Diversität in der taz nord: Eine weiße Redaktion

Von der Vielfalt, über die wir schreiben, ist in unseren Hamburger und Bremer Redaktionen nicht viel zu sehen. Unser Team will diverser werden.

Rekateur*innen der taz nord winken aus dem geöffneten Fenster

Viele weiße Gesichter: Die Redaktion der taz nord Foto: Miguel Ferraz

HAMBURG taz | Die taz nord ist weiß. Kein bisschen divers. Alles, was wir bieten können, sind weiße Schwaben, Bayern, Franken, Hessen und Kol­le­g*in­nen aus NRW. Ganz schön bunt für eine norddeutsche Regionalredaktion, aber mit unseren selbst gesetzten Zielen hat diese Wirklichkeit nichts zu tun. Wir wollen diverser werden.

Für unsere Nordseiten recherchieren wir über Racial Profiling durch die Hamburger Polizei, rassistische Brandanschläge auf Restaurants im Bremer Umland oder Einschüchterungsversuche gegen Roma und Sinti. Wir sprechen mit den Betroffenen, hören zu, geben ihnen Raum, damit ihre Stimmen gehört werden. So verstehen wir alle unseren Job. Aber ganz in sie hineinversetzen können wir uns als weiße Deutsche nicht.

Vielleicht haben wir in anderen Kontexten diskriminierende Erfahrungen gemacht. Aber rassistische Erfahrungen kennen wir nicht. Für Betroffene kann es einen Unterschied machen, ob sie ihre Geschichte Jour­na­lis­t*in­nen erzählen können, die selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Und auch für uns in der Redaktion ist mehr Diversität wichtig. Nicht nur, weil es für Interviews hilfreich ist, wenn wir im Team mehr Sprachen sprechen, sondern vor allem, weil je­de*r von uns unterschiedliche Perspektiven einbringt. Die Hürden, die einem in Deutschland in den Weg gelegt werden, wenn nicht alle Vorfahren Deutsche waren, sehen wir oft gar nicht.

Nicht mehr als eine Absichtserklärung

Doch obwohl diese Vorteile auf der Hand liegen, ist das Ziel einer diverseren Redaktion bisher nicht mehr als eine Absichtserklärung. Warum?

Wenn wir eine Stelle besetzen, bekommen wir leider kaum Bewerbungen von Menschen aus Einwandererfamilien oder People of Colour – auch wenn in den Ausschreibungen steht, dass wir uns darüber besonders freuen würden. Eine Praktikantin sagte uns im Abschlussgespräch einmal, dass es sie zu Beginn ihrer Zeit in der Nordredaktion abgeschreckt hätte, dass wir so weiß seien. Unsere Außenwirkung ist also vielleicht nicht die beste.

Meist stellen wir Kol­le­g*in­nen fest ein, die wir durch Praktika oder freie Mitarbeit schon kennen. Wir werben deshalb auch in migrantischen Netzwerken dafür, den Beruf der Jour­na­lis­t*in in einem Praktikum bei der taz in Hamburg oder Bremen auszuprobieren.

Und die Praktikums­be­wer­be­r*in­nen aus Familien mit Einwanderungsgeschichte werden tatsächlich allmählich mehr. Wir hoffen also auf die nächste Generation von Jour­na­lis­t*in­nen – und auf unsere Leser*innen. Streuen Sie diesen Text gern.

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