das portrait
: Mohammad Rasoulof lässt sich nicht einschüchtern

Im Visier der iranischen Behörden: der Regisseur Mohammad RasoulofFoto: David Silpa/Imago

Was Mohammad Rasoulof tat, nachdem ihn ein iranisches Revolutionsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt hatte? „Einen Film drehen“, sagt sein Freund Albert Wiederspiel, der Leiter des Hamburger Filmfests. Rasoulof ist im vergangenen Jahr verurteilt worden, doch wann er die Haftstrafe antreten muss, weiß er nicht bis zum Tag, an dem man ihn abholt. „Eine kafkaeske Situation“, sagt Wiederspiel.

Doch eines ist klar: Der 48-jährige Rasoulof ist niemand, der sich leicht einschüchtern ließe. Bereits 2011 hatte er wegen seiner regimekritischen Filme massive Probleme mit den iranischen Behörden. Damals lief sein Film „Auf Wiedersehen“ als Eröffnungsfilm beim Hamburger Filmfest und es war die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte, die ihn und seine Familie für ein Jahr aufnahm. Seitdem lebt Rasoulofs Familie in Hamburg, er selbst hat hier zwar seinen Wohnsitz, aber seine Filme dreht er im Iran. Die Fragen, die er darin stellt, sind existenziell: nach Korruption, nach der Verantwortung des Einzelnen in einem autoritären System – die ist Thema in seinem jüngsten Werk, „Es gibt kein Böses“, das auf der diesjährigen Berlinale gezeigt wird.

Die Fragen sind zeitlos, aber sie beziehen sich auf die aktuelle Situation im Iran. Rasoulof ist einer der berühmtesten Regisseure des Landes, doch seine Filme werden nicht öffentlich gezeigt. Gesehen werden sie dort dennoch – illegal zu Hause. Und nach wie vor sind SchauspielerInnen, Kamera- und Tonleute bereit, mit ihm zu arbeiten. Das Geld dafür muss der Regisseur notgedrungen im Ausland auftreiben: etwa bei der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein oder einem Exiliraner, der in Dubai und Tschechien lebt.

Rasoulof ist schon 2010 verurteilt worden: zu einer sechsjährigen Haftstrafe, die er damals aber nicht antreten musste. 2011 durfte er sogar zu den Filmfestspielen nach Cannes ausreisen, wo er mehrmals ausgezeichnet wurde. Eben diese Berühmtheit, so hoffen seine FreundInnen, könnte ihn auch jetzt wenigstens ein Stück weit schützen. In Hamburg haben sich nun Filmschaffende und der Kultursenator mit ihm solidarisiert. Friederike Gräff