Fridays-for-Future-Demonstration: Anführer oder Mitläufer?

Niedersachsens Umweltminister Lies und Landesbischof Meister wollen an der FFF-Demo teilnehmen. Meister ist eingeladen – Lies nicht.

An einem Fahrrad ist auf einer "Fridays for Future"-Demonstration im April in Hannover ein Schild mit der Aufschrift „Olaf schmilzt!“ befestigt.

„Olaf schmilzt!“: Das gilt für den Disney-Olaf – der von der SPD taut eher auf Foto: dpa

HAMBURG taz | Die Fridays-for-Future-Bewegung kann sich vor Unterstützern kaum retten. „Umweltminister und Landesbischof führen Klima-Protestzug an“ tickerte der Evangelische Pressedienst (epd), mit Blick auf die heutige KIimastreik-Demonstration in Hannover. Das ist nicht ohne einen gewissen Beigeschmack, denn Olaf Lies (SPD) und Ralf Meister (evangelische Kirche) waren in der Vergangenheit klimapolitisch nicht immer ohne Sünde.

Und ganz so wie in der euphorisch zugespitzten epd-Überschrift werden Minister und Bischof nicht auftreten. „Herr Lies und Herr Meister gehen am selben Startpunkt los“, sagt Benjamin Simon-Hinkelmann, Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers. Es sei aber keine gemeinsame Aktion.

Im Gegensatz zum Minister ist der Bischof von den Fridays for Future (FFF) Hannover jedoch eingeladen worden, an einem der Startpunkte des Sternmarschs zu sprechen. Die Kirche habe sich nicht an die Bewegung anbiedern wollen, sagt Simon-Hinkelmann. Nach dem Aufruf der Fridays for Future an die gesellschaftlichen Organisationen, mitzumachen, habe die Kirchenführung an die Gemeinden appelliert, sich zu beteiligen.

In gewissem Sinne könnte man von einer Zurück-Einladung sprechen, denn im Mai hatte Meister die Fridays for Future eingeladen. Erstmals in seiner Amtszeit waren bei der Landessynode zwei Gastrednerinnen ans Pult getreten: Die Fridays-for-Future-Aktivistinnen forderten die Landeskirche auf, sich mehr für den Klimaschutz zu engagieren. Zwar hatte die Kirche unter Meisters Führung ein Klimaschutzkonzept beschlossen. „Doch wir setzen es nicht mit der Ernsthaftigkeit um, die wir angesichts der drängenden Notwendigkeit bräuchten“, räumte der Bischof ein.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) veranstaltet regelmäßig Dienstwagen-Umfragen.

Unter den Bischöfen belegte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister 2011 mit seinem VW-Phaeton und 224 Gramm CO2 pro Kilometer den letzten Platz. 2018 lag er mit einem Audi Q7 und 137 Gramm auf dem 37. von 45 Plätzen. Er hat aber schon ein neues Auto.

Unter den Umweltministern lag Lies 2018 mit seinem Audi A3 Sportback und 94 Gramm auf Platz eins.

Der Vergleich zeigt genormte Emissionen, nicht die realen.

„Unser Motto ist: Alle fürs Klima“, rechtfertigt FFF-Sprecherin Lou Töllner die Einladung Meisters. Solange sich die Kirche den Klimaschutz-Forderungen anschließe, könne das nur positiv sein.

Dabei hatte der Bischof lange einen gewissen Nachholbedarf. 2011 machte er von sich reden, weil er in einem Vergleich der Deutschen Umwelthilfe unter den Bischöfen das klimaschädlichste Auto fuhr, einen VW-Phaeton. Über die Jahre hat er sich zwar stark verbessert, doch im vergangenen Jahr war er immer noch unter den größten Sündern: Platz 37 von 45. Mittlerweile habe er ein besseres Auto, versicherte sein Sprecher.

Olaf Lies machte mit seinem Amtswechsel einen gewaltigen Sprung in puncto klimafreundlich fahren. 2017 war der Dienstwagen des damaligen Wirtschaftsministers der elftschlechteste unter den 300 Dienstwagen aller Landesminister und Ministerpräsidenten. 2018 hatte der Wagen des jetzigen Umweltministers den geringsten CO2-Ausstoß.

Lies scheint tatsächlich eine Entwicklung durchgemacht zu haben. Vor einem Jahr hat er noch ein Papier mehrerer Bundesländer unterzeichnet, das sich gegen den schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung richtete. „Die Forderung, morgen alle Kohlekraftwerke abzuschalten, ist doch absurd“, sagte er damals im Landtag.

Ein Jahr später forderte Lies die Bundesregierung auf, einen nationalen Generalplan für den Klimaschutz zu entwickeln. Auch einen Kohleausstieg vor dem bisher geplanten Ende 2038 befürwortete er. „Unser ehrgeiziges Ziel muss 2030 sein“, sagte der Umweltminister. Besonders wichtig sei dabei der Schutz der CO2 speichernden Wälder und Moore.

Er werde an der heutigen Demonstration zum Weltklimatag teilnehmen, weil dieser nicht mehr nur für Fridays for Future sei, sondern zeige, dass der Klimaschutz in allen gesellschaftlichen Gruppen angekommen sei, sagte Lies der taz. Der Klimaschutz habe eine elementare Bedeutung und sei einer der ganz großen Herausforderungen. „Wir sind die Generation, die das lösen muss.“

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