierige Verbrecherorganisation dargestellt wurde. Ein Video, das im Netz kursiert, zeigt Männer in rot-weißen Sturmhauben, die in einer nächtlichen Aktion die Kabelbinder durchschneiden, mit denen die großen Uefa-Banner an den Brücken der Ausfallstraßen befestigt waren.

Dort ist auch schön zu sehen, dass auch das hässliche Münchner-Fußball-Kindl, das man zur EM vor das Rathaus gestellt hatte, einen dicken Anti-Uefa-Aufkleber abbekommen hat. Höhepunkt des Filmchens ist die Präsentation von 22 eroberten Werbeplanen der Uefa zu den Parolen: „Fuck Uefa! You’re not welcome!“ und „Football for the people! Not for millionaires.“

Schnell waren die meisten Spuren beseitigt. Das Münchner Uefa-Kindl hat dabei einige Kratzer abgekommen, und an den Laternenmasten in der Fußgängerzone ist zu sehen, dass sie bis vor Kurzem noch von jeder Menge Aufkleber geschmückt waren. Die Polizei ermittelt. Einer ihrer Sprecher wird mit dem rätselhaften Satz zitiert: „Ob es sich wirklich um Fans oder Ultras handelt, kann man nicht sagen.“ Die Stadt hatte Anzeige erstattet. Dankbar war sie den Aktivisten nicht. Dabei haben die nur dazu beigetragen, was sowieso getan werden muss: die Stadt von den Spuren der Uefa zu reinigen.

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