Keine Klimahipster

Trotz Werbung von Fridays for Future und Promis: Bürger*innen­versammlung im Berliner Olympia-Stadion vor dem Scheitern

Kostenlos: Klima-Straßenprotest in Berlin Foto: Stefan Boness

Von Katharina Schipkowski

Das wird eng: Den Organisator*in­nen der geplanten Bürger*innen-­versammlung im Berliner Olympia-Stadion fehlten am Freitagnachmittag noch über 800.000 Euro, um ihr Crowdfunding-Ziel von 1,8 Millionen zu erreichen. Heiligabend läuft die Frist ab – wenn der volle Betrag bis dahin nicht eingetroffen ist, geht das gesammelte Geld zurück an die Spender*innen.

Das Berliner Start-up Einhorn, bekannt für vegane Kondome, hatte das Crowdfunding ins Leben gerufen, Fridays for Future (FFF) Berlin unterstützte das Projekt. Der Plan: 90.000 Menschen sollten im Olympiastadion per Smartphone über Petitionen abstimmen. Durch die Masse an Menschen sollte es möglich sein, auf einen Schlag das Quorum von 50.000 Unterschriften zu erreichen. Ab dieser Anzahl muss sich der Petitionsausschuss des Bundestags mit einer Petition befassen.

Nach Bekanntgabe des Projekts Ende November hagelte es jedoch Kritik. Auf ein Video, mit dem die Initiator*innen mit Bestseller-Autorin Charlotte Roche, FFF-Sprecherin Luisa Neubauer und Sänger Andreas Bourani die Veranstaltung bewerben, reagierten User*innen der sozialen Netzwerke mit Spott.

„Eine Hipsterveranstaltung für eine weiße Mittelstandsblase“ nannten Twitter-User*innen das Event und bezeichneten es als „neoliberalen Quatsch“. In dem Video versprechen die Initiator*innen „Lösungen für die größte Krise des Planeten für 29.95 Euro“ – der Eintrittspreis für das Event.

Nun sieht es so aus, als würde das Unterfangen ohnehin scheitern. „Das hat sicher auch mit der Kritik zu tun“, räumt Einhorn-Gründer Philip Siefer ein. Er ist trotzdem optimistisch: Immerhin haben fast 11.000 Menschen insgesamt knapp eine Million Euro für das Projekt gespendet.

„Für eine weiße Mittelstandsblase“

Kritik bei Twitter

Auch wenn die Veranstalter*innen die Miete für das Olympiastadion nicht zusammenbekommen, wollen sie an dem Konzept festhalten: „Dann suchen wir uns einen anderen Ort“, sagt Siefer.

Auch Luisa Neubauer sieht das gescheiterte Crowdfunding nicht als Misserfolg. „Ich habe selten erlebt, dass Projekte so viel Aufmerksamkeit bekommen“, sagt sie. Von einem Rückschlag für FFF könne man auch nicht sprechen, schließlich habe Fridays for Future Berlin das Projekt nicht initiiert, sondern nehme lediglich eine beratende und unterstützende Funktion ein.

Auch ihre Berliner Ortsgruppe hat mittlerweile ein ablehnendes Statement veröffentlicht. Das Olympia-Projekt komme einem „Event näher als einer repräsentativen demokratischen Versammlung“, schrei­ben sie in einem Statement.