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Schilleroper soll erhalten bleiben

Seit Jahren gammelt das Gebäude vor sich hin, nun will die Kulturbehörde wohl selbst Arbeiten beauftragen

Verfällt immer weiter: die Schilleroper auf St. Pauli Foto: Miguel Ferraz

Von André Zuschlag

Für die Schilleroper auf St. Pauli ist ein bisschen Rettung in Sicht. Am Mittwoch läuft ein von der Kulturbehörde gestelltes Ultimatum ab, wonach die Eigentümerin das modernde Gebäude sichern muss. Tut sie das nicht, beauftragt die Behörde die Arbeiten gegen den Willen der Eigentümerin – auf deren Kosten.

Konkret geht es um Maßnahmen zum Erhalt des von Korrosion bedrohten Stahlgerüstes. Das steht unter Denkmalschutz, deshalb kann die Behörde eine Sicherungsverfügung erlassen. „Im Oktober gab es ein neuerliches Gespräch mit der Eigentümerin, um ihr weiterhin selbst die Möglichkeit zu geben, das Denkmal zu erhalten“, sagt Behördensprecher Enno Isermann. „Parallel laufen jedoch Schritte, um keine weitere Zeit zu verlieren.“

Das aktuelle Ultimatum war schon im Oktober abgelaufen, die Behörde hatte aber eine Fristverlängerung zugelassen. Denn die rechtlichen Hürden für den Eingriff in Privateigentum seien hoch: „Es sind diverse denkmalrechtliche und baurechtliche Regelungen zu beachten“, sagt Isermann.

Streitpunkt zwischen Behörde und Eigentümerin ist, ob die Stahlkonstruktion überhaupt noch gerettet werden kann. Die Behörde kam nach einer Bestandsaufnahme zu dem Ergebnis, dass das noch möglich ist. Die Eigentümerin sieht das wohl anders, denn in den vergangenen Jahren hat sich am ehemaligen Zirkus-Theater nichts getan. Sollte das Gebäude irgendwann nicht mehr zu retten sein, könnte die Eigentümerin auf dem Gelände einen lukrativen Neubau errichten.

Eine Verfügung würde zunächst bedeuten, dass eine Plane über das Gebäude gespannt würde

Auf taz-Anfrage wollte die Eigentümerin Schilleroper Objekt GmbH nicht viel sagen. Nur so viel: Man sei im Gespräch mit der Behörde und debattiere einen „anderen Weg“. Was das bedeutet, bleibt offen. Allerdings sei die auf ihrer Homepage angestrebte Idee weiterhin aktuell. Dort heißt es, man plane ein „Gebäude in Rotklinker mit einer Silhouette und Dachkonstruktion als Anlehnung und Hommage an die alte Schiller­oper“ – die Erhaltung der historischen Bausubstanz stehe nicht im Vordergrund.

Doch selbst wenn die Behörde nun durchgreift: Die Sanierung und öffentliche Nutzung für alle, wie es die Anwohner*innen-Initiative fordert, ist noch in weiter Ferne. Eine Sicherungsverfügung würde zunächst bedeuten, dass beispielsweise eine Plane über das Gebäude gespannt werde, um es vor der Witterung zu schützen, erklärt Isermann. Dass das schon in wenigen Tagen geschieht, ist aber unwahrscheinlich. In einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Links-Fraktion vom Dienstag heißt es, die Stadt wolle vor der Einleitung von Zwangsmaßnahmen noch eine letzte Frist setzen.

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