piwik no script img

Buzzfeed DeutschlandKäufer gesucht

Der deutsche Ableger des US-amerikanischen Medienunternehmens wird verkauft. Greift niemand zu, ist es das Aus für die Redaktion.

Daniel Drepper, Chefredakteur von Buzzfeed Deutschland Foto: Tobias Hase/dpa

Das US-amerikanische Medienunternehmen Buzzfeed sucht einen Investor für seinen Ableger in Deutschland, das bestätigte Daniel Drepper, Chefredakteur von Buzzfeed Deutschland am Mittwoch der taz. Drepper ist selbst von der Nachricht überrascht: „Wir haben das auch gestern erst erfahren“. Werden keine Käufer:innen gefunden, kann die Redaktion in Berlin ihre Arbeit wohl nicht fortsetzen.

Eine Frist ist laut Drepper nicht gesetzt, aber: „Wenn sich jemand dafür interessiert, unsere Arbeit mit uns weiter zu machen, der sollte sich besser jetzt melden als in zwei Monaten.“ Es geht also auf unbestimmte Zeit weiter: „Es gibt keinen Grund unsere Recherchen und unsere Arbeit nicht weiterzumachen. Wir werden auch ganz normal weiter bezahlt“, sagt Drepper.

Finanziell ging es dem Medienunternehmen schon seit Längerem nicht gut. Im vergangenen Jahr hatte Buzzfeed in verschiedenen Büros 200 Mitarbeitende entlassen, die deutsche Redaktion war zum damaligen Zeitpunkt nicht betroffen. Sie besteht momentan aus weniger als zehn Angestellten. Buzzfeed-Europachef Mark Rogers verwies nun in einem Brief an die Mitarbeiter:innen in Deutschland auf die Coronavirus-Krise als Grund für die Verkaufsbestrebungen. Auch die Redaktion in Brasilien ist davon betroffen.

„Wir waren guter Dinge“

Trotz der finanziellen Schwierigkeiten war Drepper zuvor zuversichtlich, sagt er: „Eigentlich waren wir guter Dinge. Wir haben erstens journalistisch einen guten Job gemacht, zweitens haben wir eine gute Reichweite aufgebaut.“ Außerdem hatte sich Buzzfeed Anfang des Jahres Alina Friede von Axel Springer als Vermarktungschefin geholt. Mit ersten Erfolgen, so Drepper: „Ich bin fest davon überzeugt, dass man diesen sehr effizienten kleinen Laden absolut profitabel betreiben kann.“

Zu Beginn ging es dem Online-Magazin mit ihren Listicles und Quizzes vor allem um eines: Entertainment. Seit 2017 hat auch der deutsche Ableger eine News-Sektion, in dem investigative Recherchen veröffentlicht werden. Für die ist Drepper seit April 2017 zuständig, zuvor hatte er das Recherchebüro Correctiv gegründet und geleitet.

Aufmerksamkeit erzeugte Buzzfeed Deutschland etwa mit seiner Untersuchung zu den G-20-Protesten in Hamburg, bei denen, so die Recherche, weit weniger Polizisten verletzt wurden als in den offiziellen Zahlen behauptet. Eine Buzzfeed-Reportage über den sexuellen Missbrauch an spanischen Erntehelferin wurde 2019 mit dem Nannen-Preis für die beste investigative Leistung ausgezeichnet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Woran liegts, dass die US Firma den deutschen Ableger nicht mehr möchte?

  • „Ich bin fest davon überzeugt, dass man diesen sehr effizienten kleinen Laden absolut profitabel betreiben kann.“

    Was für die Themen und Zielgruppe von Buzzfeed erst noch zu beweisen wäre.

  • Kern von Buzzfeed ist doch die Vermischung von redaktionellem Inhalt und Werbung. Wie sieht das beim deutschen Ableger aus? Kommen die Probleme daher, dass das Presserecht das nicht zulässt?