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Schluss mit Plastiktellern

Bundesregierung beschließt das Verbot vieler Produkte aus Einwegkunststoff und setzt damit EU-Regel um. DUH fordert verbindliche Mehrwegquoten

Von Hannes Koch

Beim Grillen im Garten, bei Picknicks im Park oder der Party im eigenen Haus: Wer hinterher das Geschirr nicht sortieren und spülen will, greift gern zu Einwegtellern und -bestecken. In Coronazeiten lassen sich auch mehr Haushalte das Abendessen in Plastikboxen verpackt an die Türe liefern. Mit einigen dieser Produkte wird allerdings bald Schluss sein. Am Mittwoch hat die Bundesregierung das Verbot beschlossen.

Bestimmte Einwegplastik­produkte dürfen ab Anfang Juli 2021 nicht mehr verkauft werden. Dazu gehören nach Informationen des Bundesumweltministeriums beispielsweise Teller, Becher, Bestecke, Rührstäbchen und Trinkhalme aus Plastik. Verboten sind dann auch To-go-Becher aus Styropor, in denen Kioske Kaffee anbieten, und ebensolche Lebensmittelbehälter für das Mittagessen auf der Straße. Gleichfalls auf der schwarzen Liste stehen bestimmte Produkte, die sich von selbst zersetzen. Damit setzt die Regierung die Einwegkunststoffrichtlinie der Europäischen Union um.

„Wenn die weltweite Vermüllung so weitergeht, haben wir 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze am Mittwoch. Gefährlich ist dieser Prozess auch deshalb, weil sich die Kunststoffe in kleinste Partikel zerlegen, die von Fischen gefressen werden. Mit diesen nehmen die Menschen am Ende ihre Plastikteller selbst wieder zu sich. Beschleunigt wird der Kreislauf durch sogenannte oxo-abbaubare Kunststoffe, die extra dafür gemacht sind, in Mikroplastik zu zerfallen und damit angeblich zu verschwinden.

„Die Bundesregierung sollte das Einwegplastikgeschirr nicht nur verbieten, sondern mit der Festlegung verbindlicher Mehrwegquoten auch dafür sorgen, dass sich wirklich umweltfreundliche Alternativen am Markt behaupten“, kritisierte Henriette Schneider von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Sie vermutet, dass als Alternativen zum Plastik bald mehr Einwegmesser, -gabeln oder -teller aus Holz oder Bambus verkauft werden. „Außerdem ist das Verbot zu eng begrenzt. Man sollte beispielsweise auch Einweg­essensboxen erfassen, in denen Menüs aus Restaurants geliefert oder mitgenommen werden.“

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