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Listen-Streit bei Saar-GrünenDie Schwäche der anderen

Der saarländische Ex-Grünenchef Hubert Ulrich hat seinen Landesverband in die Krise gestürzt. Er hat sein Comeback systematisch vorbereitet.

Hubert Ulrich: der umstrittene Spitzenkandidat der Saar-Grünen Foto: Oliver Dietze/dpa

D ie Grünen an der Saar taumeln am Abgrund. Im erbitterten Kampf um die Landesliste zur Bundestagswahl riskieren die KombattantInnen sogar, dass die Partei im Saarland von den Stimmzetteln verschwindet. Der Landesvorstand, der bislang fest zum umstrittenen Spitzenkandidaten Hubert Ulrich stand, hat jetzt wenigstens Vorsorge getroffen, den Listenparteitag noch kurz vor Tores­schluss wiederholen zu können. Ein neuer Parteitag, zwei Tage vor der gesetzlichen Abgabefrist der Liste, könnte Klarheit schaffen.

Denn die angefochtene Liste bleibt riskant. Die parteiinternen KritikerInnen haben gute Argumente zusammengetragen, die sie auch noch nach der Abgabefrist geltend machen könnten, notfalls vor einem ordentlichen Gericht. Das zentrale Problem schafft ein neuer Parteitag allerdings nicht aus der Welt: Der von vielen geachtete, bei seinen GegnerInnen verhasste ehemalige Parteivorsitzende Ulrich, den sie „den Panzer“ nennen, würde wohl erneut eine Mehrheit für sich organisieren können.

Er hat sein Comeback, drei Jahre nach dem Scheitern bei der vergangenen Landtagswahl, systematisch vorbereitet. Von den Regelungen des Grünen-Frauenstatuts hält er ohnehin nichts. In Landesverbänden, in denen es nur einen aussichtsreichen Listenplatz gebe, führe die Regelung zur Verhinderung von Männern, argumentiert er. Das Statut wird ihn nicht aufhalten.

Es ist erstaunlich und bitter, wie in kleinen Landesverbänden der Egotrip Einzelner zum Sprengsatz geraten kann. Auch die Saar-Linke hat ein ähnliches Problem. Dagegen hilft nur die Mobilisierung von möglichst vielen Mitgliedern, die sich den Ambitionen zweifelhafter Führungspersonen entgegenstellen.

Dass Ulrich mit seinem Ortsverband ein Drittel der Landesparteitagsdelegierten mitbringt, liegt nicht nur an seiner offensichtlichen Gabe, neue Mitglieder zu gewinnen und für sich einzunehmen. Es liegt auch an der Schwäche der anderen, die ihm nichts Vergleichbares entgegensetzen können.

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Christoph Schmidt-Lunau
Autor
Von 2016 bis 2024 taz-Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Davor u.a. Moderator, Reporter und CvD bei SWF3 sowie Programmdirektor von radioffn, 15 Jahre lang Landtagskorrespondent für den Hörfunk von hr und ARD, gleichzeitig Autor für den Tagesspiegel 1980 Dipl.Soz. und Wiss. Mitarbeiter Goethe Uni Frankfurt
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5 Kommentare

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  • Das Problem kann wohl kaum ein "Egotrip Einzelner" sein, wenn man diesem Einzelnen gleichzeitig diagnostiziert problemfrei eine Mehrheit organisieren zu können.

  • Also NEE, diese Saarländer... Es mutet mehr als nur merkwürdig an, dass ausgerechnet im Saarland, was man eher als Durchfahrtzone nach Frankreich wahrnimmt, seien wir mal ehrlich, sich derzeit zwei Parteien so dämlich zerlegen. Einerseits die Linken, andererseits die Grünen. Geht's noch? Man muss allerdings die Frage stellen, ob die Mehrheitsentscheidung, Herrn Ostermann auf Platz 1 zu setzen, nicht mehr Gewicht hat als die Parteistatuten, die es anders vorsehen. Ich habe so meine Zweifel, ob vor einem ordentlichen Gericht durch alle Instanzen so eine Regelung bestehen könnte. Und wissen wir, ob er nicht am Wahltag als Frau Osterfrau vor die Mikrofone treten will?

    • @denkmalmeckermalmensch:

      Sorry, ich korrigiere: Herrn ULRICH auf Platz 1 zu setzen

  • Nun, es ist zumindest mal ein valides Argument. Warum man nicht sagt "Jeder zweite Listenplatz" ist mir schleierhaft. Dann müsste bei Mann auf 1 dann eine Frau folgen. Oder eben umgekehrt. Und wenn die Leute ihn haben wollen, dann ist das Demokratie.

  • RS
    Ria Sauter

    Der Skandal besteht auch darin, daß ein solch umstrittener Mann noch Anhänger in der grünen Partei hat.



    Seine Nähe zu Herrn Ostermann, der den Titel "Pate von der Saar" trägt, ist allgemein bekannt.



    Auch Herrn Ulrichs sonstigen Mauscheleien sind bekannt.



    Wenn die Partei das trotzdem schluckt und hinnimmt, wirft das ein sehr schlechtes Bild auf alle Beteiligten.



    Im Saarland hofft man, daß sie von der Liste verschwinden.