: Die Polizei ist mit den Mähenden
Anwohner:innen wollen Baumschnittarbeiten auf den Lesumwiesen verhindern und erhalten Platzverweise. Sie sehen sich vor vollendete Tatsachen gestellt
Claas Rohmeyer (CDU), Vorsitzender Petitionsausschuss
Von Alina Götz
Als am Montagmorgen ein Trecker begann, seine Runden auf den Lesumwiesen zu ziehen, war Uwe Meier irritiert: „Wir dachten, über die Maßnahmen wird noch beratschlagt“, sagt er. „Aber im Hintergrund geht alles weiter wie zuvor.“
Auf den Wiesen zwischen Knoops Park und St. Magnus soll als Ausgleichsmaßnahme für den vor gut 20 Jahren zugeschütteten Überseehafen eine Laichzone entstehen. Doch Anwohner:innen wie Meier sind dagegen und starteten eine Petition, die bis Ende Januar mitgezeichnet werden konnte. Über 1.000 Unterschriften seien zusammengekommen.
Als die Baufahrzeuge auf die Wiese fahren wollten, habe man die Polizei gerufen, erzählt Meier. Doch diese habe nicht wie erhofft die Fahrzeuge gestoppt, sondern die insgesamt acht Protestierenden aufgefordert, die Wiese zu verlassen – nachdem sie deren Personalien aufgenommen hatte.
Die Polizei hatte „nach Rücksprache mit der Umweltsenatorin den Anwesenden mitgeteilt, dass ein rechtskräftiger Beschluss für die Arbeiten vorliegt“. Die Personen hätten die Wiese schließlich eigenständig verlassen, so eine Sprecherin.
Den Anwohner:innen sei erzählt worden, dass es sich nur um „vorbereitende Maßnahmen“ handelt, sagt Ursula Pickener von der Ini. „Aber es wurde kleines Gehölz gemäht und ein Trecker fährt nun über die Wiese, um den Boden zu verdichten.“ Das schaffe Tatsachen.
Stimmt nicht, sagt Jens Tittmann, Sprecher der Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne). „Zu verdichten wäre unlogisch, weil wir den Boden ja später ausheben wollen.“ Die Arbeiten – Beschnitt von Brombeersträuchern und die Beseitigung von kranken Pappeln – hätten auch ohne die geplante Maßnahme stattgefunden. „Wir wissen, dass es die Petition gibt“, betont Tittmann. Daher seien die jetzt vorgenommenen Arbeiten nicht irreversibel. Aus Artenschutzgründen seien die Schnittarbeiten aber jetzt nötig, da diese ab März aus Rücksicht auf Bodenbrüter verboten sind.
Claas Rohmeyer (CDU), Vorsitzender des Petitionsausschusses, wartet derweil auf die Stellungnahme der Senatorin, ohne die die öffentliche Petition nicht behandelt werden kann. Er weiß, dass Petitionen rein rechtlich gesehen keine aufschiebende Wirkung haben. „Die Lage ist mit dem Rollen der Maschinen jedoch nicht entspannter geworden.“ Sollte die Stellungnahme der Senatorin rechtzeitig vorliegen, könnte die Petition in der Sitzung am 21. Februar thematisiert werden – etwaige Baumschnittarbeiten könnten dann immer noch vor Ende Februar durchgeführt werden.
Die protestierenden Anwohner:innen fordern den Erhalt der Wiesen mit ihrem „reichen Pflanzen- und Tierleben“. Besser spät als nie, denkt dagegen der BUND und befürwortet, ebenso wie der Nabu und die Umweltsenatorin, die Einrichtung der Laichzone und sieht seinerseits einen Gewinn für die Artenvielfalt.
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