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Ergebnis von Corona-ModellierungsstudienMasken und Contact Tracing helfen

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus aus dem Frühjahr wirkten sich sehr unterschiedlich auf die Infektionsdynamik aus.

Max-Planck-Schule in Kiel: Das Tragen von Masken ist doof, aber hilfreich Foto: Foto: Gregor Fischer/dpa

Berlin taz | Werden die Kitas, Schulen und Universitäten im Herbst oder Winter wieder geschlossen? Die Grenzen erneut dicht gemacht? Versammlungen verboten, Kontaktbeschränkungen erlassen und die Maskenpflicht ausgedehnt?

Das sind Fragen, die berechtigt erscheinen vor dem Hintergrund kontinuierlich steigender Corona-Fallzahlen und der Furcht vor einer sogenannten zweiten Infektionswelle mit Beginn der kälteren Jahreszeit. „Das ist ohne Zweifel besorgniserregend“, sagte der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erst vorigen Mittwoch im Deutschlandfunk und mahnte, jetzt „sehr wachsam“ zu sein.

Wäre die tatsächliche Wirksamkeit einzelner sogenannter nichtpharmakologischer Interventionen (NPI), die während des Lockdowns im Frühjahr zum Einsatz kamen, bekannt, dann ließe sich argumentieren, weshalb manche dieser Maßnahmen demnächst möglicherweise erneut verhängt werden könnten – und andere eher nicht wiederholt werden sollten.

Doch genau zu dieser Frage gibt es bislang nur wenige belastbare empirische Daten. Entsprechende Anfragen der taz, welche Maßnahme aus dem Frühjahr sich wie bewährt habe, ließen das Bundesgesundheits- und das Bundesinnenministerium unbeantwortet.

Das Ministerium von Wissenschaftsministerin Anja Karliczek (CDU) dagegen teilte der taz mit, seit April den Forschungsverbund „Modellgestützte Untersuchung von Schulschließungen und weiteren Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19“, kurz Modus-Covid, mit 1,3 Millionen Euro zu fördern.

Das Projekt, an dem Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Konrad-Zuse-Instituts Berlin für angewandte Mathematik und High-Performance-Computing beteiligt sind, untersuche die Wirkungen von nichtpharmakologischen Interventionen auf die Infektionsdynamik. Daneben ziele das Vorhaben „auf ein besseres Verständnis von Ausbreitungsdynamiken und Infektionsketten“ ab.

Dazu würden, so das Ministerium, „komplexe mathematische Simulationsmodelle genutzt, um die Infektionsdynamik von Covid-19 im urbanen, regionalen und bundesweiten Kontext zu untersuchen, die Reaktion der Infektionsdynamik auf unterschiedliche Eingriffe zu testen und anschließend eine Bewertung der Wirksamkeit dieser Eingriffe vorzunehmen“.

Kontaktnachverfolgung ist die effektivste Maßnahme

Bislang untersucht wurden unter anderem die Einflüsse von Schul-, Kita- und Universitätsschließungen, die Auswirkungen der Einschränkungen von Freizeit-, Arbeits- und Einkaufsaktivitäten, das Tragen von Masken sowie die Kontaktnachverfolgung infizierter Personen gefolgt von häuslicher Quarantäne.

Dabei prüften die Forscher jeweils, welche Maßnahme zu welcher prozentualen Absenkung der sogenannten Reproduktionszahl R führte. R gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Als Faustformel gilt: Ist R kleiner als eins, stirbt die Infektionsdynamik. Ist R dagegen größer als eins, wächst sie exponentiell.

Die vorläufigen Ergebnisse sind aufschlussreich: Die Kontaktnachverfolgung infizierter Personen, gefolgt von häuslicher Quarantäne, hat sich als effektivste Maßnahme zur Eindämmung des Infektionsgeschehens erwiesen. Den Simulationen zufolge senkte sie das jeweils vorherrschende R um 40 Prozent. „Ein Zusammenbruch der Kontaktverfolgung muss also unbedingt vermieden werden“, appellieren die Forscher in einem Bericht vom 19. Juni an das Wissenschaftsministerium.

Der Lockdown von Kitas, Schulen und Universitäten dagegen hatte offenbar eine nur recht begrenzte Wirkung auf die Infektionsdynamik: „Weiterhin auffallend ist, dass die Bildungseinrichtungen und Kitas eine eher kleinere Rolle spielten“, schreiben die Wissenschaftler. „Eine vollständige Öffnung aller Kindergärten, Schulen und Universitäten würde R laut unseren Simulationen um 10 Prozent erhöhen, diese Wirkung ist geringer als diejenige einer Wiederaufnahme von nur der Hälfte aller Freizeitaktivitäten (Erhöhung von R um 15 Prozent), und deutlich geringer als diejenige einer Aufgabe aller Schutzregeln am Arbeitsplatz (Erhöhung von R um 20 Prozent).“

Bei Schulöffnungen sind die Erwachsenen das Problem

Dabei betonen die Wissenschaftler, dass sie „explizit keine andere Ansteckungsdynamik für Kinder annehmen“. Ihre Ergebnisse beruhten lediglich darauf, dass Schulöffnungen, „verglichen z. B. mit Aktivitäten vom Typ Freizeit oder Arbeit, vor allem deutlich weniger Personen betreffen“.

Allerdings schreiben die Forscher auch, dass die Öffnung der Bildungseinrichtungen möglicherweise „weitere die Infektionsdynamik verstärkende Anschlusswirkungen nach sich ziehen“ würde. Der Grund: Eltern, die ihre Kinder fortan nicht mehr daheim betreuen müssten, würden ihrerseits vermutlich wieder häufiger „an aushäusigen Arbeitsaktivitäten“ teilnehmen. Auch hätten Schulöffnungen möglicherweise „eine Signalwirkung im Sinne von ‚die Gefahr ist überstanden‘“.

Das heißt im Umkehrschluss: Nicht die Schul- und Kitakinder, die über fünf lange Monate keinen Präsenzunterricht hatten, sind das Problem, sondern vielmehr die Erwachsenen.

Masken verlangsamen die Inferktionsdynamik

Das Tragen von Masken führte ebenfalls zu einer merklichen Verringerung der Infektionsdynamik. Die Simulationen zeigten, dass R um 5 Prozent gesenkt wurde, wenn beim Einkaufen sowie im öffentlichen Verkehr die Hälfte aller Personen Stoffmasken und weitere 10 Prozent OP-Masken trugen. Trugen dagegen 90 Prozent aller Personen beim Einkaufen und im öffentlichen Verkehr die weitaus besser schützenden FFP-Masken, dann konnte R um 10 Prozent gesenkt werden. Trugen 90 Prozent aller Personen FFP-Masken bei der Arbeit, dann senkte diese Maßnahme R um 20 Prozent.

Das Bundeswissenschaftsministerium weist darauf hin, dass die Untersuchungen „wie alle Modellierungsstudien Simulationen vornehmen, in denen viele Annahmen eingehen, die empirisch nicht komplett überprüft werden können, sondern auf Erfahrungen und auf der bestehenden Literatur aufbauen“. Insofern gingen die Ergebnisse mit „einer gewissen Unsicherheit“ einher.

Empirische Daten, räumt das Ministerium ein, „wären zuverlässiger, liegen aber nicht vor, da in keinem Land bisher nur eine einzige Maßnahme umgesetzt wurde und zudem Kontrolldaten fehlen“. Niemand könne folglich sagen, was ohne Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen passiert wäre.

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17 Kommentare

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  • Dass man und frau überlegt, wie die massenhaft vorliegenden Daten besser ausgewertet werden können, ist schon ein großer Fortschritt.



    Meine feste Überzeugung ist, dass die Bevölkerung alleine, mit einem Minimum an Anleitung, selbst in der Lage wäre, der Pandemie Einhalt zu gebieten. Wir sind doch alle diese landesweiten Maßnahmen, die sich weit länger als die nur erforderlichen drei Tage nach einer möglichen Infektion hinziehen, leid.



    Ich denke, ich weiß, was im Herbst auf uns zukommt.



    Ein kleiner Rat: Wer an einer Massenveranstaltung mit engem Kontakt an einem Tag teilgenommen hat, bringt den dritten, vierten und fünften Tag in selbstauferlegter Quarantäne zu. Die Ansteckungskette ist damit fast immer schon unterbrochen. Am fünften Tag sind dann bereits im seltenen Ansteckungsfall die ersten Symptome eingetreten, das heißt natürlich, dass frau an dann den vorgeschriebenen weiterführenden Maßnahmen teilnimmt (Test, gegebenenfalls Quarantäne oder Krankenhaus, Meldung ans RK).



    Aber ein ganzes Volk über lange Zeit zu quälen, das muss wirklich nicht sein.



    Wir müssen zur Selbsthilfe greifen.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an -

    “Contact Tracing - bis ins Münsterland“

    “ Moinmoin. Modellieren ohne zu irren... taz.de/Ergebnis-vo...sstudien/!5707309/







    Hiilft ja alle nix. "Tracing hilft." Etwa per Warn-App? habe ich gedacht. Verdacht. Textsuche mit "App" findet nur " appellieren die Forscher.." Äppel und Birnen. Heute veräppelt Sie das Wissenschaftsministerium. Morgen ist wieder Herr Spahn an der Reihe.



    (Unser Dorflehrer kam aus der Gegend von Aahus. Der hat uns das folgende Gedicht schon vorgelesen.):



    Mien Mönsterland



    Wiede Kämp un hauge Hiegen,



    Bieken blänkert dör dat Grön,



    Rausenruek flügg mi entgiegen, -



    Mönsterland, wat büs du schön!



    Mönsterland, wat büs du schön!

    Alle Lü so krapp un kräftig,



    all an Sinn un Iärs sick gliek,



    all in Spraok un Dohn so däftig, -



    Mönsterland, wat büs du riek!



    Mönsterland, wat büs du riek!

    Sin dör vielle Länder strieken,



    dusend Frönn un freiden harr’k,



    Tratt för Tratt häbb’k trüggeskieken, -



    Mönsterland, wat büs du stark!



    Mönsterland, wat büs du stark!

    Un wenn’t Liäben üm mi stürmde,



    in de dullste Lust ick glaiw,



    ick gong daud doch in de Früemde, -



    Mönsterland, wat häbb’k di laiw!



    Mönsterland, wat häbb’ di laiw!

    (Friedrich Castelle)“

    kurz - Miin Naaber - Aahus gebürtig ebenfalls.



    Kriegt noch heute soran Hals.



    Jehnu - “Außer uns - alle CDU!“ - 😱 -

  • „ R gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Als Faustformel gilt: Ist R kleiner als eins, stirbt die Infektionsdynamik. Ist R dagegen größer als eins, wächst sie exponentiell.“



    Der effektive R-Wert, die effektive Reproduktionszahl, und um die geht es hier, kann nicht mit dieser Faustformel verstanden werden. Die effektive Reproduktionszahl ist während einer Epidemie eine zeitlich veränderliche Größe, deshalb oft auch als R(t) zu lesen. Und das heißt unter anderem auch, dass wenn R(t) noch über dem Wert 1 liegt aber von Tag zu Tag fällt, das exponentielle Wachstum längst vorüber ist, es gibt noch Wachstum oder Weiterverbreitung aber nur mehr gebremstes. Vorher, wenn R(t) noch ansteigt oder konstant bleibt (bei Werten größer 1) dann liegt beschleunigtes Wachstum (beschleunigte Verbreitung) vor, das erfolgt die exponentiell. Sobald aber R(t) fällt ist ein Wendepunkt erreicht, das Infektionsgeschehen geht in eine selbstlimitierende, gebremste Ausbreitung über.



    Also von wegen Faustformel, ein bisschen mehr Grundwissen ist schon von Nöten um hier die Sachlage verstehen zu können. So schön anschaulich, das mit größer und kleiner 1 hinsichtlich nachfolgend infizierter Personen ist, so verwirrend und falsch wird es, wenn mann von Kurvendiskussion nichts versteht und stattdessen auf Faustformeln ausweicht.

  • Nur zur Erinnerung: langfristig entscheidet auch eine kleine Änderung von R über viele Menschenleben.

    Trotzdem ist es natürlich gut, sich auf diejenigen Maßnahmen zu konzentrieren, die WAHRSCHEINLICH das beste Kosten/Nutzen-Verhältnis haben.

    Nur eben: für exakte, empirische Zahlen fehlt grundsätzlich der Vergleich. Jena war eine sehr hilfreiche Ausnahme, die ja auch in Studien ausgewertet wurde.

    Ansonsten sind mathematische Modelle wahrscheinlich das beste verbleibende Mittel, um aus knappen Beobachtungen bestmögliche Interpretationen zu ziehen.



    Nachteil: die Glaubwürdigkeit solcher Studien, die auf komplexen mathematischen Modellen und jeder Menge Annahmen basieren, kann von Ottonormalverbraucher:in kaum überprüft werden, da sind wir auf Peer-Reviews angewiesen.

    • @Stephan Herrmann:

      eben - sowohl bei der "Studie" über Jena, als auch jetzt, wurde wild modelliert. Und wie immer, kann dabei nur rauskommen, was auch modelliert wurde.

      Und es bleiben Fragen wie: "Wenn Großveranstaltungen untersagt sind, warum sind dann Schulen mit vielen Hundert Kindern okay? Tag für Tag?"

      Dafür gibts nicht mal ne modellierte Studie ... Wie auch - das kann man sich nicht schön rechnen.

      • @Gastnutzer 42:

        Die Modellierung kann nur helfen, zu interpretieren und gegf. zu prognostizieren.

        Sie kann es keinem abnehmen, die andere Waagschale zu beurteilen, sprich: wie schlimm ist es, (welche?) Großveranstaltungen abzusagen? Wie schlimm ist es, Kinder nicht in die Schule zu lassen? Und dann gar zwischen beiden Problemen abzuwägen. Mathematisch gesehen ist der Schaden im einen Fall mit dem anderen Fall nicht vergleichbar.

        Wissenschaft kann Verständnis fördern. Prioritäten sind das Geschäft der Politik. Beides ist dringend nötig, um Krisen zu bewältigen. Es wäre töricht, wegen der eingeschränkten Aussage auf die Erklärungskraft der Modellierung zu verzichten. Wir müssen alles gemeinsam einsetzen, was uns zur Verfügung steht.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wenn mir mein Arbeitgeber, das Jobcenter, anfangen würde, mir FFP2-Masken für den Arbeitsschutz zu bezahlen, müsste ich keine selbstgemachte Baumwollmaske tragen.

    Ich bin gerade nur noch bei der Entscheidung, ob ich in die FAU oder in die IWW eintrete. Der DGB vertritt mich eh nicht.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Zwischen FFP2 und FFP3 zu unterscheiden wäre dann schon hilfreich.



    Eine FFP3 Maske mit Ausatemventil schützt nur die Träger:in vor Ansteckung über die Luft, aber niemand anderen. Wenn sich die Träger:in aber in einer anderen Situation angesteckt hat, z.B. durch eine Schmierinfektion oder im priavten Bereich, wenn keine Maske getragen wird, dann täuscht die FFP3-Maske nur falsche Sicherheit vor.

    Dass zu diesem Thema nicht öffentlich aufgeklärt wird und FFP3-Masken mit Ventil nicht klar für OP's reserviert sind, ist kontraproduktiv.

    Wenn gesagt wird "Hauptsache eine Maske!", dann haben diese Leute zumindest in dem Sinne recht, als dass es bigott ist, sich von jemandem durch das Ventil anatmen lassen zu müssen, während man selbst auf den Schutz anderer bedacht sein soll.



    Jemand, der wirklich aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen kann, wird durch Masken mit Ausatemventil jedenfalls kaum geschützt.

  • Ich finde es sehr bedenklich, wenn die Ministerien keinerlei Auskunft erteilen. Es sieht ganz so aus, als hätte man niemals belastbare Daten erhoben. Stünde es nicht auch in ihrer Pflicht, regelmäßig zu prüfen, ob die "Epidemie nationaler Tragweite" überhaupt noch in irgendeiner Form besteht, die das Gesundheitssystem kollabieren lassen könnte? Sollte nicht geprüft werden, ob dies jemals der Fall war? (Seit Juni existiert der Antrag der FDP zum Ende der Pandemie – allerdings begleitet von einem zweiten, die Maßnahmen trotzdem weiterlaufen zu lassen.)

    Momentan schieben viele Krankenhäuser Kurzarbeit. Sie halten ja nach wie vor (lukrative) Plätze für die Krankheitsfälle frei, die seit April am Boden gründeln.

    Selbst Herr Lauterbach, der ja sonst keine Chance auslässt, den Teufel an die Wand zu malen, hat sich bei Lanz dazu geäußert, dass die Maskenpflicht – in diesem Fall bezogen auf die Schule – völlig sinnlos ist.

    Man darf gespannt sein, ob diese Sache jemals Aufklärung erfahren wird. Und von wem.

  • In der Überschrift:



    "Masken und Contact tracing helfen"



    vergaß man das Wörtchen: "kaum".

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @MeineMeinung:

      Dann ersetzen wir diese Maßnahme also durch so etwa wie Schulschließungen? Das hätte ungefähr denselben Effekt.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Jacke wie Hose

        Zitat @HANNIBAL CORPSE: „Dann ersetzen wir diese Maßnahme also durch so etwa wie Schulschließungen? Das hätte ungefähr denselben Effekt.“

        Dem ist wohl beizupflichten: De Effekt wäre ungefähr derselbe, nämlich vernachlässigbar, wie ein Effektvergleich zwischen Schweden und Finnland bei der Schließung von Kindereinrichtungen belegt. Die hiervon ausgehende Infektiosität war in Schweden ohne Schließung etwa gleich groß wie in Finnland mit Schließung...

  • Glaskugel-Modellierungen

    Zitat: „Niemand könne folglich sagen, was ohne Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen passiert wäre.“

    Doch, das kann man ziemlich genau sagen, etwa in Schweden, das bei den NPI bekanntlich sehr zurückhalten war und immer noch ist und auf einen rigorosen, mit Zwang exekutierten Schrotfinten-Lockdown verzichtete und auch jetzt keinen allgemeinen Maskenzwang für Gesunde dekretierte. Das Ergebnis hat sogar Niels Ferguson (Prof. Lockdown) verblüfft, von dessen Horror-Szenarien mit Millionen von Toten sich die Regierenden der Welt (mit Ausnahme Schwedens) den Floh eines globalen ruinösen Schrotflinten-Lockdowns ins Ohr setzen ließen, das ILO- Schätzungen zufolge weltweit 1,6 Milliarden Erwerbstätigen ihre Subsistenzgrundlagen zu rauben droht.

    Anfang Juni wollte ein Parlaments-Ausschuss des britischen Unterhauses mit Blick auf den Sonderweg Schwedens von Ferguson wissen, ob der strikte Lockdown in Großbritannien wirklich nötig gewesen sei. Ferguson zeigte sich dabei ratlos über die Corona-Folgen in Schweden. Er habe keine Erklärung dafür, wieso Schweden «nur» 4000 Corona-Tote verzeichnete, obwohl seine Modellrechnungen bei diesem Weg der „Mitigationsstrategie“ ohne Lockdown 90'000 Tote prophezeit hatte. Kleinlaut mußte er zugeben, er habe für Schweden wegen dessen Handhabung der Corona-Krise „den grössten Respekt“. Diese seien bei ziemlich gleicher Erkenntnislage der Wissenschaft zu einer anderen politischen Schlußfolgerung gekommen.

    Der eingangs zitierte Schlußsatz des Artikels ist auch in anderer Hinsicht aufschlußreich: Wenn niemand sagen könne, „was ohne Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen passiert wäre“, kann logischerweise auch niemand ausschließen, daß die Mitigationsstrategie wie sie Schweden erfolgreich praktiziert, auch hierzulande grosso modo zu keinen schlechteren Ergebnissen geführt hätte wie die Suppressionsstrategie mit der wochenlangen General-Immobilmachung.

    • @Reinhardt Gutsche:

      " wieso Schweden «nur» 4000 Corona-Tote verzeichnete"



      Diese "nur" 4000 Toten sollte man aber schon noch mit der Gesamtbevölkerung ins Verhältnis setzen, dann sieht die Bilanz schon ganz anders aus. Dazu der Spiegel:



      "Die Folgen dieser Politik scheinen verheerend zu sein: 5766 Covid-19-Tote wurden bislang offiziell registriert. Das ist, gemessen an der Bevölkerungszahl, enorm viel. Schweden hat rund zehn Millionen Einwohner. Pro einer Million Menschen hatte das Land am 12. August 12,3 Prozent mehr Todesfälle als die USA." (www.spiegel.de/wir...a07e-b00f923b68c6)

  • Beweise dringend gesucht

    Zitat: „Entsprechende Anfragen der taz, welche Maßnahme aus dem Frühjahr sich wie bewährt habe, ließen das Bundesgesundheits- und das Bundesinnenministerium unbeantwortet.“

    Kein Wunder, denn dazu gibt es offensichtlich nichts, was für eine befriedigende Antwort taugte. So heißt es etwa zur Maskenfrage auf der WHO-Website: "Derzeit gibt es nicht genügend Daten, um Empfehlungen für oder gegen das Tragen von Masken (medizinischer oder anderer Art) durch gesunde Menschen in öffentlichen Räumen auszusprechen.“(„Il n’y a actuellement pas assez de données permettant de formuler des recommandations tendant à conseiller ou à déconseiller le port du masque (médical ou autre) aux personnes en bonne santé dans les espaces collectifs.“)

    Davon ließ sich auch die niederländische Gesundheitsministerin van Ark leiten: „Aus medizinischer Sicht gibt es keinerlei Beweis für den medizinischen Nutzen, eine Gesichtsmaske zu tragen. Daher haben wir uns dafür entschieden, auf nationaler Ebene keine Maskenpflicht einzuführen.“ (kürzlich nach einem Treffen mit Gesundheitsexperten)

    Und „Le Monde“ meint: „Der Mangel an chirurgischen Masken hat die Behörden dazu veranlasst, einen dritten Maskentyp zu promoten: die "Barrieremaske", bestimmt für die breite Öffentlichkeit für tägliche oder berufliche Aktivitäten. Diese Masken entsprechen (im Gegensatz zu Masken für den medizinischen Gebrauch) derzeit streng genommen nicht den Normen. Darüber hinaus fehlen noch immer wissenschaftliche Studien, um ihre Wirksamkeit rigoros zu bewerten.“( „La pénurie de masques chirurgicaux a poussé les autorités à favoriser l’émergence d’un troisième type de masques: le «masque barrière» destiné au grand public, pour une activité quotidienne ou professionnelle. Ces derniers ne respectent pas, pour l’heure, de normes à proprement parler (contrairement aux masques à usage médical). Par ailleurs, les études scientifiques manquent encore pour évaluer rigoureusement leur efficacité.“)

    • @Reinhardt Gutsche:

      Holger Schünemann, Professor an der McMaster University in Hamilton, hat zusammen mit Kollegen die Datenlage analysiert und im Fachmagazin Lancet veröffentlicht. Im unten verlinkten Fachartikel wurden 29 Studien zur Schutzwirkung von chirurgischen Masken gegen Corona-Viren analysiert. Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion sinkt um 80 %, relativ konstant über die Studien.



      www.berliner-zeitu...-beweisen-li.96920



      www.thelancet.com/...0)31142-9/fulltext

      • @Peter_:

        Edelfrüchte mit verfaultem Fallobst verglichen

        Zitat @PETER_ „...wurden 29 Studien zur Schutzwirkung von chirurgischen Masken gegen Corona-Viren analysiert.“

        Na eben, „von chirurgischen Masken“ und nicht von den 0-8-15-community-masks. Das macht den Unterschied. Das wäre dasselbe, als wenn man den TÜV für sein neues Auto auch für seine 20 Jahre alte Schrottkarre gelten lassen wollte. Nirgendwo ist die Schutzqualität der Masken vorgeschrieben. Ihr Verweis auf die 29 Studien bestärkt die verbreitete Annahme, daß der Gebrauch der „AHA“- Alltagsmasken“ von gesunden Menschen wohl für die Katz ist, vor allem in Freien. Davon scheint sogar das Schweizer Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) überzeugt zu sein. In dessen „Vollzugsmonitoring COVID-19 Nr. 5“ vom 30. Juli 2020 heißt es für den Zeitraum der zweiten Juniwoche: „Der Einfluss der eingeführten Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und die Quarantäne für Einreisende aus Staaten oder Gebieten mit erhöhtem Ansteckungsrisiko scheint keinen oder nur einen kleinen Effekt auf den Anstieg zu haben.“ (Quelle: NZZ, 15. 8. 2020)



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