Verbot des Kükentötens: Nur ein kleiner Fortschritt

Das Schreddern männlicher Küken zu verbieten ist überfällig. Das Problem der unklaren Herkunft von Eiern für Fertig-Nahrungsmittel dagegen bleibt.

Hühnereier in einer Palette

Woher kommen eigentlich die Eier in industriell produzierten Lebensmitteln? Foto: Chromorange/imago

Es ist ein längst überfälliges Gesetz, mit dem das sogenannte Schreddern vön männlichen Küken in Legehennenbetrieben nun verboten wird. Wer es nicht begreifen will und Tiere nur als wirtschaftlich nützliche Wesen betrachtet, sollte sich die Bilder von den Massentötungen einmal anschauen. Dabei stellen sich schnell Zweifel an einer ethisch vertretbaren Tierhaltung ein. Allein durch ökonomische Interessen ist diese Praxis nicht zu rechtfertigen. Gut, dass damit bald Schluss ist.

Es ist jedoch nur ein Schritt in die richtige Richtung. Denn „ausgemustert“ werden männliche Küken nur schon etwas früher und vermutlich schmerzfreier noch im Ei. Unter ethischen Gesichtspunkten wäre es besser, es käme erst gar nicht zu dieser Option. Eine Alternative gibt es mit den Zweinutzungshühnern. Die weiblichen Nachkommen produzieren Eier, die männlichen Fleisch. Tötungen werden unnötig.

Nur leider ist die diese Nutzungsform für die Landwirtschaftsbetriebe nicht – oder noch nicht – profitabel. Womöglich ließe sich das durch spezielle Züchtungen ändern. Es wäre bei aller Skepsis gegen die Nutztierhaltung insgesamt ein Fortschritt. Ob mit dem Verbot des Kükenschredderns am Ende tatsächlich weniger Leid im Stall erzeugt wird, ist fraglich.

Eier sind in sehr vielen Nahrungsmitteln enthalten, von Eiernudeln bis hin zur Mayonnaise. Über die Herkunft dieser Eier erfahren die Kun­d*in­nen im Supermarkt beim Kauf dieser Produkte nichts – anders als bei Eiern im Originalzustand. Die Hersteller kaufen die Eier dort ein, wo es in ihr wirtschaftliches Kalkül passt. Wenn mehr Tierwohl die Eierproduktion in Deutschland verteuert, bedienen sie sich dann eventuell eher in Ländern, die es mit einer besseren Tierhaltung nicht so genau nehmen.

Insofern ist der schrittweise Übergang zu einer anderen Praxis nachvollziehbar. Zugleich ist die nächste Bundesregierung gefordert, sich international für das Tierwohl stark zu machen. Auch eine Herkunftskennzeichnung für Eier bei fertigen Nahrungsmitteln könnte zu einer Veränderung der Haltungspraxis beitragen, wenn sich Ver­brau­che­r*in­nen bewusst für ethisch besser erzeugte Produkte entscheiden können. Bis dahin bleibt es beim kleinen Fortschritt.

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