: „Viele sind mit Homeschooling überfordert“
„Unser Verein wendet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Schule, Ausbildung und Studium und konzentriert sich auf die Prävention von psychischen Krankheiten oder Krisen. Ungefähr 75 Prozent aller psychischen Erkrankungen entstehen vor dem 25. Lebensjahr. Vor Corona haben wir viele Workshops in Schulen angeboten, einfach weil wir da alle Kinder erreichen können.
Aktuell ist das sehr schwierig. Einzelne Schulen machen das ganz gut, die haben die Technik, da funktioniert so ein Workshop auch digital. Aber viele sind ja schon mit dem Homeschooling überfordert. Was wir aktuell verstärkt machen, sind Lehrerfortbildungen. Das darf man auch nicht unterschätzen. Wenn es den Lehrern gut geht, geht es oft auch den Schülern besser.
Ein anderes großes Thema, dem wir uns neben der Prävention widmen, ist die Entstigmatisierung. Ich nehme schon wahr, dass aktuell stärker auf die psychische Gesundheit geachtet wird. Es gibt ja auch Forderungen, mehr Psychologen, mehr Soziologen an den Corona-Entscheidungen zu beteiligen. Allerdings bin ich skeptisch, ob das wirklich von Dauer ist. Solche Perioden gab es immer wieder. Für die Betroffenen hat sich meist nicht viel geändert. Ich hoffe sehr, dass das durch Corona anders werden könnte. Aber ich bin nicht sehr optimistisch.“
Dr. Manuela Richter-Werling, Irrsinnig Menschlich e. V., Leipzig, protokolliert von Daniel Böldt
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