: Israel-Reisen verboten
Israel hat seine Einreisebeschränkungen drastisch ausgeweitet, um eine Ausbreitung des Coronavirus aufzuhalten: Ab diesem Freitag gilt für ausländische Reisende, die sich in den vergangenen 14 Tagen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich oder Spanien aufgehalten haben, ein Einreiseverbot. Nur in Einzelfällen dürfen sie einreisen, dann nämlich, wenn sie nachweisen können, dass sie sich in 14-tägige Quarantäne begeben können. Israelis, die aus diesen Ländern einreisen, müssen sich ebenfalls in Quarantäne begeben. Das Abhalten internationaler Konferenzen wurde verboten.
„Israel steht am Rande eines Coronavirus-Ausbruchs, den es nicht kontrollieren kann“, warnte Außenminister Israel Katz am Donnerstag, als er die strengen Maßnahmen verteidigte. Die deutsche Botschafterin in Israel, Susanne Wasum-Rainer, sagte: „Angesichts der vielfältigen deutsch-israelischen Verbindungen einschließlich Reisedelegationen hoffen wir, dass die Maßnahmen nur vorübergehender Natur sein müssen.“
Israel ist eines der ersten Länder, das mit massiven Einreiseverboten versucht, die Ausbreitung des Coronavirus im Land aufzuhalten. Ende Januar wurden bereits alle Flüge aus China annulliert. Es folgten Einreisebeschränkungen für Thailand, Singapur, Hongkong, Macau, Südkorea, Japan und Italien. Das Gesundheitsministerium hatte außerdem Ende Februar alle Israelis dazu aufgerufen, möglichst nicht ins Ausland zu fliegen: „Wenn Sie nicht unbedingt fliegen müssen, fliegen Sie nicht“, hieß es.
Die israelische Fluggesellschaft El Al reagierte mit Massenentlassungen. 1.000 der 6.000 Beschäftigten werden gekündigt. Die Gehälter des Top-Managements waren bereits zuvor gekürzt worden. Arnon Bar David, der Vorsitzende der Gewerkschaft Histadrut, forderte sämtliche Gewerkschaftsführer dazu auf, die Fluggesellschaft in dieser Krise zu unterstützen. Ohne staatliche Unterstützung werde El Al diese Krise nicht meistern können. Am vergangenen Donnerstag hatte El Al für die Monate Januar bis April einen Verlust zwischen 50 und 70 Millionen Dollar prognostiziert. Die neuesten Einreisebeschränkungen dürften die Summe weit nach oben treiben. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann das Unternehmen das Ausmaß dieser Auswirkungen nicht abschätzen“, äußerte sich die Airline.
Die Nachfrage für Flüge nach Europa dürfte weiter signifikant sinken. Schon vor der erweiterten Reisebeschränkung hatte die Fluggesellschaft zahlreiche Flüge nach Europa ausgesetzt. Die Lufthansa-Gruppe stellt ab dem Wochenende alle Flüge nach Israel ein.
Der Vorsitzende der Hotelgewerkschaft, Amir Chajak, warnte, dass die neuen Regelungen dem Tourismus aus Europa einen „tödlichen Schlag“ versetzen könnten. Laut Chajak könnte sich die Zahl der Touristen um die Hälfte reduzieren. Jährlich besuchten etwa 2,5 Millionen europäische Urlauber Israel.
Über 70.000 Israelis befinden sich derzeit in Quarantäne. 15 Infektionsfälle sind bisher bestätigt, deren Ursprung sich jeweils noch zurückverfolgen lässt. Judith Poppe, Tel Aviv
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen