: Latzel jetzt abgekanzelt
Bremer Landeskirche zieht Pastor aus dem Verkehr
Online steht der wegen Volksverhetzung verurteilte Pastor Olaf Latzel noch im Gottesdienstplan der Bremer St.-Martini-Gemeinde, wenn auch mit je drei Fragezeichen: Dreimal hätte er kommenden Donnerstag die Kanzel erklimmen und den frommen Kirchgänger*innen um 15, 17 und 23 Uhr ins Gewissen donnern sollen, so heiligabendmäßig. Jetzt darf er das nicht: Die Bremer Evangelische Kirche (BEK) hat ihn vorläufig des Dienstes enthoben, so nennt sich die Sanktion im Disziplinargesetz der Evangelischen Kirche Deutschlands. Er darf demnach weder live noch online noch ehrenamtlich predigen. Am Mittwoch wurde ihm der Bescheid ausgehändigt. Seine Bezüge, die hälftig einbehalten werden könnten, sollen ihm weiter ausgezahlt werden, hieß es. Irrtümlich hatte in der taz gestanden, sie könnten ganz gecancelt werden.
Mit der Maßnahme hat die BEK eine Ankündigung wahr gemacht: Schon am 10. Dezember hatte ihr Lenkungsgremium, der Kirchenausschuss, beschlossen, den Geistlichen zum Schweigen zu bringen, weil er nach Einschätzung des Amtsgerichts zum Hass gegen Schwule und Lesben aufgestachelt hatte. Die Berufung gegen das Urteil ist anhängig. Auf den Vorschlag, sich freiwillig bis zur Beendigung des Verfahrens vom Dienst zurückzuziehen, hatte sich der 53-Jährige nicht eingelassen. Auch gegen die jetzige vorläufige Enthebung wehrt er sich nach Angaben der evangelikalen Nachrichtenagentur Idea. Sein Widerspruch hat aber keine aufschiebende Wirkung.
Bremens Landeskirche hat keinen Bischof. Im Namen der BEK hatte sich deren geistlicher Leiter, der Schriftführer Bernd Kuschnerus bei den Opfern Latzels entschuldigt. Man bitte „die Menschen, denen durch die Äußerungen von Pastor Latzel Leid und Unrecht zugefügt wurde, um Verzeihung“, hatte er ungewöhnlich deutliche Worte gefunden. Das war auch von der queeren Community anerkannt worden: „Ich empfinde die Entschuldigung als glaubwürdig“, sagte der Vorsitzende des Bremer Christopher-Street-Day-Vereins, Robert Dadanski. Der Verein war von Latzel direkt verunglimpft worden. Benno Schirrmeister
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen