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Mehr Gewalt gegen Kinder

Missbrauch und Misshandlungen steigen. Bezug zur Pandemie unklar

Sexualisierte Gewalt gegen Kinder nimmt weiter zu. Das ergab die jährliche Sonderauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Am stärksten war der Anstieg mit 53 Prozent bei der sogenannten Kinderpornografie, also der Herstellung und Verbreitung von Bildern und Filmen von sexueller Gewalt gegen Kinder. 2020 wurde hier in 18.761 Fällen ermittelt, gegenüber 12.262 Fällen im Vorjahr. Hinweise auf solche Darstellungen im Internet erhält das Bundeskriminalamt (BKA) überwiegend von Behörden in den USA.

Die Zahl angezeigter Missbrauchsfälle ist 2020 ebenfalls gestiegen um rund 1.000 auf 16.921 Fälle. Damit setzt sich der Trend aus den Vorjahren fort. In der Statistik werden nur die angezeigten Fälle erfasst, das Dunkelfeld sei weit größer, sagte BKA-Präsident Holger Münch. Zu möglichen Auswirkungen der Coronapandemie sagte Münch, man könne keinen direkten Zusammenhang zwischen den gestiegenen Fallzahlen und der Pandemie herstellen. Die meisten Taten geschähen aber im privaten Umfeld. Die Einschränkungen infolge der Pandemie könnten Täter begünstigen und erschwerten es Opfern, sich Hilfe zu holen.

Die Zahl der Tötung von Kindern ist im vergangenen Jahr auch deutlich gestiegen, um 40 auf 152 Fälle. 115 Opfer waren jünger als sechs Jahre. Das Misshandeln von Kindern, also Gewalt ohne sexuelles Motiv, nahmen um 10 Prozent auf knapp 5.000 Fälle zu.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, nannte die Zahlen „unerträglich“. Sie bedeuteten zehntausendfaches Leid, Ohnmacht, Ekel und Angst. Er forderte eine massive Personalaufstockung bei Polizei und Justiz. (epd)

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