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Corona anarchistisch betrachtet

Über Gesundheit und Herrschaft, soziale Organisation und Widerstand in Zeiten der Pandemie diskutieren linke Gruppen am Samstag in Kreuzberg

Von Peter Nowak

„Anarchistische Perspektiven in der Pandemie“ will eine Veranstaltung aufzeigen, zu der am kommenden Samstag Gruppen und Einzelpersonen der anti­autoritären Linken auf dem Mariannenplatz einladen. Mit dem Motto „Kronstadt 2021“ wird diese Veranstaltung in einen historischen Bezug gestellt, der heute längst nicht mehr allen Menschen bekannt ist.

Im Frühjahr 1921 rebellierten in der russischen Festung Kronstadt am Finnischen Meer Matrosen gegen die autoritäre Wende, die die junge Sowjetunion unter den Bolschewiki zu dieser Zeit schon genommen hat. Die blutige Niederschlagung der Rebellion durch die regierende Kommunistische Partei führte zum Bruch zwischen ParteikommunistInnen und antiautoritären Linken. Für Letztere sind die Ereignisse von Kronstadt vor 100 Jahren bis heute eine eine Warnung vor staatssozialistischen Herrschafts- und Politikmodellen. Daher war klar, dass die antiautoritäre Linke in Berlin den hundertsten Jahrestag der Niederschlagung des Aufstands von Kronstadt auch nicht unbeachtet lassen würde.

Eigentlich war für das kommende Wochenende in Berlin ein mehrtägiger Kongress geplant, der an das Ereignis erinnern sollte. Dazu wurden BesucherInnen aus ganz Deutschland, aber auch aus dem Ausland erwartet. Doch die Coronapandemie stoppte diese ambitionierten Pläne. Im März, als die Inzidenzen noch sehr hoch waren, entschloss sich die Vorbereitungsgruppe, den Kongress auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Doch ein Teil der Vorbereitungsgruppe arbeitete nun daran, die mehrstündige Veranstaltung nun als Kundgebung anzumelden und vorzubereiten.

An den genauen Planungen werde noch gearbeitet, sagte eine der MitveranstalterInnen der taz. Doch es solle sich – wie beim Kongress auch – bei der Kundgebung um keine historische Nostalgieveranstaltung handeln. So sind Diskussionen und Redebeiträge zur sozialen Organisation in Zeiten der Pandemie ebenso geplant wie eine Diskussion über Gesundheit und Herrschaft. Auch über Formen staatlicher Repression und Aufstandsbekämpfung in verschiedenen Ländern unter Pandemiebedingungen soll gesprochen werden. Nicht erwünscht sind rechte und rechtsoffene Gruppen aller Art.

Vorträge am Samstag von 14 bis 22 Uhr auf dem Mariannenplatz, ab 20 Uhr Livekonzert

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