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Ich freue mich sehr über diesen Artikel in der taz, der so viele wichtige Aspekte der Bedeutung und des Potentials von lebendigem Bodens (= ausreichender Humusgehalt) aufzeigt. Das Beispiel von Kaindorf verfolge ich schon länger und hoffe, daß sich dieser weiter Ansatz verbreitet. Daß in einigen Leser-Kommentaren behauptet wird, für den Humusaufbau benötigt man Glyphosat finde ich irreführend und unsachlich. Systemvergleiche zeigen, daß Öko-Anbausysteme höhere Humusgehalte aufweisen. Das kann natürlich noch stark verbessert werden. Aber bitte ohne Gifte, die das Bodenleben schädigen. Eine Erhöhung der Agrar-Forschungsmittel für Öko-Landbau von derzeit unter 2% am Gesamtetat könnte helfen diese Methoden schneller zu entwickeln. Wenn die Politik einen Anteil von 20% Öko will, müßte der Anteil der Forschungsmittel mindestens so hoch liegen. Um die Versäumnisse in der Vergangenheit nachzuholen sollte er deutlich darüber liegen. Siehe dazu auch Artikel in top-agrar vom letzten Jahr: www.topagrar.com/m...chung-9837736.html
Glyphosat würde dabei sehr helfen. Ohne Glyphosat würde es nicht fuktionieren
@Bernhard Hellweg Die Bayer Propaganda bei jeder Gelegenheit ist echt nervig. Warum steht Glyphost in der Kritik? War da was mit Krebs?
Die ganze Wahrheit wäre in dem Fall, dass nichts den Humusabbau mehr fördert wie der Anbau von Feldfrüchten ohne Herbizideinsatz. Jede Bodenbearbeitung zur Unkrautbekämpfung (pflügen, hacken, striegeln etc.) führt zwangsläufig zum Humusabbau.
Und der Verzicht auf Bodenbearbeitung ist praktisch nur möglich durch Unkrautbekämpfung mit entsprechenden Pflanzenschutzmitteln. Da muss die Gesellschaft/der Verbraucher sich jetzt entscheiden, was wichtiger ist - Klimaschutz oder Anbau biologisch erzeugter Lebensmittel.
@NN Das Problem mit dem Humusabbau durch starke maschinelle Bodenbearbeitung wird auch bei den Bio-Bauern immer mehr wahrgenommen.
Entsprechend gibt es inzwischen Anbausysteme mit Mulch, die erprobt und auch schon erfolgreich angewendet werden.
Die Behauptung, dass es im ökologischen Anbau keine Alternative zum Hacken gibt, stimmt so nicht.
Die Alternativen müssen sich nur noch verbreiten. Subventionen für Humusaufbau wären da sicher hilfreich.
@NN Ich versteh die Logik nicht.
@Anna Bell Die ist recht einfach. Jede Bodenlockerung bietet den Bodenbakterien, welche Humus abbauen und dadurch CO2 freisetzen, bessere Lebensbedingungen schon allein dadurch, dass für sie mehr Sauerstoff zur verfügbar ist.
@NN Es gibt auch Beikrautbekämpfung ohne Umpflügen und Pestizideinsatz: Mulchen zum Beispiel. Da kommt das Unkraut nicht durch, gleichzeitig wird das Wasser besser im Boden gehalten und das Mulchmaterial wird im Laufe der Zeit auch zu Humus ungesetzt. Ich sehe hier absolut keinen Konflikt zwischen Klimaschutz und Bioanbau, die Lösungen sind bereits da.
@GekaufterNutzer Wie Wurzelunkräuter durch Mulchen bekämpft werden sollen können sie mir jetzt bestimmt erklären. Einmal ganz abgesehen davon, das es kein praktikables Verfahren gibt Feinsämereien in eine Mulchschicht einzusäen.
Es ist leider so, dass die Ziele des Natur- und Umweltschutzes entgegengesetzt zu denen des Klimaschutzes sind was praktische Landbewirtschaftung angeht. Vielleicht abgesehen von der Metaebene, dass ein geringerer Fleischverbrauch erstrebenswert wäre.
@NN Wenn man nur 2 Gedanken darauf verwendet, wie das umsetzbar wäre, sieht das natürlich erstmal unrealistisch aus.
Es gibt aber Menschen, die ihren Anbau darauf ausgerichtet haben und es funktioniert.
Direktsaaten in die Mulchschicht ist natürlich Blödsinn. Es gibt aber bereits Verfahren in Mulch zu pflanzen und auch die Möglichkeit das Mulchmaterial später aufzubringen.
Einschränkend muss man dazu sagen, dass sich nicht alle Kulturen über Mulch freuen. Und vielleicht macht eine mechanische Unkrautkur alle paar Jahre trotzdem Sinn. Da fehlt mir aber die Erfahrung um das zu beurteilen.
Das Hacken und damit der Humusabbau kann mit solchen Verfahren aber massiv reduziert werden.
Wenn du ein ehrliches Interesse daran hast, lohnt es sich für dich sicher, da mal ein bisschen zu recherchieren.
@NN Wieder so eine FakeNews des Bauernverbandes.
Wenn früher der Humusgehalt der Böden höher war, dann kann der Glyphosat/Herbizideinsatz dies nicht bewirkt haben.
Es früher keine Herbizide aus der Chemiefabrik.
Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Das wird den Großraddrehern ein immerwährendes Glücksstrahlen ins Gesicht meißeln. Ein kapitalistisches Perpetuum mobile. Das ist schon Win hoch 10. Da sind wir ganz nah am Paradies.
Gute Ideen und Argumente!
Bitte geben Sie diese an die politisch Verantwortlichen weiter!
Um den Humusbau für die Bauern noch rentabler zu machen, sollten staatliche Zertifizierungen für teilnehmende Betriebe geschaffen werden, welche politisch offensiv beworben und auf den Erzeugnissen ersichtlich sind. Indem man einen Hype darum erzeugt, ähnlich wie den um gentechnik- und glutenfreie Getreideprodukte, kann man den Druck des Marktes auf Bauern, die sich trotz der vielen Vorteile nicht in ihre Produktion reinreden lassen wollen, drastisch erhöhen.
Ausserdem können durch die zum optimalen Humusaufbau notwendigen Zwischenpflanzungen in sonst vegetationsfreien Jahreszeiten und die aufwändige Bodenanalyse und intensivere Bodenpflege zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze in Landwirtschaft und staatlicher Betriebsprüfung sowie zahlreiche temporäre Beschäftigungsgelegenheiten für Geringverdiener geschaffen werden.
Die Bauern können die Preise ihrer zertifizierten Produkte wegen der neuen Technik und des zusätzlichen Aufwands stark anheben und sie nach langer Zeit endlich wieder zu dem Preis verkaufen, den sie wert sind, was zu einem bewussteren Umgang und weniger Lebensmittelverschwendung führt. So profitieren am Ende alle davon, nicht nur die Umwelt.
Fragen an die Autorin:
Wieviel Kohlendioxid pro Hektar wurden denn in Kaindorf gebunden?
Und wieviel wäre das hochgerechnet auf Deutschland?
Und wieviel kann man mit Terra Preta binden und zu welchem Preis?
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Appell zum Weltbodentag: Kohle für den Kohlenstoff
Mit der Rückführung von Kohlenstoff aus der Luft in den Boden kann die Klimakrise rückgängig gemacht werden. Bessere Ernten wären nur eine Folge.
Ein kohlenstoffreicher Boden als Win-Win-Win-Win-Win-Situation Foto: Karl-Heinz Spremberg/imago images
Die Klimadebatte übersieht das Riesenpotenzial des Agrarsektors. Landwirt:innen, die Humus aufbauen, sollten dafür bezahlt werden. In der Klimadebatte kommt Landwirtschaft kaum vor. Wenn überhaupt, dann scheinen sich protestierende Klimaschützer:innen und protestierende Bäuer:innen unversöhnlich gegenüberzustehen. Der heutige internationale „Tag des Bodens“ bietet Anlass, um darauf hinzuweisen:
Die Politik könnte den Erhalt fruchtbaren Bodens als gesellschaftliche Aufgabe definieren und Landwirt:innen dafür bezahlen. Wenn man Landumnutzung, Produktion, Verarbeitung, Transport und Wegwerfen von Lebensmitteln zusammenzählt, stößt der Agrarsektor ungefähr die Hälfte der Klimagase aus. Er ist damit die Hälfte des Problems – und könnte die Hälfte der Lösung werden.
Seit Einführung der agroindustriellen Bodenbearbeitung enthalten Böden immer weniger Humus – fruchtbare organische Substanz, die zu 58 Prozent aus Kohlenstoff besteht. Durch tiefes Pflügen, schwere Traktoren, Kunstdünger und Pestizide verliert Erde ihren Zusammenhalt, Kohlenstoff wird freigesetzt und oxidiert an der Luft zu CO2. Der renommierte US-Bodenforscher Rattan Lal schätzt, die globalen Landnutzungsflächen enthielten heute nur noch ein Viertel bis die Hälfte ihres ursprünglichen Kohlenstoffgehalts.
Erneuerbare Energien können Neuemissionen stoppen, die Klimakrise aber nicht rückgängig machen. Das vermögen nur regenerative Praktiken, die Kohlenstoff aus der CO2-übersättigten Luft zurück in die humusverarmten Böden holen. Mit Humusaufbau kann man zudem höhere Ernten erzielen, für gesunde Pflanzen, Tiere und Menschen sorgen, Artenvielfalt mehren, durch erhöhte Wasserhaltefähigkeit der Böden Dürren und Überflutungen abpuffern sowie ganze Landschaften regenerieren.
Hohe Ernten und gesunde Tiere durch Humusaufbau
Eine Win-win-win-win-win-Situation. Stattdessen streitet sich die UN-Klimakonferenz gegenwärtig über Details des CO2-Emissionshandels. Ob dieser auf globaler Ebene überhaupt funktioniert, daran kann man begründete Zweifel hegen. Aber ein lokaler oder regionaler CO2-Handel, der transparent abläuft, kann überall und jederzeit aufgebaut werden.Die „Ökoregion Kaindorf“ in Österreich, ein Verbund von drei ländlichen Gemeinden in der Steiermark, zeigt, wie es geht.
Die Politik könnte den Erhalt fruchtbaren Bodens als gesellschaftliche Aufgabe definieren und honorieren
Unternehmen, die CO2-neutral wirtschaften wollen, finanzieren die Klimadienstleistung von Landwirt:innen, die Kohlenstoff dauerhaft in den Boden bringen. Die Firmen kaufen CO2-Zertifikate für 45 Euro pro Tonne von einem Verein, der Bäuer:innen beim Humusaufbau berät und begleitet. Landwirt:innen – die in ganz Österreich beheimatet sein können – erhalten 30 Euro pro Tonne, wenn ihr Humusaufbau durch Laborproben nachgewiesen wurde. Die Differenz von 15 Euro je Tonne finanziert die Unkosten des Vereins.
Derzeit sind rund 220 Bäuer:innen beteiligt – mehrheitlich konventionelle. Sie produzieren, ein wenig lyrisch formuliert, Humuserdäpfel und Klimakohl.Könnte das nicht auf die EU übertragen werden? Dort wird gerade über die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verhandelt. Die Direktzahlungen der GAP, die fast 40 Prozent des EU-Gesamtetats ausmachen, richten sich bisher vor allem nach der Fläche.
Agroindustrielle erhalten den Löwenanteil – sogar Konzerne wie RWE oder Bayer-Monsanto, weil auch sie Flächeneigentümer sind. Durchrationalisierte Agrobetriebe, die auf klimaschädliche Praktiken nicht verzichten können oder wollen, bekommen so bis zu 150.000 Euro je Arbeitskraft jährlich, ökologische Kleinbauernbetriebe nur etwa 8.000 oder noch weniger.
Eine Umstellung der Subventionen ist dringlich
Die Billigprodukte der Großen, etwa Tomatenmark oder Hühnchen, werden unter anderem nach Afrika exportiert, wo sie lokale Märkte zerstören und Fluchtursachen produzieren. Eine komplette Umstellung der Subventionen ist dringlich. Das EU-Parlament, das gerade den „Klimanotstand“ ausgerufen hat, sollte darauf drängen, dass gesellschaftliche Aufgaben wie Klimaschutz angemessen subventioniert werden. Landwirt:innen könnten bedeutende Klimaschützer:innen werden.
Sie würden damit zugleich jene gesellschaftliche Wertschätzung erfahren, die ihnen jetzt so sehr fehlt, weil sie unter dem Druck der Discounter Billig-Lebensmittel produzieren und damit indirekt selbst entwertet werden. Manche wenden ein, die großflächige Kontrolle von Humusaufbau sei bürokratisch aufwendig und fehleranfällig. Das mag sein, trifft aber mindestens ebenso auf die EU-Subventionspolitik und auch den CO2-Emissionshandel zu.
Namhafte Boden- und Klimaforscher:innen schlagen deshalb ein neues Modell vor: Kohlenstoffsenken in Böden und Wäldern sollten zertifiziert und „vermietet“ werden, anstatt CO2-Handel als „Luftverschmutzungsrechte“ von Unternehmen zu betreiben. Je stärker die Klimakrise werde, desto höher sei der Bedarf nach solchen Senken, so das Kalkül, und desto mehr steige auch der Preis für dauerhaft gespeichertes CO2.
Die Besitzer:innen solcher Senken – zu denen auch Landwirt:innen gehören – würden an der Preissteigerung beteiligt. Die Zertifizierung der Senken könnte gleichzeitig an Umweltauflagen gebunden werden. Die CO2-Steuer als „Abfallgebühr“ könnte so die Klimaleistungen der Land- und Forstwirtschaft finanzieren.Der UN-Klimarat (IPCC) denkt wirtschaftlich zu konventionell und übersieht deshalb das gigantische Lösungspotenzial dieser Ansätze.
Dazu gehört auch die Herstellung von „Terra Preta“ – fruchtbare Schwarzerde mit viel Pflanzenkohle; letztere besteht bis zu 100 Prozent aus Kohlenstoff. Der Einsatz von Pflanzenkohle im Boden, im Tierfutter oder als Baumaterial und die damit verbundene Schaffung von langfristigen Kohlenstoffsenken rechne sich (noch) nicht, so der IPCC. Doch Kohle für Kohlenstoff wäre eine schwarz glänzende Perspektive für EU-Landwirt:innen.
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Schwerpunkt Klimawandel
Kommentar von
Ute Scheub
Freie Journalistin
Jahrgang 1955, Mitbegründerin der taz und deren Ökologieredaktion, seit 1997 freie Journalistin mit Vorliebe für Geschichten des Gelingens und Autorin von inzwischen 24 Büchern. Schwerpunkt: Ökologie, Frauenrechte, Demokratie, klimafreundliche Landwirtschaft.
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