: Der Verlierer heißt Bloomberg
Der Milliardär steigt aus. Auch Elizabeth Warren geht leer aus
Auf der Landkarte sehen die Ergebnisse des Super Tuesday für Joe Biden noch besser aus als sie es in Wirklichkeit sind: Von 14 Bundesstaaten, die am Dienstag in den Vorwahlen ihre Präferenz für die demokratische Präsidentschaftskandidatur bestimmt haben, hat der ehemalige Vizepräsident mindestens neun gewonnen, nur in Maine war sein Vorsprung zunächst zu klein, um den Sieg schon eindeutig zu verkünden.
Allerdings: Gerade in den bevölkerungs- und damit delegiertenreichen Bundesstaaten Texas und Kalifornien hat Biden zwar gegen den linken Senator Bernie Sanders besser abgeschnitten als noch vor wenigen Tagen erwartet – mehr Delegierte erhält zusammengenommen dennoch Sanders. Kalifornien mit seinen 415 Delegierten dürfte der Senator aus Vermont mit fast 10 Prozentpunkten Vorsprung gewonnen haben. Texas (228 Delegierte) geht mit 3 Prozentpunkten Vorsprung an Biden, allerdings mit fast hälftig zwischen beiden aufgesplitteten Delegierten.
Die großen Verlierer*innen des Dienstags sind der Milliardär und frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg und die progressive Senatorin Elizabeth Warren. Bloomberg hatte die vier frühen Vorwahlstaaten Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina ausgelassen und war erst zum Super Tuesday angetreten. Allerdings hatte er mit 561 Millionen Dollar aus seinem eigenen Vermögen mehr Geld für den Wahlkampf ausgegeben als alle anderen Kandidat*innen zusammen. Dennoch hat er – mit Ausnahme des kleinen Überseegebiets American Samoa – am Dienstag keinen Bundesstaat gewinnen und nur in sechs Bundesstaaten überhaupt die 15-Prozent-Hürde überwinden können, um wenigstens einen Teil der Delegierten zugesprochen zu bekommen. Am Mittwoch gab er das Ende seiner Kandidatur bekannt – und erklärte seine Unterstützung für Joe Biden.
Elizabeth Warren, die mit Sanders um die progressiven Demokrat*innen konkurriert, kam sogar nur in fünf Bundesstaaten über die 15 Prozent. Selbst in Massachusetts, das sie seit 2013 im US-Senat vertritt, belegte sie nur den dritten Platz hinter Joe Biden und Bernie Sanders. Anders als Bloomberg erklärte sie allerdings bis Redaktionsschluss nicht das Ende ihrer Kandidatur.
Am Dienstag wurden 1.357 Delegierte gewählt. Das ist rund ein Drittel der insgesamt 3.979 Delegierten, die beim Nominierungsparteitag im Juli den Kandidaten bestimmen sollen. Von der absoluten Mehrheit von 1.991 Delegierten sind sowohl Biden als auch Sanders noch weit entfernt.
Mit dem Ausscheiden Bloombergs, eventuell demnächst auch Warrens steigt allerdings die Chance, dass Sanders oder Biden das tatsächlich schaffen und einer der beiden auf die absolute Mehrheit der Delegiertenstimmen kommt. Für einen guten Start in den eigentlichen Wahlkampf gegen Donald Trump wäre das ein gutes Zeichen.
Anderenfalls käme es zu einer Brokered Convention oder auch Contested Convenion – einem Parteitag also, dem entweder eine politische Einigung vorausgeht oder aber ein mehrstufiges Abstimmungsverfahren, bei dem dann auch die sogenannten Superdelegierten eine Rolle spielen. Das sind Delegierte, die nicht an die Vorwahlergebnisse in ihrem Bundesstaat gebunden sind.
Bereits bei der letzten Fernsehdebatte gab es dazu Streit zwischen den Kandidat*innen: Während Bernie Sanders darauf bestand, es solle der- oder diejenige nominiert werden, der/die die meisten Stimmen bekommen habe, wollte sich keine*r der Mitbewerber*innen darauf einlassen. Unter Sanders-Anhänger*innen, die sich schon 2016 vom Parteiapparat ausgebootet sahen, weckt das Misstrauen.
Bernd Pickert
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