: Müller will Lockerungen
Regierender will schnell mehr Rechte für Geimpfte. Inzidenz sinkt weiter, Intensivbetten noch „rot“
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus geht in Berlin leicht zurück. Nach dem Lagebericht der Senatsverwaltung für Gesundheit vom Sonntag wurden 57 neue Coronafälle gemeldet, am Samstag waren es noch 499 und 198 am Sonntag davor. Am Wochenende sind die Werte in der Regel etwas niedriger als an Wochentagen, unter anderem, weil dann weniger getestet wird. Die Zahl der Todesfälle ist um zwei gestiegen.
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz gibt es laut Lagebericht einen leichten Anstieg. Sie beträgt aktuell 122,9 im Vergleich zu 121,0 am Vortag. Eine Woche zuvor betrug sie allerdings noch 135,4. Der Wert gibt an, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich in einer Woche mit dem Virus infiziert haben. Als wichtige Schwelle für die Bundes-Notbremse gilt die Marke 100. Bei einem Wert darunter sind wieder Lockerungen der Coronaregeln etwa im Einzelhandel möglich. Seit Inkrafttreten der Bundes-Notbremse liegen dem Inzidenzwert die Daten des Robert Koch-Instituts zugrunde.
Mittlerweile hat es in Berlin seit Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr 169.015 nachgewiesene Coronafälle gegeben, 155.965 von den betroffenen Menschen gelten wieder als genesen. Berlinweit sind 3.216 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.
Eine leichte Verbesserung gibt es bei der Situation der Berliner Intensivstationen: So sind aktuell 25,8 Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. Das ist der gleiche Wert wie am Freitag, aber etwas unter dem von Samstag (26,1 Prozent). Als kritischer Schwellenwert gelten 25 Prozent, Berlin liegt hier damit, genau wie bei der Sieben-Tage-Inzidenz, weiterhin im roten Bereich.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hat derweil eine schnelle Entscheidung über Lockerungen für Geimpfte und Genesene gefordert. „Wenn von Menschen, die geimpft oder genesen sind, keine relevante Infektionsgefahr mehr ausgeht und sie zudem geschützt sind, entfällt der Grund für die harten Coronamaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie“, sagte der SPD-Politiker der Rheinischen Post. Müller ist derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK). „Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, dass diese Menschen ihre Grund- und Freiheitsrechte so schnell wie möglich zurückerlangen.“
Es handele sich dabei nicht um Privilegien, sondern um Rechte und den Weg zurück in die Normalität, sagte Müller. „Und natürlich gilt dies auch für die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, die dann aufgehoben werden müssen“, so der Regierende Bürgermeister. „Die Entscheidungen dazu sollten jetzt sehr schnell im Bundestag und Bundesrat getroffen werden.“ Müller wies in dem Zusammenhang auf die Regelungen in seinem Bundesland hin: „In Berlin haben wir schon Mitte April Menschen mit vollem Impfschutz den Menschen gleichgestellt, die negativ getestet sind – inzwischen sind auch die Genesenen hinzugekommen.“
Der Berliner Hotel- und Gaststättenverband Dehoga fordert derweil die Öffnung der Außengastronomie: „Nach Meinung aller Fachleute“ bestehe eine Ansteckungsgefahr im Außenbereich nicht oder sei kaum möglich, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder der Berliner Zeitung. Vollständig geimpfte Menschen sollten zudem ihre kompletten Freiheiten zurückbekommen. Die von der Krise schwer getroffene Branche hätte aktuell davon allerdings nicht viel, „da erst circa acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland komplett geimpft sind und von diesem Personenkreis auch sehr viele in Senioren- oder Pflegeheimen wohnen“. (dpa)
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