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Wikileaks und PressefreiheitSolidarisch mit Julian Assange

Gastkommentar von Christian Mihr

Was wäre von einem Prozess gegen Assange aufgrund von Whistleblowing zu erwarten? Sicher ist: Er würde eine Gefahr für die Pressefreiheit darstellen.

Julian Assange am 20.12. auf dem Weg zum Westminster Magistrates Court zu einer Anhörung Foto: dpa

I mmer wieder werde ich gefragt, warum wir uns für Julian Assange einsetzen – oder auch, warum wir uns angeblich nicht genug für ihn einsetzen. Julian Assange hat durch Wikileaks in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass geheime Papiere von großem allgemeinem Interesse an die Öffentlichkeit kamen. Damit hat er es JournalistInnen ermöglicht, große Datenmengen auszuwerten.

Auf der Basis des Geleakten haben diese weitergehende Rechercheergebnisse veröffentlichen können, etwa die tatsächliche Zahl der Todesopfer im Irakkrieg. Aufgrund Julian Assanges journalismusähnlicher Tätigkeit setzen wir uns schon seit Langem für ihn ein. Dank Wikileaks wurde zudem deutlich, welchen Wert Whistleblower für unabhängigen Journalismus haben und wie wichtig demzufolge ihr Schutz ist.

Dabei spielt es keine Rolle, ob man alles gut oder richtig findet, was Assange getan beziehungsweise was Wikileaks veröffentlicht hat. Die zentrale Frage lautet: Würde seine Strafverfolgung aufgrund seiner journalismusähnlichen Aktivitäten die Ausübung des Journalismus gefährden? Die Antwort auf diese Frage lautet klar: Ja! Assange wurde von den USA wegen seines Engagements für Wikileaks ins Visier genommen.

Das stellt einen gefährlichen Präzedenzfall für die Pressefreiheit dar. Dieser Präzedenzfall könnte künftig herangezogen werden, um JournalistInnen und VerlegerInnen strafrechtlich zu verfolgen, weil sie sich an Aktivitäten beteiligt haben, die für die im öffentlichen Interesse liegende Berichterstattung notwendig sind. Deshalb steht Reporter ohne Grenzen solidarisch an der Seite von Julian Assange und Wikileaks.

Christian Mihr

ist Geschäfts­führer der Organisation Reporter ohne Grenzen, die sich weltweit für den Schutz der Informati­ons­freiheit einsetzt und gegen Zensur kämpft.

Laut einem Bericht des UN-Sonderberichterstatters zu Folter, Nils Melzer, ist der Gesundheitszustand von Julian Assange höchst besorgniserregend. Auch eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten warnte, dass er ohne schnelle medizinische Hilfe sterben könnte. Aus diesem Grund fordern wir Großbritannien dazu auf: Lassen Sie Julian Assange aus humanitären Gründen umgehend frei.

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28 Kommentare

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  • Frau Clintons selbst verschuldete Wahlschlappe ausgerechnet mit Assange und Wikileaks (wahlweise ja auch mit bösen Russenbots) erklären zu wollen, ist schon eine ulkige Verschwörungstheorie.

    • @Linksman:

      Jim Hawkins die jungle world zu zitieren ist nicht besonders clever.

      Frau Korinna Klasen-Bouvatier/jungle world ist Mitglied der Atlantik-Brücke

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Maiko Haas:

        Für die Abt. Alternative Fakten unterwegs? Mal etwas sorgfältiger recherchieren.

        Frau K. B. ist so sehr "Jungle world" wie Sie "taz" sind.

        Dank an den Insulaner. ;-)

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Der Insulaner verbeugt sich.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Maiko Haas:

        Korinna Klasen-Bouvatier ist Mitglied der Atlantik-Brücke, schreibt aber nicht in der Jungle World.

        Witzige Tatsache: Jungle World weist in einer Mitteilung darauf hin:

        jungle.world/artik...15/06/die-reaktion

        Da hat Ihnen wohl jemand einen Bären aufgebunden. Den Sie gleichwohl weiterreichen.

        Weil es so schön in Ihr Weltbild passt.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Die Jungle-World-Redaktion geht also nun doch auf Distanz. Die Abokündigungen wirken offenbar...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      Fast so "ulkig" wie die Methode beim Titel "Wikileaks und Pressefreiheit" über Frau Clinton statt über Julian Assange zu fabulieren.

  • solidärität ist ideologie abhängig beim nächsten unfall opfer weiß ich bescheid.



    ach die jungle links darauf empfehle ich das buch von matthias bröckers, don´t kill the messenger.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Solidarisch unter Vorbehalt.

    Wikileaks ist auch ein fragwürdiger Verein, der ungeprüft Mengen von Daten veröffentlichte und damit etwa afghanische Mitarbeiter der Amerikaner in Lebensgefahr brachte.

    Wikileaks pushte den Wahlkampf Trumps, in dem Clinton desavouiert wurde.

    Und die Vorwürfe sexueller Gewalt gegen die Frauen in Schweden werden seit Jahren lässig unter den Teppich gekehrt.

    jungle.world/artik.../27/keiner-von-uns

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Solidarisch unter Vorbehalt, sehr gut, dem schließe ich mich an.

      Es ist ja für die gute Sache, wenn man, wie die taz hier, ein freiheitliches Prinzip verteidigen will - elend aber, wenn man dieses Prinzip ausgerechnet an einer Person / Organisation festmachen muss, die andere freiheitliche Prinzipien (wie z.B. jenes der informationellen Selbstbestimmung oder jenes des Schutzes sensibler persönlicher Daten) mit Füßen tritt. Weiteres Beispiel: www.theguardian.co...ation-saudi-arabia

      Assanges Aussage von 2010: "We can't sit on material like this for three years with one person to go through the whole lot, line-by-line, to redact. We have to take the best road we can."

      Heißt: "Wir gehen auch über Leichen."

      Und völlig obskur wird es, wenn nicht kritisch hinterfragt wird, von wem zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Absicht WikiLeaks Dokumente zugespielt werden.

      Geht es hier um die Freiheit des Journalismus? Ja, auch. Aber teilweise erinnert es zu sehr an die finsteren Zeiten, als sich Medien willfährig einspannen ließen, wenn es darum ging, politische Gegner durch Nachrede und Verschwörungstheorien gesellschaftliche zu vernichten.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @mats:

        Danke für Ihren Beitrag. Ich sehe das genauso.

        Assange hatte schnell einen Pop-Star-Status und war sakrosankt. Die Vergewaltigungsvorwürfe nahm niemand ernst. Ganz anders als sonst bei Linken üblich.

        Mittlerweile ist Assange eher Poster-Boy der Alt-Right-Bewegung. Lob gab es von Milo Yiannopoulos, Martin Sellner und Ex-KKK David Duke:

        jungle.world/artik...s-rechtextremismus

        Ich glaube, links war Assange nie.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Also ist die Frage der Gruppenzugehörigkeit (links/rechts) entscheidender als die Frage, ob etwas richtig oder falsch ist?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Die Desavourierung einer kriegslüsternen neoliberalen Oligarchin ist fragwürdig?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @El-ahrairah:

        Wenn man das tut, um Trump zu unterstützen und dabei auch mit Rechtsradikalen zusammenarbeitet, dann ja.

        Und an Ihrer Terminologie sollten Sie arbeiten. Oligarchin? Wie viele Milliarden hat sie denn?

        Wenn alles egal ist, man Daten leakt und damit Menschenleben gefährdet, gefällt mir das zumindest nicht.

        Er ist eine tragische Figur, kein Held:

        jungle.world/artik...des-julian-assange

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Ich korriegiere: Werkzeug von Oligarchen. Außerdem ist sie in ihre Position aufgrund familiärer Verbindungen gekommen.

          Intentionalität haben Sie jetzt nachweislos unterstellt. Außerdem ist es völlig egal, von welcher Intention es geleitet ist die Wahrheit aufzudecken. Die Wahrheit ist die Wahrheit.

          Und dass jetzt schon offensichtlich ergraute deutsche Möchtegern-Autonome die selben Lügen nachplappern wie stiernackige US-Militärapparatschiks zeigt nur, dass die Linke zum Wurmfortsatz der neoliberalen Elite verkommen ist.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @El-ahrairah:

            "Und dass jetzt schon offensichtlich ergraute deutsche Möchtegern-Autonome die selben Lügen nachplappern wie stiernackige US-Militärapparatschiks zeigt nur, dass die Linke zum Wurmfortsatz der neoliberalen Elite verkommen ist."

            Jetzt haben Sie es mir aber gegeben und gleichzeitig alles klein und fein säuberlich in Ihre antiimperialistische Weltanschauungskommode eingeordnet. Früher hieß es bei denen: Wir haben das so und so bestimmt.

            Sollte Ihnen eigentlich auch gefallen.

            Versuchen Sie doch mal mit jemandem zu diskutieren, der nicht hundertprozentig Ihrer Meinung ist. Geht nicht, oder?

            Sind alle neoliberal. Ich nenne es Kapitalismuskritik, aber ihr Apparatschiks steht mehr auf neoliberal. Das sind Sie hier nicht der einzige.

            Ist ja auch egal. Wir sind ja beide Verlierer. Und dass die Linke sich selbst zerfleischt, das ist gute alte Folklore.

            Ach ja und immer die anderen sind keine Linken.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              "Links" ist für mich ein bedeutungsloser, inhaltsleerer Identitätsfetisch. Für Sie offensichtlich nicht. Umso schmerzvoller, dass Sie offensichtlich im Lager des neoliberalen Imperialismus gelandet sind, was?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      ..aber zum Anderen hat Julian Assange und Wikileaks doch durch ... Veröffentlichung unterdrückter Fakten die Kriminalität und die Barbarei und Lügen der politischen Machteliten und deren Militärs auf Schwächen in der Kultur der Aufklärung hingewiesen?



      Klar ist `kritische Betrachtung´von Wikileaks ne´ feine Idee ! Aber? Ihr "Vorbehalt" duftet nach Zensur- wenn auch milde...

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @vergessene Liebe:

        Woher sollte ich denn die Macht zur Zensur nehmen?

        Ich stelle nur Fragen. Es war von Anfang an ausgemachte Sache, dass die Frauen in Schweden lügen.

        Passiert so etwas in einem anderen Kontext, ist man zu Recht auf Seite der Frauen.

  • Danke für diesen Artikel!

    Der Mann ist schwerst krank - nicht zuletzt aufgrund der gnadenlosen englischen Justiz - und sollte sofort freigelassen werden.

    www.craigmurray.or.../assange-in-court/

    • @Weber:

      Ja! Die wenigen Informationen und Fotos von Julian Assange , - eingekerkert im britischen Komplementär zu Stammheim- erzählen m.E. von einem Sterbenden Mann ! Ist wohl anzunehmen das er bereits psychisch kaputt/zerstört ist... Traurig !



      Erinnert an das Ende des Sokrates !

      • @vergessene Liebe:

        Ich vermute, daß es noch wesentlich schlimmer ist.

        Hier mal, was Trump heute getweetet hat:"A lot of very good people were taken down by a small group of Dirty (Filthy) Cops, politicians, government officials, and an investigation that was illegally started & that SPIED on my campaign. The Witch Hunt is sputtering badly, but still going on (Ukraine Hoax!). If this...."



        "....had happened to a Presidential candidate, or President, who was a Democrat, everybody involved would long ago be in jail for treason (and more), and it would be considered the CRIME OF THE CENTURY, far bigger and more sinister than Watergate!"

        Hier untertreibt Trump noch maßlos!

        Mit "A lot of good people...." meint er ganz sicher Leute wie z.B. Roger Stone, General Flynn - und eben auch Julian Assange, dem es von allem am schlechtesten ergeht. Das ist so, weil er eben auch von allen am meisten über diese Vorgänge weiß. Deswegen wird bewußt versucht ihn psychisch zu ruinieren und so als Zeugen unbrauchbar zu machen!

        Sollte meine, wirklich ungeheure Vermutung stimmen, dann haben wir es hier mit einen unglaublichen Staatsverbrechen zu tun. Und das mitten in Europa.

        • @Tobias Schmidt:

          Tobias, ich befürchte, deine Vermutung stimmt und auch ich finde es ungeheuerlich!! Ich gehe nicht davon aus, dass es so etwas vorher nicht schon gegeben hat, aber die Unverfrorenheit, mit der sich all das vor den Augen der europäischen Öffentlichkeit abspielt, ohne dass sich spürbar gewaltiger Protest formiert, lässt Übles für die Zukunft ahnen. Staatsverbrechen gibt es nicht erst seit heute, aber dass es vor aller Augen geschieht, mitten in Europa, dass Menschenrecht ausgehebelt wird, einfach so, zum Teil unter verschweigender Mitwirkung der sogenannten vierten Gewalt im Staat, das ist schockierend und ein Exempel, dass Machtmissbrauch stärkt. Dazu von mir folgende Frage und Anmerkung: warum wird die Arbeit von Julian Assange in dem Taz-Artikel "Solidarisch mit Julian Assange" "journalismusartig" genannt? Wieso wird Julian Assangs Aktivität und Arbeit als "Whistleblowing" bezeichnet? Das ist eindeutig unzutreffend, denn auch wenn er Whistleblowern eine Plattform zur Veröffentlichung ihrer geheimen Informationen gegeben hat, ist er Journalist und absolut kein Whitlsblower. Die Definition dürfte doch klar sein, wenn ihr solidarisch sein wollt und euch so nennt, dann seid es doch bitte auch. Dass er einer von euch ist, werdet ihr hoffentlich im Laufe eurer Arbeit in dieser Form nicht zu spüren bekommen , aber bedauerlicherweise ist genau das zu befürchten!!

  • Na endlich rührt sich auch die taz.

    • @bärin:

      Die TAZ berichtet seit Jahren kontinuierlich über Assange und dessen Verfolgung.



      Es gibt in diesem Land aber innsbesondere einige (schlechte) Journalisten-Darsteller, die aktuell versuchen mit Assange-Solidarität die eigene Bekanntheit zu erhöhen.



      Genau diese Leute verbreiten seit Jahren abwertende Falschbehauptungen über die TAZ.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Wagenbär:

        Ach.

        Mal wieder eine Perle. So viele Worte ohne Inhalt.

        ReschSpeck.