Deutschlands Arbeitsmarkt: Schlechte Nachrichten für Mütter

Mutterschaft wird oft überhöht. Allerdings nie, wenn es um Geld und Arbeit geht. Da ist das Muttersein immer erst mal ein Problem.

Eine Frau geht mit einem Kind an der Hand und einem Schlitten durch einen verschneiten Wald

Mutterschaft ist in der Realität oft weniger romantisch Foto: Angelika Warmuth/dpa

In letzter Zeit gab es keine guten Nachrichten für Mütter, zumindest, wenn sie beim Spiegel oder bei H&M arbeiten. Wann gibt es schon gute Nachrichten für arbeitende Mütter, könnte man einwenden. H&M will 800 Stellen abbauen; und zwar vor allem unter denjenigen, die bis 16 Uhr arbeiten, wie die Zeit berichtete. Nach Angaben des Betriebsrats betreffe das in der Mehrheit Frauen, weil in der Zeit ihre Kinder betreut werden können. Etwa gleichzeitig kam heraus, dass es beim Spiegel Streit in der Chefredaktion gibt. Die beiden männlichen Chefredakteure sollen mit Chefredakteurin Barbara Hans schlecht klarkommen. Ein Branchenmagazin raunte, man nehme ihr intern übel, dass sie recht schnell nach Antreten der Position in Elternzeit gegangen sei. Und das ließ der Verlag einfach mal so stehen.

Mutterschaft wird oft überhöht. Allerdings nie, wenn es um Geld und Arbeit geht. Da ist das Muttersein immer erst mal ein Problem. Als junge Frau darf man im Bewerbungsgespräch auf keinen Fall andeuten, an Fortpflanzung zu denken. Eine Frau, die drei oder mehr Kinder hat, verdient in ihrem Leben fast 70 Prozent weniger als eine Frau ohne Kinder. Auf das Einkommen von Männern wirken sich Kinder hingegen so gut wie nicht aus. Und Mütter sind von Altersarmut besonders betroffen. Das haben wir so verinnerlicht, dass Frauen sich Jahre vor einer Schwangerschaft fragen: Wie könnte ich Arbeit und Kinder verbinden? War es das dann mit der Karriere? Und wäre es das wert? Statt sich erst mal darauf zu konzentrieren, ob man wirklich einen kleinen Menschen beim Großwerden begleiten will.

Eine Studie zeigt, dass sich das mentale Wohlbefinden eines Drittels der Mütter nach der Geburt eines Kindes deutlich verschlechterte. Mareice Kaiser schreibt im neu erschienenen Sammelband „Kinderkriegen“: „Es ist aber nicht das Kind, das die Psyche belastet, sondern es sind die Bedingungen, zu denen Mutterschaft in Deutschland möglich ist.“

Um die Bedingungen zu verbessern, braucht es politische Maßnahmen. Aber es braucht auch, dass wir nicht weiter hinnehmen, dass eine arbeitende Mutter per se ein Problem ist. Sondern dass es die Strukturen sind, die „von Männern für Männer“ gemacht wurden, wie Kaiser schreibt, und „nicht für Frauen mit Kindern“. Bisher sind es vor allem Mütter, die sich für Mütterdinge einsetzen. Alle anderen bleiben erstaunlich stumm, weil sie nicht in die gleiche Problemschublade gesteckt werden wollen oder weil es ganz bequem ist, so mit weniger Konkurrenz Karriere machen zu können.

Beim Spiegel immerhin haben sich Kol­le­g:in­nen beschwert. Man könne doch nicht „ernsthaft“ stehen lassen, dass die Elternzeit Auslöser für die Krise sei, zitiert die Süddeutsche Zeitung. Vielleicht fangen wir aber auch in unseren eigenen Büros an, die Dinge zu verändern, damit nicht immer wieder belohnt wird, wer am längsten online oder vor Ort ist. Helfen würde das der mentalen Gesundheit von allen, mit Kindern oder ohne.

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Susan Djahangard arbeitet von Hamburg aus als freie Journalistin. Für die taz schreibt sie vor allem die Kolumne "Sie zahlt" über Feminismus, Geld und Wirtschaft.

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