Podcast „Hinter den Zeilen“: Der Nachwuchs spricht
Zwei Nachwuchsjournalisten thematisieren in ihrem Podcast Probleme, die in der Branche nicht besprochen werden: Zweifel, Unsicherheit, Geld.
Zwei Männer unterhalten sich in einem Podcast. Das gilt mittlerweile schon fast als überholtes Konzept. Männer, die die Welt erklären. Männer, die sich selbst gerne reden hören. Erwartbar. Tobias Hausdorf und Niklas Münch sind solche Männer mit Podcast, aber ihnen hört man gerne zu, denn sie haben gute Gründe, zu erzählen.
Hausdorf und Münch sind beide Schüler an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin und fast am Ende ihrer Ausbildung. In ihrem gemeinsamen Podcast „Hinter den Zeilen“ sprechen sie über Probleme, über „die zu wenig gesprochen wird – von Geld bis Diversität“. Wer heute als Journalist:in arbeitet, ist meist männlich, weiß und kommt aus einem Akademiker:innenhaushalt. Hausdorf und Münch sind da eine wichtige Ausnahme. Sie sind Arbeiterkinder, wie sie erzählen, Erstakademiker der Familie. Hausdorf zum Beispiel, der studierte zunächst International Business in Berlin, ein duales Studium bei Bayer, verdiente Geld. Über Umwege erst gelangt er dann zum Journalismus.
Menschen, deren Leben stringent auf den Journalismus zulief, werden in dem Podcast bewundert. Fremd sind sie Hausdorf und Münch aber auch. Denn Journalismus, das bedeutete für die beiden Nachwuchsjournalisten zunächst Unsicherheit, prekäre Arbeit, wenig Absicherung. Diese berufliche Laufbahn zu wählen war für sie deshalb keine Selbstverständlichkeit.
Ein Wort, das aus dieser ersten der bislang zwei veröffentlichten Folgen hängen bleibt: Zweifel. Selbstzweifel, Anfangszweifel. Es ist das bestimmende Gefühl, das Hausdorf und Münch auf ihre Herkunft, das Arbeiterkind-Sein, zurückführen.
Neue Identifikationsfiguren
Gerade denjenigen, die vor der Frage stehen: „Journalismus, ja oder nein? Und wenn Journalismus, wie finde ich mich in der Branche zurecht?“, sei „Hinter den Zeilen“ empfohlen. Sie finden vielleicht endlich Menschen aus dem Journalismus, mit deren Lebensrealität und Familienhintergründen sie sich identifizieren können.
Sicher ist jedenfalls: Der Journalismus hat ein Repräsentationsproblem. Zeit also, dass auch die Arbeiterkinder sprechen.