Präsident unter Corona-Verdacht: Verwirrung um Bolsonaro
Laut Zeitungsberichten ist Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro an Covid-19 erkrankt. Er selbst dementiert und beschimpft die Medien auf Twitter.
Am Donnerstag ließ sich Bolsonaro untersuchen, nachdem der Kommunikationschef der rechtsradikalen Regierung, Fabio Wajngarten, in São Paulo positiv auf Corona getestet wurde. Wajngarten hatte noch am Tag zuvor dementiert, krank zu sein und die Presse wüst beschimpft. Laut Medienberichten wird Präsident Bolsonaro nun weiteren Tests unterzogen, alle öffentlichen Termine wurden vorerst abgesagt.
Besonders brisant: Bolsonaro und Wajngarten waren gerade von einer USA-Reise zurückgekehrt. Dort hatten die beiden mehrfach Kontakt mit US-Präsident Donald Trump und Vize Mike Pence, wie auch Fotos in den sozialen Medien belegen.
Am Donnerstagabend wandte sich der sichtlich erschöpft wirkende Bolsonaro mit einer Fernsehbotschaft an die Brasilianer*innen und empfahl, alle Großveranstaltungen abzusagen. Für Sonntag hatten rechte und faschistische Gruppen zu Pro-Bolsonaro-Demonstrationen aufgerufen, bei denen unter anderem für die Schließung des Kongresses und des Obersten Gerichtshofes demonstriert werden sollte. Der Präsident hatte für Empörung gesorgt, weil er zu den antidemokratischen Protesten aufrief.
Gesundheitssystem angeblich gut vorbereitet
Viele Brasilianer*innen kritisieren auch den Umgang der Regierung mit der Gesundheitskrise. Obwohl es bereits zahlreiche bestätigte Corona-Fälle in Brasilien gab, vor allem in der Megametropole São Paulo, spielte Bolsonaro die Lage lange herunter. Die Medien, erklärte er, machten das Thema größer als es eigentlich sei, um der Regierung zu schaden.
Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta erklärte, dass das öffentliche Gesundheitssystem SUS auf die Pandemie vorbereitet sei. Allerdings beklagten mehrere Brasilianer*innen am Freitag gegenüber der taz, dass die Krankenhäuser und Gesundheitsstationen überfüllt seien, sie trotz Symptomen nicht getestet wurden und nach Hause geschickt wurden.
Derweil befindet sich die Wirtschaft weiter im Tiefflug. In den vergangenen Wochen führte die Situation in China, Brasiliens wichtigstem Handelspartner, zu einem Einbruch der Börsen und die brasilianische Währung ist auf ein Rekordtief abgesunken.
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