Protest gegen Kohleprojekt in Australien: Luisa trifft Joe

Kritik von Fridays for Future an der Siemens-Beteiligung an einer Kohlemine in Australien zeigt Wirkung: Der Siemens-Chef trifft Aktivistin Neubauer.

Am Freitag Treffen mit Joe Kaeser: Luisa Neubauer (Mitte) Foto: Christian Mang

BERLIN taz | Es bedarf nur zweier Klicks, um Siemens-Chef Joe Kaeser direkt zu adressieren: „Ich habe gehört, dass Siemens Teile für die Bahnanlage der Carmichael-Kohlemine des Konzerns Adani liefern wird“, steht in der E-Mail, die man über die Homepage von Fridays for Future (FFF) an Kaeser schicken kann. „Ich bin erschüttert über die Beteiligung Ihres Konzerns am Bau dieser Mine bzw. der dazugehörigen Infrastruktur!“, geht es weiter.

Rund 63.000 dieser Mails haben den Vorstandschef laut FFF dieser Tage erreicht. Siemens plant, sich am Bau der umstrittenen Carmichael-Kohlemine des indischen Konzerns Adani im australischen Bundesstaat Queensland zu beteiligen.

Der Beitrag von Siemens daran ist eher klein: Der Konzern hat einen Vertrag über die Lieferung von Signaltechnik für einen Teil der Eisenbahntrasse abgeschlossen, auf der die Kohle aus der Mine an die 200 Kilometer entfernte Küste transportiert werden soll.

Nun reagiert der DAX-Konzern auf den Druck der KlimaaktivistInnen: Sprecher Florian Martini verweist auf eine Äußerung Kaesers: „Ansichten und Entscheidungen könnten sich ändern oder auch nicht“, twitterte der Konzernchef im Dezember – man sei noch nicht entschieden, ob man an dem Projekt festhalte.

Siemens sieht Protest positiv

Dem Protest stehe Siemens positiv gegenüber, sagt Martini: „Wir stehen alle auf der gleichen Seite und haben das Ziel, den Klimawandel zu bekämpfen.“ Nur der Ansatz sei verschieden. Ob das Unternehmen an dem Vertrag mit Adani festhalte, werde man „zeitnah“ entscheiden.

„Zeitnah“ könnte eventuell schon diesen Freitag bedeuten – dann will sich Kaeser in Berlin mit der prominenten Fridays-Sprecherin Luisa Neubauer treffen. Er wolle den Dialog weiterführen und verschiedene Perspektiven auf das Projekt hören, sagt Martini. Dabei sind die Argumente längst bekannt – weshalb Experten vermuten, der Siemens-Chef wolle öffentlichkeitswirksam das Ende des Vertrags verkünden.

Anfang der Woche hatte Kae­ser Neubauer eingeladen. Für FFF wäre das ein Riesenerfolg. „Es ist ein Unding, wenn ein Konzern, der sich rühmt, progressive Technologien voranzubringen, gleichzeitig auf der anderer Seite des Globus eines der zerstörerischsten Kohleprojekte dieses Jahrhunderts fördert“, sagt FFF-Sprecher Jakob Blasel.

Die Mailkampagne haben die Schüler*innen am vergangenen Sonntag spontan aus dem Boden gestampft. Ein Schüler habe über Nacht das entsprechende Tool programmiert und am Montag den Brief an Siemens auf die Homepage gestellt. Am heutigen Freitag wollen die Schüler*innen an über 20 Siemens-Standorten protestieren.

Es ist die erste große Aktion, nachdem mehrere Ortsgruppen ihre wöchentlichen Streiks eingestellt haben. Und das erste Mal, dass FFF koordiniert gegen ein Unternehmen protestiert. Von Blockaden ist bislang nicht die Rede. „Wenn Siemens allerdings nicht reagiert“, sagt Blasel, „behalten wir uns vor, die Kampagne auszuweiten.“

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